Ich kann auch selbst auf markierte Fremde zugehen – Bindeglieder zwischen zufälligen Geschehnissen und inszenierten Erzählungen mit mal mehr, mal weniger umfangreichen Nebenmissionen. So will jemand z.B. ein Stück Land erwerben. Zahle ich dem weit entfernt lebenden Besitzer also einen Obolus für sein Anwesen oder soll ich ihn einfach erschießen? Will ich dem Drogendealer tatsächlich sein Geld geben, das
ich ihm vom Empfänger der Ware überbringen soll? Und wie soll ich der jungen Dame erklären, dass ich ihren Peiniger und unfreiwilligen Vater ihres Kindes erschossen habe, anstatt ihn einfach zu entwaffnen? Kurze Filmszenen führen auch hier witzige, skurrile Charaktere, in einem Fall sogar eine wunderbar mysteriöse Figur ein…
Und schließlich gibt es natürlich Minispiele wie Pokern, Blackjack, Hufeisenwerfen, Five Finger Fillet oder Armdrücken, mit denen ich mir die Zeit vertreiben kann. Vor allem das Zocken am Pokertisch fängt Red Dead Redemption sehr stimmungsvoll ein. Es bringt zwar nichts, aber alleine die Tatsache, dass ich meine Gegner manuell anschauen kann, trägt zur rauchigen Atmosphäre bei. Die betont lässigen Sprüche meines Helden tun ihr Übriges. John kann sogar mogeln, indem er sich eine Karte zusteckt. Dafür muss ich einen Pfeil in der Bildschirmmitte halten – gelingt mir das nicht, wird Marston erwischt. Dann fordert ihn der aufmerksame Mitspieler zum Duell heraus und sitzt anschließend auch nicht mehr mit am Tisch. Blackjack ist nicht meine Welt; das Pokern ist aber ein kleines Highlight! Schade, dass die Anzahl der restlichen Minispiele so überschaubar bleibt. Zumal ich sie das erste Mal sehr gerne gespielt habe; danach war ihr Reiz zum größten Teil aber auch schon verfolgen.
Naturfreund John
Zum Glück erschöpft sich der starke Ideenreichtum, mit dem die Entwickler das Grenzland zum Leben erwecken, damit aber nicht. Denn die Tier- und Pflanzenwelt ist einer der wichtigsten Bausteine in Rockstars Westen. Zum einen wirkt es nämlich wunderbar glaubwürdig, wenn sich Kojoten auf ihre Beute stürzen, wenn ein Schuss einen ganzen Schwarm Vögel aufschreckt und mein Pferd im selben Augenblick scheut oder gar wegläuft. Zum anderen kann John in der Wildnis Herausforderungen angehen, indem er bestimmte Tiere jagt oder ausgeschriebene Kräuter sammelt. In verschiedenen Teilen der großen Spielewelt sind dabei unterschiedliche Pflanzen Zuhause, Ähnliches gilt für die Tiere. Letztere muss ich natürlich zunächst erschießen; trete ich dann an sie heran, kann ich sie häuten und ausweiden. Sollte ich die Reste nicht für meinen Auftraggeber oder die Herausforderungen benötigen, kann ich sie später bei jedem Händler gegen Geld absetzen. Apropos: Die Bevölkerung folgt sogar einem Tagesrhythmus: So findet man sich abends im Saloon oder am Pokertisch ein, steht tagsüber aber als Händler hinterm Ladentisch.
Doch warum sollte ich mich überhaupt so in der Natur austoben? Weil ich mir mit gemeisterten Herausforderungen kleine spielerische Vorteile verschaffe: Für das Erschießen der geforderten Tiere
kann John z.B. mehr Munition tragen. Zu den Herausforderungen gehört zudem das Aufspüren versteckter Schatztruhen – eins der schönsten Klischees im gesamten Spiel! Immerhin findet Marston lediglich eine Schatzkarte mit der Skizze des Verstecks und einer vagen Wegbeschreibung. Das Gold zu finden, ist also kein Automatismus, den ich per Knopfdruck auslöse, sondern gleicht trotz der etwas zu einfachen Verstecke einer echten Suche.
