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The First Descendant im Test: Looten, schießen, leveln – aber in Langweilig

Was macht einen guten Loot-Shooter aus? Egal wie die Antwort ausfällt, The First Descendant dürfte kaum eine Erwähnung finden. Warum? Das verraten wir euch im Test.

Ein Loot-Shooter, wie er kaum unkreativer sein könnte: The First Descendant im Test.
© Nexon / bearbeitet mit Adobe Photoshop

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Man nehme eine gehörige Prise Destiny, würze es mit einer beachtlichen Menge Warframe, setze auf optisch reizende Avatare und gebe es anschließend in die Pfanne mit dem Hochglanz-Look der Unreal Engine 5. Am Ende erhält man The First Descendant, einen Third-Person-Shooter von Nexon.

Erschienen ist der Free2Play-Titel am 2. Juli 2024 für den PC, die PlayStation 5 und Xbox Series X|S – mit ersten Achtungserfolgen. Auf Steam waren zeitweise fast 250.000 Spieler*innen gleichzeitig unterwegs, um unzähligen Alienwesen die blauen Bohnen und roten Laser um die Ohren zu pfeffern. Die Rezensionen sind hingegen durchwachsen: Nur 51 Prozent von über 41.000 abgegebenen Stimmen sind positiv. Ein Eindruck, den wir nach mehreren Stunden Spielzeit bestätigen können, denn The First Descendant wirkt wie ein Produkt, dass komplett am Reißbrett entstanden ist und eine eigene Identität gänzlich vermissen lässt. Mehr dazu erfahrt ihr im Test.

The First Descendant: Einmal die Daten bitte

Wer das erste Mal The First Descendant herunterlädt und startet, der wird mit den üblichen Bildschirmen begrüßt: Ein paar Logos, die Pflicht ein Konto zu erstellen und den Nutzungsbedingungen zuzustimmen. Mittlerweile längst Standard, wäre da nicht eine Sache, die heraussticht: Wer spielen will, muss zwingend der anonymisierten Datenverarbeitung durch Nexon zustimmen. Wo in anderen Spielen die Option geboten wird, einer solcher Sammlung zu widersprechen oder sie auf ein Minimum zu reduzieren, bietet das The First Descendant nicht.

Stattdessen muss man Nexon erlauben, so viele Daten wie möglich über einen zu sammeln und theoretisch mit unbekannten Drittunternehmen zu teilen. Was alles dazu zählen kann, wird in den entsprechenden Nutzungsbedingungen erläutert. Nichts davon ist wirklich besonders, dennoch ist es erwähnenswert, dass es eben keinen Weg gibt, dieser Datenkrake Einhalt zu gebieten – außer man verzichtet auf das Spielen. Für den Test von The First Descendant ist das natürlich keine Option.

Sci-Fi-Gebrabbel der Marke 08/15

Ist man dann im Spiel, geht es auch direkt los: Zu Beginn darf man sich für einen von drei Descendants, also Nachfahren, entscheiden. Zur Auswahl stehen eine Eismagierin, ein mächtiger Tank und ein optisch ganz klassisch wirkender Soldat. Alles wirkt reichlich unspektakulär. Ein Eindruck, der sich schon bald noch weiter verfestigen wird: The First Descendants Geschichte und die Welt wirken wie aus einem Handbuch für generische Sci-Fi-Storys angefertigt.

Grundsätzlich geht es mal wieder darum, dass ein mächtiges Alien-Volk, Vulgus genannt, die Menschheit seit gut einem Jahrhundert angreift. So wirklich erfolgreich verläuft die Invasion allerdings nicht, da die Bösewichte lediglich ihre Bodentruppen auf den Kontinent Ingris bringen – ihre mächtigen Kolosse bleiben zwischen den Dimensionen gefangen, wo sie nur darauf warten, von den Nachfahren vernichtet zu werden. Immer und immer wieder, der Grind lässt grüßen. Dazu aber später mehr.

Außerdem dreht sich die Geschichte um die Jagd nach den Eisenherzen, drei besonders mächtige Artefakte, die auf keinen Fall in die Hände des Oberfieslings geraten dürfen. Warum diese so wertvoll sind, versucht The First Descendant in Form von unzähligen Dialogen, Zwischensequenzen und Lore-Hintergründen zu erklären, scheitert aber auf nahezu ganzer Linie. Oft wird nur ein Sci-Fi-Kauderwelsch aneinandergereiht, dessen Zusammehänge völlig willkürlich wirken. Aus dem Nichts wird auf einmal von der Entfesslung einer Arche gefaselt, es werden dimensionale Wände erwähnt und anderer Pseudo-High-Tech-Kram eingeworfen, damit alles irgendwie nach Zukunft klingt. Es ist ein ziemliches Durcheinander, dessen einziger Sinn darin besteht, so etwas wie einen roten Faden zu liefern.

The First Descendants Story hilft es natürlich auch nicht, dass fast alle Charaktere belanglose Abziehbilder sind. So gut wie keiner der Verbündeten ist in irgendeiner Weise symphatisch oder seine Handlungen, sofern diese überhaupt existieren, nachvollziehbar. Das beste Beispiel: Jeremy, ein Charakter, der gefühlt grundlos zu einem gemein ist, stets Widerworte wie ein rebellischer Teenager gibt und den man in einer längeren Questreihe zwingend ertragen muss – zum Glück lassen sich die Dialoge überspringen. Das ist sogar doppelt hilfreich, denn dann muss man auch nicht mehr die nicht vorhandene Lippensynchro ertragen.