Gameplay-Genuss auf Gourmet-Level
All diese Facetten des Gameplays zusammengenommen ergeben einen quirlig bunten Strudel voller Inspiration und Referenzen aus allen Ecken des Videospielkosmos, der mich und meinen Teamkollegen nur so in sich aufgesaugt. Und zwar mit einem Pacing, das Saltos schlägt: Mal schlendern wir im eigenen Tempo voran, mal werden wir im Affenzahn über die Polygone gejagt. Flotte und teils unerwartete Perspektivwechsel ergänzen das spielerische Schnellfeuer wunderbar. Zusätzlich dazu weiß ein auffällig hochwertiges Sounddesign die richtigen Akzente zu setzen. Tief dröhnende Explosionen aus dem Weltall dringen mir bis ins Hirn.
Es kommt in mir kein Fünkchen Langeweile auf, während ich gespannt darauf hinarbeite zu sehen, was man uns als nächstes für Aufgaben vorlegt und in welches Gewand diese gehüllt sind. Dabei verdient sich das Spiel nicht nur meine volle Aufmerksamkeit, sondern fordert auch meine Konzentration. Zu einfach gestaltet sich hier nämlich nichts und ein kurzes Ausscheiden ist im Prinzip nur ein Fingerzucken entfernt.

Der Frustration wird allerdings vorgebeugt, indem unheimlich oft automatische Speicherstände entstehen, zu denen wir bei einem gleichzeitigen Tod zurückgesetzt werden. Einmal müssen wir diese manuell nutzen, weil sich mein Kollege hinter einer Kiste eingeklemmt hat. Abgesehen davon und einem Grafikzucken für wenige Sekunden fallen uns keine Bugs auf und das Spiel läuft absolut flüssig auf unserem gut ausgestatteten PC – sieht dazu in 4K auch noch Bombe aus.
Bossgegner werden ihrem Stand gerecht
Den Zuckerguss auf dem schon unfassbar gut schmeckenden Kuchen, der Split Fiction nun mal ist, bilden definitiv die Bosskämpfe. Aus der Kiste denkbarer Möglichkeiten für Abläufe wurde mit Baggern geschöpft. Alle großen Bosse haben mehrere unterschiedliche Stages, die jeweils verschiedene Herangehensweisen fordern.
Sobald ich denke, ein paar wiederholte Angriffe nach dem gerade erst etablierten Muster dürften reichen, um die Lebensleiste auszuradieren, kracht eine unvorhergesehene Wendung auf uns herein. Das kann zum Beispiel eine vollkommene Veränderung der Arena oder eine plötzliche Zwischensequenz mit Quicktime-Event sein, welche nicht zwingend dem vermeintlich familienfreundlichen Image entspricht.
Im Kern sind es zwar immer noch Schüsse, physische Frontalangriffe oder umgelenkte Projekte, die Schaden anrichten, allerdings paaren sich diese Strategien mit Plattformer-Einheiten oder den jeweils aktiven Fähigkeiten von Mio und Zoe, wodurch auch hier erfolgreiches Teamwork vonnöten ist. Was eher beständig bleibt sind die Angriffsoptionen der Bosse, die zum Großteil in Form von Pulswellen oder herabregnenden Objekten Geschick beim Ausweichen auf die Probe stellen – nur eben in variierenden Ausführungen.

Vom Design her sind die Endgegner mehr als gelungen und unter ihnen befinden sich ein paar Kandidaten, die sich mir als besonders eindrucksvoll ins Gedächtnis gebrannt haben. Beispielsweise wegen ihrer starken Inszenierung, übermächtigen Attacken-Marathons oder humorvollen Details an ihrem Auftritt. Das sind nicht nur die Haupt-Bösewichte, sondern auch Herausforderer inmitten von Leveln und in Nebensträngen.