Mech statt Mensch
Hinzu kommt, dass die Gegner längst nicht so gut simuliert werden wie die Physik. Sie beherrschen durch die Bank weg nämlich nur eine Art Aufschlag und verzichten auf nahezu alle Finessen, die über das gerade Schmettern der Bälle hinausgehen. Zu allem Überfluss spielt man ausschließlich gegen starre Roboter, was eigentlich kein Stolperstein sein muss. Nur kann man aus den spröden Animationen der Kunststoff-Kontrahenten nicht ablesen, wohin sie sich als nächstes bewegen werden – man kann sie sich also kaum zurechtlegen, einen Ball etwa genau auf den „Mann“ schmettern oder in die Richtung entgegen seines Bewegungsmoments spielen.
Die starren Widersacher holen ohnehin scheinbar mühelos jeden Ball. Es macht daher überhaupt keinen Spaß, sie von einer Ecke in die nächste zu jagen, und ist spielerisch auch nicht effektiv, da fast ausschließlich die Geschwindigkeit der geschlagenen Bälle zählt. Ärgerlich, dass sie sich zu guter Letzt partout nicht zu einem Ball hinbewegen, der gerade so die Platte verfehlt. Was spielerisch selbstverständlich keinen Unterschied macht, hätte den Ballwechseln wenigstens eine etwas glaubwürdigere Dynamik verliehen.
Trotz der Schwächen ist es durchaus spaßig und auch angenehm fordernd, sich mit der KI die Bälle um die Ohren zu schmettern. Es kommen spannende, schnelle Ballwechsel zustande, die sowohl erfahrene Tischtennis-Spieler als auch Einsteiger fordern. Letztere aktivieren ohnehin den Arcade-Modus, in dem eine Zielhilfe eigene Bälle mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf die andere Seite der Platte lenkt.
Offline
Insgesamt sind diese Duelle also immer wieder für eine Runde gut – ganz im Gegensatz zum zweiten und mit Abstand größten Problem des Spiels, den Online-Partien. Dass man lediglich schnelle Matches startet, also weder Dauer der Sätze einstellt noch Turniere startet: geschenkt. Eine Katastrophe ist jedoch die Verbindungsqualität. Bei allem Verständnis für die beschränkten Kapazitäten eines Independent-Studios ist dieser Netzcode eine Zumutung!
Bei jedem einzelnen Ballwechsel, den ich gespielt habe, wurden weder die Hand-Bewegungen meiner Gegner übertragen noch habe ich auch nur ansatzweise erkennen können, wohin ihr Ball eigentlich fliegen wird. Der wird nämlich frühestens ab dem Netz überhaupt erst dargestellt, was bedeutet, dass man nicht einmal die Hälfte der Information erhält, die man für einen brauchbaren Return benötigt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein derart brüchiges Onlinespiel erlebt zu haben! Dabei hätten gerade gute Online-Matches die Halbwertszeit von Racket Fury deutlich nach oben schrauben können. So stört es nicht einmal, dass man keine Freunde einladen kann – wer will ihnen das hier schon antun?
Hab's jetzt aber mal gefixt.