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Sunless Skies (Rollenspiel) – Morbide Himmelsfahrer

Noch vor der Wende zum 19. Jahrhundert wurde London zwischen den Wolken neu erbaut: als fliegende Steampunk-Metropole, in der Teufel und andere Wesen ein- und ausgehen. Die Sonne war längst erloschen – ein künstlicher Stern beleuchtet die viktorianische Kulisse, dessen Licht drastische Folgen auf jeden haben kann, der sich ihm nähert. Und ihr werdet euch ihm nähern. Denn wer auch nur das geringste Interesse an gut geschriebenen Geschichten hat, sollte sich Sunless Skies nicht entgehen lassen!

© Failbetter Games / Failbetter Games / Digerati

Von morbide bis lustig

Die Welt von Fallen London wird oft als von Lovecraft inspiriert beschrieben und da ist viel Wahres dran. Ich will diesen Vergleich aber gar nicht mehr ziehen, weil Failbetter Games sowohl mit dem ursprünglichen Browserspiel als auch dem für PC, PlayStation 4 und iOS erschienenen Ableger Sunless Sea das Konzept einer von Grusel durchzogenen Welt voller übernatürlicher Vorgänge viel weiter getragen hat als es Lovecraft tat. Diente dem Horror-Visionär das Andere vornehmlich als bedrohlicher Hintergrund, haben die Spielemacher nämlich eine komplette Parallelwelt erschaffen, in der sie tausend kleine Geschichten erzählen.

Von morbide bis lustig über traurig und spannend ist alles dabei, wobei Sunless Skies dem Szenario des Fallen London eine neue Dimension verpasst. Zur Erklärung: London befand sich in dieser Welt ohnehin nicht mehr dort, wo es in unserer Realität liegt, sondern wurde unter die Erdoberfläche verfrachtet – so weit der Ausgangspunkt, wie aus dem Original und aus Sunless Sea bekannt. In Sunless Skies wurde ein neues London schließlich hoch über den Wolken errichtet, in einem Weltall, das aus „von Wind

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In der geheimnisvollen Welt von Fallen London herrschen andere Gesetze als in unserer. © 4P/Screenshot

durchfluteten Ruinen“ besteht, „wo die Gesetze des Kosmos nicht das sind, was wir uns vorgestellt hatten.“ In diesem Kosmos baut man etwa Zeit ab, mit der manches Leben schneller, manches langsamer vorüber geht.

Mach mal Dampf!

Dampfgetriebene Lokomotiven fliegen dort umher und machen Kreaturen den Platz streitig, die mal aus einem irdischen Ozean, mal aus ganz anderen Welten zu stammen scheinen. Aber auch Bienenschwärme brausen dort umher – sowie eure eigene Lok; ein Vermächtnis der verstorbenen Kapitänin, die eurem frei erstellten Alter Ego einen Sarg, ihre Crew und einen Auftrag hinterlässt. Was ihr damit tut, ist dann eure Entscheidung. Ich habe den Wunsch meiner Vorgängerin z.B. respektiert und den Sarg nicht geöffnet, hätte das aber jederzeit tun oder ihn aus welchen Gründen auch immer einfach behalten können.

Im Grunde ist Sunless Skies eine Art Pirates! oder Elite, in dem ihr euch frei bewegt, Handel treibt, Missionen annehmt und neben dem sehr seichten roten Faden um die sterbenden Sterne vor allem viele in sich geschlossene Geschichten erlebt. Dafür liest man Absätze kurzer Episoden und entscheidet, wie man die Handlung fortsetzen will. Stellt euch ein Pen&Paper-Rollenspiel vor, dessen Spielleiter euch nach einigen beschreibenden Sätzen immer wieder fragt, was ihr tun wollt.

Viele dieser Sätze sind natürlich Teile sich wiederholender Aktivitäten und damit stets die gleichen. Zahlreiche Entscheidungen haben aber auch einmalige Folgen oder enthalten Belohnungen. Und natürlich solltet ihr manchmal bestimmte Gegenstände an Bord haben, um voranzukommen. Mitunter muss auch einer der vier Charakterwerte eures Alter Egos einen Mindestwert haben. Sehr oft müsst ihr außerdem eine geforderte Anzahl bestimmter Ereignisse erlebt haben, um einen gewünschten Weg zu gehen.

  1. Ich habe seinerzeit Sunless Sea gespielt und war von Atmosphäre und Setting beeindruckt. Nur die Stories waren mir nicht interaktiv genug, hat sich da bei Sunless Sky etwas geändert? Bei Sunless Sea z.B. steuere ich einen Hafen an, bekomme eine nette Geschichte präsentiert, aber außer ein paar Entscheidungen treffen und Text lesen ist nicht viel los. Und dann fährt man zum nächsten Hafen und ließt sich die nächste Geschichte durch. Und egal wie spannend die Geschichte auch war, danach steht man wieder mit zu wenig Treibstoff, Nahrung, etc. da.
    Ich bin mir nicht sicher ob ich das richtig in Erinnerung habe, aber es war auch oft so, dass ich keinen Überblick über die akzeptierten Missionen habe. Wenn man das Spiel mal ein paar Tage liegen lässt, kommt man ohne Notizen nicht mehr rein.

  2. :-) Nervenschonender ist Skies auf jeden Fall! Ich finde die Survival-Aspekte auch richtig gut, nur die Roguelike-Elemente brauch ich halt nicht. Gerade in Verbindung mit dem deutlich langsameren Ablauf war Sea da klar im Nachteil - sprich, Skies ist in der Beziehung meiner Meinung nach wirklich das rundere Spiel.

  3. 4P|Benjamin hat geschrieben: 09.02.2019 02:06 Da schreibt man das extra in den Test.... ;-P
    Zum einen kannst du Sunless Skies so spielen, dass du nach dem Tod nicht praktisch komplett von vorn startest, sondern den (automatischen) Speicherpunkt am letzten Hafen fortführst und zum anderen kannst du den Ressourcenverbrauch in zwei Stufen runterregeln. Dabei empfand ich den Verbrauch schon auf der höchsten Stufe als nicht sehr fordernd. Am Anfang ist es relativ schwer und man muss erst mal reinkommen. Aber ziemlich schnell hat man noch dazu genug Geld, um im Frachtraum immer mehr als genug Treibstoff und Proviant zu haben. Erkunden fällt deshalb relativ leicht.
    Danke für die Info, Ben. Hast ja Recht, die Survival bzw. Grindingmechaniken werden im Test gut und ausführlich beschrieben. :Blauesauge: Mir ging's vor allem um den direkten Vergleich zum Vorgänger, weil ich diese Element nicht per se schlecht, in Sunless Sea jedoch zu dominant finde. Das mit dem regelbaren Ressourcenverbrauch klingt da erstmal ganz nett und nervenschonend.

  4. Da schreibt man das extra in den Test.... ;-P
    Zum einen kannst du Sunless Skies so spielen, dass du nach dem Tod nicht praktisch komplett von vorn startest, sondern den (automatischen) Speicherpunkt am letzten Hafen fortführst und zum anderen kannst du den Ressourcenverbrauch in zwei Stufen runterregeln. Dabei empfand ich den Verbrauch schon auf der höchsten Stufe als nicht sehr fordernd. Am Anfang ist es relativ schwer und man muss erst mal reinkommen. Aber ziemlich schnell hat man noch dazu genug Geld, um im Frachtraum immer mehr als genug Treibstoff und Proviant zu haben. Erkunden fällt deshalb relativ leicht.

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