Entschuldigung. Aber ich habe gerade schon wieder meine Krone verloren. Game Over – oder wie es hier in goldenen Lettern heißt: No Crown, no King! Wie wahr, denn die Monster haben mich überrannt und das goldene Ding stibitzt. Tief im Wald glimmt ihr Portal und spuckt sie meist aus, wenn die Nacht herein bricht. Es war eine ganze Kolonne dieser zum Teil maskierten Unholde. Drei, vier Wellen konnte ich bisher aufhalten, aber jetzt gab es kein Halten mehr. Während ich ganz weit rechts im Wald den Bau einer Palisade im Fackelschein überwachte, stürmten sie von links in mein Reich. Als ich hoch zu Ross nach dem Rechten sehen wollte, war es schon zu spät, denn die dämonische Stampede hinterließ eine Spur der Verwüstung.
Dabei lief es gerade so gut! Ich hatte schon eine prächtige Halle mit schöner Standarte, sogar eine Wassermühle und zwei Katapulte! Wieso können die Idioten sie nicht besser einsetzen? Und warum darf ich nix selbst regeln? Egal. Alles weg. Jammern hilft natürlich auch nicht. Ich muss von vorne anfangen und es als König in diesem kniffligen Sidescrolling-Aufbauspiel besser machen. Learning by doing heißt die Devise – immer wieder. Obwohl die Niederlage gerade noch unheimlich frustrierte, zieht mich diese charmante Kulisse magisch an. Sie erinnert an das gemütliche Mittelalter-Flair von BlueBytes ersten Siedlern, wenn da im Sonnnenlicht auf freier Wiese gehämmert und gezimmert wird. Der ansehnliche Pixelstil sorgt zusammen mit den lieblichen Klängen für märchenhaft ritterliche Atmosphäre, zumal es sogar Spiegelungen und Morgennebel, Wolken, Wetter und Blutmonde gibt. Ich fühl mich fast wie zu goldenen Amiga-Zeiten, hier wirken die Bildpunkte wie mit DeluxePaint gemalt.
Der König hat das Gold
Man startet als König oder Königin auf einem Pferd mitten im Wald und kann lediglich eines machen: Nach links oder rechts reiten und Gold ausgeben. Und zwar an jenen Stellen, an denen offene Münzplätze eine mögliche Bau-, Rodungs- oder Kaufaktion markieren. Oder dort, wo herrenlose Bewohner und Händler spazieren, die dann ins eigene Lager wandern. Hat man dort bereits einen Bogen gekauft, schnappen sie den und werden Jäger, so dass sie selbständig Hasen schießen oder Türme bemannen. Hat man dort einen Hammer gekauft, werden sie Arbeiter und ziehen die Palisaden, Mühlen & Co in die Höhe. All das wird sehr minimalistisch, aber putzig animiert und ist bei aller Einfachheit dennoch angenehm rätselhaft.
Es gibt kein Tutorial oder lange
Erklärungen, keine aufpoppenden Hinweise oder Listen mit Freischaltungen – man muss die kleinen Geheimnisse dieses Aufbauspiels in der Praxis lüfte und dabei viele Fehlschläge in Kauf nehmen. Was hat es z.B. mit dieser steinernen Statue auf sich, die ich zum Leuchten bringen kann? Was passiert, wenn ich diesen hölzernen Tempel ausbaue? Lohnt es sich, diesem fahrenden Händler vier Gold zu geben? Das sind zu Beginn eher die Fragen, die das Gelände tief im Wald betreffen, während man mit dem Aufbau im Zentrum genug zu tun hat. Der ähnelt sich auf Dauer viel mehr als etwa in FTL & Co, weil das Zufallsprinzip zwar das Geschlecht des Königs, die Farben von Standarten und Platzierungen, aber nichts Grundlegendes ändert.
Arbeiter, Jäger oder Bauer?
Die taktische Unterhaltung entsteht zum einen auf der wirtschaftlichen Seite: Wann gibt man das wenige Gold wofür aus? Wann riskiert man es den Bauern mit der teuren Sense auszustatten? Man muss sehr gut überlegen, wie viele Jäger und Arbeiter aktiv sein sollen, denn beide bringen durch Hasen oder gefällte Bäume zwar Geld, aber nur Erstere bekämpfen auch die Monster und nur Letztere ziehen die Gebäude hoch. Heuert man zu viele an, hat man vielleicht zu wenig Wälle und Türme oder vergisst, sein Lager im Allgemeinen erst zu einer kleinen Halle, dann zu einer Festung mit Palisade auszubauen – all diese strukturellen Maßnahmen kosten viel Gold. Jeden Morgen kann man zwar einen bestimmten Betrag aus der Kiste nehmen, aber der reicht hinten und vorne nicht!
