Ronald Drump liegt in den Umfragen und Prognosen nur wenige Prozentpunkte vor mir. Nichts, was Sorge bereiten würde. Eine Diffamierungskampagne in der entscheidenden Phase vor dem Urnengang und schon sieht es anders aus. Dann noch bei entsprechenden Auftritten in der Öffentlichkeit die richtigen Themen ansprechen, Wahlkampfversprechen machen und bald sollte der Schlüssel zum Weißen Haus mir gehören. Also klicke ich mich durch die Menüs, treffe Entscheidungen, verteile Wahlkampfbudgets, lege für den Fall der Wahl grobe Budgets fest und hoffe, irgendwann die Auswirkungen in einem anderen Menü oder als kurze Einblendung über den Bildschirm huschen zu sehen. Ich treffe mich mit zahlreichen Personen aus Politik, Kultur, Gesundheit oder Wirtschaft und versuche, sie von meinen Ideen und Vorstellungen zu überzeugen. Die Umfragen werden positiver. Das Wahlergebnis wird dennoch knapp. Knapper, als ich es mir angesichts des investierten Kapitals gewünscht habe. Ich werde es wohl nicht mehr schaffen, bestimmte Gruppen auf meine Seite ziehen zu können. Nicht, weil ich sie nicht identifizieren kann oder mir die Argumente ausgehen. Sondern vielmehr, weil ich es partout nicht schaffe, in den unübersichtlichen Menüstrukturen dieses prinzipiell staubtrocken bis schlichtweg hässlich präsentierten Politik-Simulators auf Anhieb die richtigen Ziele zu finden.
Ob ich es ins Weiße Haus geschafft habe? Das lasse ich unbeantwortet. Viel wichtiger ist nämlich, dass Power & Revolution: Politik-Simulator 4 inhaltlich im Vergleich zu seinen Vorgängern massiv zugelegt hat. Es stehen fast 20 Szenarien zur Verfügung, die man in nahezu allen von der UN anerkannten Nationen starten kann. Dabei reicht das Spektrum von allgemeinen Aufgaben wie „Führe die Opposition an die Regierung“ bis hin zu spezifischen Aufgaben wie Terrorbekämpfung, Revolution, der Senkung des Staatsdefizits à la Griechenland. Je nach Wahl ändert sich nicht nur die Basiskonfiguration und Aufgabenstellung, sondern auch die Auswahl der zur Verfügung stehenden Länder. Eine Revolution kann man nur in politisch instabilen Staaten oder Diktaturen starten, während die Verringerung des Staatsdefizits nur in zehn Ländern gespielt werden kann. Dabei orientiert man sich weitgehend an realen Ereignissen wie der Ukraine-Krise oder dem Krieg in Syrien und Irak gegen (oder für) IS. Allerdings verwendet man wie beim bereits erwähnten Ronald Drump verfremdete Namen von realen Personen/Politikern und hat den vorkommenden Parteien eher übergeordnete Beschreibungen gegeben und diese dann abgekürzt. Doch gerade deswegen wäre es vielleicht auch besser gewesen, sich fiktiven Szenarien zuzuwenden. Einerseits ist es zwar faszinierend, den Versuch zu starten, gegenwärtige Konflikte auf politischer oder militärischer Ebene im Spiel lösen zu wollen. Andererseits ist das „Spiel“ mit diesen realen Grundvoraussetzungen problematisch. Vor allem, wenn sich Konsequenzen nur als leicht aufbereitete Tabellenkalkulation oder schwach dargestelltes Taktik-Geplänkel präsentieren.
Sieg der Übersichtlichkeit?
Zwar versucht ein Tutorial, einem die wichtigsten Elemente nahezubringen, doch schon hier wird man mit Infos überfrachtet, die auf dem Bildschirm aufploppen oder sich in den verschachtelten Menüstrukturen hinter einem weiteren Reiter verstecken. Trotzdem findet man sich immer wieder in Sackgassen, die einem nicht erklärt werden. Wieso kann ich auf Aussagen bestimmter Persönlichkeiten oder Politiker nicht reagieren und muss sie stillschweigend hinnehmen? Wieso kann ich die von mir gewünschte Zahl bei der Budgetierung nicht eingeben? Wieso kann ich Termine vereinbaren, das Datum verstreicht und nur per Zufall kann ich vielleicht irgendwo die Auswirkungen sehen? Die Möglichkeiten, die man hat, sind durchaus umfangreich. Die dazu gelieferten Erklärungen überhaupt nicht. Man muss sich vieles zusammenreimen. Ergebnisse wirken angesichts der getroffenen Entscheidungen durchaus plausibel, aber auch diffus. Es lässt sich schwer ausmachen, ob dieses oder jenes Resultat nun direkt oder indirekt mit einer getroffenen oder ausgelassenen Entscheidung zu tun hat. Sprich: Aus anfänglich noch spannendem Trial&Error wird irgendwann Beliebigkeit, im schlimmsten Fall sogar Belanglosigkeit.
Das Fazit lese ich für gewöhnlich nicht, hatte mich eher auf diese Absätze im Test bezogen:
"Es lässt sich schwer ausmachen, ob dieses oder jenes Resultat nun direkt oder indirekt mit einer getroffenen oder ausgelassenen Entscheidung zu tun hat. Sprich: Aus anfänglich noch spannendem Trial&Error wird irgendwann Beliebigkeit, im schlimmsten Fall sogar Belanglosigkeit."
"Nein, Power & Revolution macht es einem nicht leicht, sich mit den Inhalten anzufreunden. Dabei suggeriert es einem viele Möglichkeiten. " - Es suggeriert diese nicht nur, es hat sie
Sieh es doch positiv. Mich gibt es als Stimme des Schwarms summiert kostenlos. Gegen Aufpreis lege ich natürlich gerne eine sechsseitige Begründung nach.
Dann kann man sich ja bei künftigen Fragen direkt an dich wenden.
Finde es schade und unrichtig, dass dem Spiel "mangelnde Tiefe" vom Tester attestiert wird (Oder besser gesagt vorgegaukelte). Allein schon, dass sich jedes Land nach völkischen Vorlieben anders spielt und die Russen zB einen lynchen wenn man Russland versucht in eine Demokratie umzugestalten. Dass man für eine ausreichende Produktion und faire Bepreisung von Waren sorgen muss, will man nicht dass die Weltwirtschaft kollabiert. Dass einen teilweise die eigenen Familienangehörigen ermorden, wenn man es zu bunt treibt (Man kann diese auch selbst ermorden lassen). V
erhandlungsgeschick verschiederner Völker wird bei der Diplomatie tatsächlich sehr authentisch umgesetzt. Nur als Beipiel: Will man etwas von China, setzen sie den Preis extraorbitant an (Im gegensatz zu arabischen Völkern) um diese zwar schnell zu senken, aber ohne dabei vielGeduld zu zeigen. Nun meine Handelserfahrungen im realen China sind die gleichen, wenn man auf die Frage nach dem Preis 800€ als Antwort bekommt, auflacht, 1€ sagt und am Ende landet man bei 40€.
Dieses Spiel erfordert, dass man bei großen Plänen Dekaden (Ingame Zeit) investiert, da sich langfristige Auswirkungen erst später zeigen. Insbesondere wenn man die vorherrschende Regierungsform wechseln will (Diktatur o.ä) oder ein Land wirtschaftlich ausbluten lassen will. Versuch mal mit Saudi Arabien die US Wirtschaft so zu beeinflussen, dass Obama vom eigenen Volk hingerichtet wird, einfach nur faszinierend