Mehr Adventure-Action als Action-Adventure
Euch erwartet ein waschechtes Action-Adventure, wenngleich der Adventure-Aspekt vonseiten der Entwickler*innen bei MachineGames in den Vordergrund gerückt wird. Die Umgebung erkunden, Hinweise finden, versteckte Passagen erforschen und Rätsel lösen. Das klappt soweit auch ganz gut und wird schön stimmig in die Story eingebunden. Es gibt keinen Druck, der Hauptquest sofort zu folgen. Oft genug existiert die Möglichkeit, durch die Räumlichkeiten des Vatikan zu schleichen oder im Arbeiterlager bei den Pyramiden Aufzeichnungen zu entdecken.
Der Action-Part wird deutlich nach hinten gestellt. Häufig muss sich Indy durch Gebiete stehlen, in der seine Anwesenheit unerwünscht ist. Patrouillierende Wachen können in vielen Fällen abgelenkt oder mit einem beherzten Knüppelschlag aus dem Hinterhalt außer Gefecht gesetzt werden. Kommt es dann doch einmal zur Konfrontation, packt Dr. Jones seine Nahkampf-Skills aus, die aus ein paar saftigen Boxschlägen bestehen – gegen muskelbepackte, stiernackige Nazi-Schergen nicht immer die effizienteste Wahl.
Zum Glück gibt es da noch die Peitsche, mit der ihr Gegner kurz taumeln lassen könnt, was euch zu der Chance verhilft, zu einem herzhaften Schlag auszuholen. Bewaffnete Gegner lassen ihre Knarre sogar fallen, was eurer Gesundheitsanzeige durchaus zuträglich ist. Schießen könnt ihr übrigens auch – allerdings nur als absolute Notlösung. Patronen sind ein rares Gut und nachladen dauert wirklich lang. Außerdem wird jeder Soldat und jeder Wachmann in der Nähe auf euch aufmerksam, wenn ihr rumballert – und wird euch natürlich mit gleicher Münze antworten.
Viel zu entdecken, aber…
Meiner Meinung nach hätte die Waagschale sogar noch ein bisschen mehr in Richtung Tüftelei und Erkundung schwenken dürfen. Die Rätsel sind zwar nett, aber selten wirklich fordernd. Erst recht, wenn eure Begleitung nach einer Weile ungefragt Hinweise gibt. Ja, Gina, ich weiß, dass ich die Spiegel neu ausrichten muss, ich bin ja schon dabei. Als Anmerkung sei dazu aber gesagt, dass sich die Rätsel (wie auch Action-Passagen) in drei Schwierigkeitsstufen einstellen lassen und ich jeweils die mittlere gewählt hab.
Die Erkundungen an den verschiedenen historischen Schauplätzen sind interessant, wirken auf Dauer aber nicht mehr so wichtig – vieles in diesem Zusammenhang ist an Sammelquests und optionale Aufträge gekoppelt. Für Spieler*innen, die gerne alles in einem Spiel abklappern und viel über die originalgetreuen Schauplätze erfahren, ist das ein nettes Gimmick – spielerisch allerdings schnell repetitiv.
Stealth-Passagen – nichts für Ungeduldige
Ähnliches muss ich leider über das Kampfsystem sagen – ein weiterer Grund, warum die Action meiner Meinung nach zu Gunsten von mehr Rätseln ein bisschen in den Hintergrund hätte gerückt werden können. Immer wieder in Ego-Perspektive den gleichen Nazifressen eines auf Selbige zu geben, wird irgendwann ermüdend.
Allerdings ist auch zu sagen, dass viele Abschnitte auf Schleichen ausgelegt sind – natürlich sollt ihr euch nicht so mir-nichts-dir-nichts durch schwer bewachte Areale prügeln können. Fast immer gibt es einen unterirdischen Geheimgang oder eine nicht abgeschlossene Hintertür, durch die ihr euer temporäres Ziel erreichen könnt.
Diese jedoch zu finden, ist eine andere Herausforderung. Da kann man schon mal bei dem einen oder anderen Versuch der Infiltrierung den wachhabenden Faschisten in die Arme laufen, die schnell ihre Kollegen herbeipfeifen. Und gegen diese Übermacht zu bestehen, ist einfach nicht vorgesehen. Also heißt es im Regelfall: Laufwege beobachten, die Karte zu Rate ziehen, bedeckt halten und dann und wann die beliebte Stealth-Trumpfkarte ziehen, indem ihr mit einer gezielt geschmissenen Weinflasche (die man während einer Wachschicht scheinbar in großer Zahl leeren kann) ein paar Blitzbirnen ablenkt.
Dabei kommt einem nicht gerade zupass, dass es keine manuelle Speichermöglichkeit gibt. Das Spiel speichert regelmäßig automatisch, sodass ihr euch über einen verlorenen Fortschritt keine Gedanken machen müsst, aber so manches Mal muss man eine nervige, eigentlich mit Bravour gemeisterte Stealth-Passage mehrfach angehen, wenn man auf der Suche nach des Rätsels Lösung ist.