Rockstars Pferdenarren
Und apropos Pferde: So grazil und gleichzeitig kraftvoll hat sich seit Shadow of the Colossus kein Ross mehr bewegt! Aus praktischen Gründen drehen sich die Tiere zu schnell, beschleunigen und bremsen abrupter als in Wirklichkeit – aber das Gefühl, auf einem Pferderücken zu sitzen und die Bewegungen, die der Reiter mitmacht, fängt kein Spiel glaubwürdiger ein! Das ist umso wichtiger, da Marston den Großteil des Abenteuers im Sattel verbringt. Per Knopfdruck kann er das Reittier dabei jederzeit zu sich pfeifen und weil er jedes neue Pferd erst einige Kilometer einreiten muss, bevor er ihm richtig die Sporen geben kann, wachsen die Tiere richtig ans Herz! Und nicht nur das: Wie ich gleich zu Beginn gelernt habe, kann Marston sogar eigenhändig eine Herde ausmachen, sich ein starkes Tier aussuchen, es mit dem Lasso fangen und in einem kurzen Gleichgewichtsspiel über den linken Analogstick zähmen. Als mein so ausgesuchter Brauner, mein langer Begleiter irgendwann von einem Puma gerissen wurde, war ich richtig sauer – als er mir überraschend gestohlen wurde erst recht! Selbst als Freund des Gesetzes habe ich in diesem Augenblick einfach mein Gewehr gezogen und abgedrückt. So nicht! Erst später sollte ich herausfinden, dass mein Pferd seinen Dieb nach meinem Pfiff auch einfach abgeworfen hätte…
Rockstars hat zusammen mit Microsoft ein neuen, großen Patch heute für die XBOX Oen X veröffentlicht.
Ohne viele Kommentare, ein großer Unterschied:
https://www.youtube.com/watch?time_cont ... yoUtEmzCl4
Hab's nun nachgeholt. Nach dem dramaturgisch unterirdischen Einsteig stand ich schon kurz davor, das Spiel auf der Stelle wieder zu verkaufen, glücklicherweise rettet es sich im Verlauf ein wenig.
Das Spiel scheitert an seinen eigenen Ansprüchen, allen voran dem Anspruch, sich selbst so ernst zu nehmen; während man in GTA einfach mal seinen unernsten Ballerspaß in einer satirischen Welt haben darf, dokumentiert und bewertet RDR die Taten des Spielers in Form von Moral und Fame-Metern - spiele ich ein rücksichtsloses Arschloch, wird sich die Moral-Anzeige aber nicht im allergeringsten auf die Cutscenes auswirken, in denen Marston sich stets höflich und besonnen, teils sogar weise gegenüber Gutmeinenden beträgt.
Die große Spielwelt mit ihrer gigantischen Weitsicht ist (gerade für das Jahr 2010) atemberaubend schön, aber immer, wenn ich mich gerade mit meinem Pferd in der Atmosphäre verlieren möchte, kommt aus irgendeiner Ecke ein Algorithmus, der meint, er müsse mein unterstelltes ADHS mal wieder mit irgendeinem random event wie Banditen am Wegesrand usw. wegstupsen;
Kontakt mit Wasser über Lendenhöhe hinaus bedeutet den sofortigen Tod; manchmal fallen zwei Quests dramaturgisch so ungünstig auf demselben lokalen Fleck zusammen, dass eine Cutscene, in der Marston einen freundlichen Plausch hält, vor dem Hintergrund eines Dutzends Banditen stattfindet, die ihm gerade eigentlich den Kopf wegschießen wollen.
Ein anderes Mal werde ich von mehreren NPCs jäh auf offener Straße beschossen, ohne einen einzigen roten Blip auf der Minimap vorzufinden. Wehre ich mich, riskiere ich, dass die Polizei auf der Stelle mit einer ganzen Kavallerie nach mir fahndet, obwohl mir das Spiel im Laufe der Story an anderen Stellen weismachen will, dass die Polizei ihre Bürger nicht richtig schützen könne und unterbesetzt sei.
Innerhalb von Storymissionen kann ich alles und jeden über den Haufen schießen, ohne dass es jedwede moralische Konsequenz für mich hat. Außerhalb von Storymissionen...
Hatte bisher die PS3 Variante zu dem Game ausgeliehen und fand es sehr gut. Die relative durchschnittliche Grafik und die teilweise kellerigen FPS gingen mir aber auf die Nerven. Habe mir heute die GOTY Version für die Xbox geholt und freue mich schon nacher auf`s Zocken!
Ich habe es letzte Woche endlich mal gespielt! Aufgrund finanzieller und zeittechnischer Knappheit, habe ich es aufgrund des Tests erstmal liegen lassen.
Ich bin so froh, dass ich es gespielt habe! Was ein Wahnsinsspiel! Sicher, es ist nicht perfekt und teilweise kann man dei Kontrapunkte des Tests nachvollziehen. Das wird aber imo alles wieder ausgeglichen, durch die (über weite Strecken) sehr gute Story, den coolen Helden, die grandiose Kulisse und vor allem: dem Reiten. Rockstar hat die Bewegungen des Pferdes absolut toll hinbekommen und als ich meinen ersten Rappen gefangen hab, war das einfach ein geiles Gefühl.
Weltklasse Spiel und vor allem hat es mir viel besser gefallen als z.B. GTA IV, welches einfach überbewertet wurde.
Genauso wie Bayonetta - omg.