Langsam mahlende Level-Mühlen
Doch auch im Original-Modus kommt man nur schwer drum herum, seine Mitstreiter auch abseits der acht Kapitel umspannenden Haupthandlung um uralte Machtkämpfe zu trainieren. Zumindest stehen bereits zu Spielbeginn zwei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl, zwischen denen man auch später noch beliebig wechseln kann.
Nur von Schlüsselkampf zu Schlüsselkampf zu ziehen, ist aber selbst auf der leichtesten Stufe kaum machbar. Zudem erwarten einen abseits der Haupthandlung viele amüsante Ereignisse, Einblicke und Überraschungen, die es zu ergründen lohnt.
So kann man in persönlichen Gesprächen nicht nur mehr über seine Unterstützer und Wegbegleiter erfahren, sondern sich auch gegenseitig helfen und Beziehungen vertiefen. Sogar romantische Treffen und gemeinsame Freizeitaktivitäten sind möglich, was wiederum verborgene Charaktereigenschaften freischalten kann, die auch Auswirkungen auf den Gruppenzusammenhalt haben können. Wer will, kann die persönlichen Gefühle und Geschichten seiner Mitstreiter aber auch komplett ignorieren und sich rein aufs Erfahrungspunkte sammeln und Stufen erhöhen verlassen.
Militante Musikanten
Zumindest den als Waffen eingesetzten Instrumenten der einzelnen Gruppenmitgliedern sollte man aber eine gewisse Hege und Pflege zukommenlassen. So lassen sich Kirikas Harfenbogen, Agnums Gitarrenaxt oder Marions Kanonenorgel nicht nur vom örtlichen Tonmeister auf immer unterschiedlichere Weisen stimmen, um individuelle Wertesteigerungen und Bonuseffekte zu erhalten. Es können auch jederzeit einzelne Aspekte selbst ausgetauscht werden, um bestimmte Eigenschaften noch weiter zu stärken, Energiekosten zu senken oder Resistenzen zu ändern. Viele Aspekte und andere Gegenstände müssen sogar erst aus gesammelten Materialien hergestellt werden, während andere auch einfach gekauft werden können.
Klassische Waffen- oder Rüstungswechsel gibt es hingegen keine. Zudem haben die spielbegleitenden Erklärungen so ihre Lücken, wodurch man sich bestimmte Funktionen und Zusammenhänge anderweitig herleiten muss. Schade ist auch, dass man zwar frei zwischen englischer Synchro und japanischem Originalton (auf Switch als kostenloser Download erhältlich) wählen kann, aber keinerlei deutsche Lokalisierung stattgefunden hat. Darüber hinaus wurden viele Dialoge, auch während der Hauptgeschichte, nicht vertont. Manchmal gibt es sogar innerhalb einer Szenen erst Sprachausgabe und dann wieder nur Text.
Kritik muss sich auch die grafische Inszenierung gefallen lassen. Vor allem die Kulissen erinnern teils noch sehr stark an die PS3-Vorlage. Dafür ist die Bildrate die meiste Zeit angenehm flüssig. Nur manche Spezialangriffe im Kampf sorgen, gewollt oder nicht, für teils heftige Slowdowns, die den ansonsten angenehm flotten Auseinandersetzungen alles andere als gut zu Gesicht stehen. Vor allem, da man beim Erkunden der in Sektoren unterteilten und mit sichtbaren Gegnern bevölkerten Spielwelt zwar Pop-Ups ansonsten nicht einen Ruckler erlebt hat.
Schade, je weiter man spielt, umso mehr bröckelt das Spiel. Konnte meine anfängliche Euphorie nicht halten.
Gerade die größeren Publisher / Entwickler dürften zwischen zwei Stühlen sitzen: Einerseits wollen sie die zahlungsbereiten Otakus ausnehmen, die jeden Rotz kaufen, wenn nur ein paar gemalte Brüste zu sehen sind - andererseits wollen sie als ernstzunehmendes Unternehmen wahrgenommen werden. Am Ende kommen dann eben solche Mischproduktionen raus, wo irgendwas nicht stimmt.
In Final Fantasy XV streckt dir Cidney ihre Brüste regelmäßig ins Gesicht - aber im Charakterarchiv darf man weibliche Charaktere nicht zoomen. Als ob es ihnen im Nachhinein doch peinlich war.
Während bei einem Omega Labyrinth das Gameplay zweitrangig war, hauptsache ein paar notgeile Käufer, die noch nicht das Internet kennen, greifen zu. Immerhin: Omega Labyrinth bekam auch in Japan miese Wertung.
Ich hab mit Fanservice übrigens nur dann ein Problem, wenn es die treibende Kraft im Spiel ist, bzw. wenn das Spiel selbst eher schal ist. Daher werde ich auch nicht mit den Neptunia-Teilen warm. Grafik billig, Gameplay seicht, aber Fanservice z.T. sehr prominent eingestreut. Ein Dungeon Traveler 2 hingegen störte mich weniger:...
Ich habe erst ~3 Stunden gespielt, aber die genannten Punkte kann ich alle bestätigen:
Dass es keine klassischen Rüstungswechsel gibt, ist eine Designentscheidung, die mir nicht so gut gefällt, aber damit kann ich mich arrangieren. Dass man den Mitstreitern nicht direkt den Befehl "heilen" erteilen kann, dass das Anpirschen oft fehlschlägt und es kein Schnellreisesystem geben soll, ist wirklich schlecht gelöst. Soweit ich das sehe kann man auf der Weltkarte auch nicht überall speichern, was mir auch nicht gefällt.
Schwer zu sagen wie sehr die einzelnen Punkte ins Gewicht fallen wenn ich länger im Spiel bin, aber bisher sehe ich Shining Resonance eher als Tales of Kopie mit einigen fragwürdigen Spieldesignentscheidungen, aber auch mit einer Geschichte die theoretisch Potential hat. Ich vermute allerdings dass die Punkte immer nerviger werden, umso länger man spielt.
Aber morgen werde ich Octopath Traveler in Händen halten und dann muss Shining Resonance eh erstmal warten.