Also muss man Prioritäten setzen und darauf achten, nicht zu früh das Falsche zu befehlen – denn Obacht: Der König kann einmal erteilte Befehle nicht rückgängig machen, kann bei Angriffen auf die linke Flanke keine Schützen von rechts dorthin schicken, kann nicht mal die Stellungen von Katapulten oder Feldern bestimmen – diese Statik kann extrem nerven, weil man hilflos zusehen muss und als König in Extremsituationen nicht manuell eingreifen kann, aber sie ist auch Teil eines Spieldesigns, das die totale Vorausplanung zelebriert. Alle Plätze sind vorgegeben und die Reihenfolge ihrer Fertigstellung hängt erstens von der Reihenfolge der Baumarkierung und bei vielen parallelen Projekten von der Wertigkeit der Bauaktion ab. Hat ein Arbeiter die Wahl zwischen Bäume fällen oder Palisade bauen, wird er Letztere zuerst hochziehen. All diese statischen spielmechanischen Ursachen und Wirkungen muss man sich selbst erschließen – und sie sind sehr wichtig.
Nur indirekter Einfluss, kein aktiver Kampf
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Aufbauspielen klickt man hier auch nicht einfach etwas in Baumenüs an – der König muss alles selbst abreiten und ansagen. Sprich: Wenn Leute fehlen, muss er weit in den Wald reiten und die Wegelagerer mit einer Münze anwerben, worauf diese erst die Farbe wechseln und langsam gen Burg losziehen. Wenn irgendwo Holz geschlagen oder Wälle errichtet werden sollen, muss der König die Bäume oder den Boden dort auch markieren. Aber diese Erkundungen können sich lohnen und erhöhen den Spaß, denn man kann auch mal eine Kiste mit Gold oder einen lukrativen Händler finden, der billige Bögen in petto hat. Man ist also ständig im Sattel unterwegs, wobei man sein Pferd nicht endlos galoppieren lassen kann – irgendwann prustet es und muss verschnaufen. Hoffentlich nicht dann, wenn die nächste Monsterwelle heranrauscht! Auch sollte man seine Arbeiter nicht nachts in den Wald schicken, so dass man auch den Tag- und Nachtwechsel beim Timing seiner Befehle beachten muss.
Kommen die Monster, muss sich die Burg wie in einer Tower Defense beweisen: Hat man die linke und die rechte Seite gut geschützt? Die Monster rennen wie wild gegen Palisaden, die langsam zermürbt werden, während die Jäger sie beschießen und hoffentlich treffen. Sind die meisten zu Beginn noch mit einem Schuss zu besiegen, werden sie bald immer stärker und frecher – irgendwann fliegen sie sogar! Schaffen sie es in die Burg, verjagen sie nicht nur die eigenen Leute, sondern rauben alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Verluste an Arbeitern, Bögen und Hämmern können enorm sein, denn all das muss man am nächsten Morgen wieder aufbauen, falls man denn als König nicht selbst erwischt wurde. Ach so: Wie gewinnt man eigentlich? Was ist das Ziel? Kingdom läuft nicht endlos, findet es heraus.
Habe soeben das Spiel im Halloween Sale beim PS Store gefunden (für 2,09€) welches mir bis heute völlig unbekannt war. Schön das es hier einen Test dazu gibt, der auch noch so positiv klingt, obendrein von Jörg.
Werde Kingdom: New Lands mal eine Chance geben
Mal ganz davon abgesehen läuft das Spiel bei mir auch bei höchstem Wuselfaktor butterweich. Keine Ahnung ob das nun an den Updates liegt, oder an meinem mittelmäßigen Laptop. Auf 'nem 286er hab ich es noch nicht ausprobiert.
Das ein Grafik von 1980 einen High end Rechner zum Schwitzen bringt ist lachhaft.
Die Engine hat das Problem, daß ab dem Tag 100 es ploetzlich anfaengt unperformant zu werden.
Darum sagte ich ja auch weiter oben, nimm blos nicht mhr als 6 Bauern, die reichen absolut !
Dennoch ist ab dem 100sten Tag merklich zu erkennen ,daß es anfaengt zu ruckeln.
Du brauchst auch irgendwie viel zu lange
Das letzte Tor habe ich nicht mehr geschafft.