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The First Descendant im Test: Looten, schießen, leveln – aber in Langweilig

Was macht einen guten Loot-Shooter aus? Egal wie die Antwort ausfällt, The First Descendant dürfte kaum eine Erwähnung finden. Warum? Das verraten wir euch im Test.

Ein Loot-Shooter, wie er kaum unkreativer sein könnte: The First Descendant im Test.
© Nexon / bearbeitet mit Adobe Photoshop

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Crafting: Schnell nur gegen Geld

Der reine Loot ist aber nur eine Quelle der Verbesserung in The First Descendant. Es gibt auch noch ein Crafting- beziehungsweise Forschungssystem, ganz genauso wie in Warframe. So lassen sich ultimative Waffen, die über spezielle Perks verfügen, oder neue Descendants alias neue Klassen herstellen. Für beides muss man jedoch erst einmal genügend allgemeine Ressourcen farmen und benötigt darüber hinaus noch spezielle Materialien, die nicht immer droppen.

Man darf also viele Stunden in die ewig gleichen langweiligen Missionen stopfen und darauf hoffen, den benötigen Gegenstand zu erhalten, um einen der anderen Nachfahren freizuschalten. Zum Glück kann man sich anzeigen lassen, wo man die Materialien überhaupt bekommt. Hat man dann irgendwann alles beisammen, muss man nur noch mehrere Stunden warten, bis der Prozess fertig ist – außer man bezahlt Geld. Mit der Premiumwährung darf man den Fortschritt ein ordentliches Stück beschleunigen, ganz wie in… na ihr wisst schon.

Überhaupt ist die Monetarisierung ein zweischneidiges Schwert in The First Descendant. Auf der einen Seite wirkt sie fair, da man sich im Grunde alle relevanten Inhalte ohne Echtgeldkosten erspielen kann, es dauert nur eben eine ganze Weile. Also wirklich sehr lang. Die andere Seite der Medaille zeigt bei der Preisgestaltung ihre hässliche Free2Play-Fratze: Das direkte Freischalten von günstigen Helden kostet etwa sieben Euro, für die ultimativen Versionen werden hingegen um die 45 Euro verlangt.

Hinzu kommt ein Battle Pass für zehn Euro und natürlich jede Menge kosmetischer Kram: Skins für Helden, Skins für Waffen, neue Farben für die Benutzeroberfläche, Emotes, Booster – Nexon fährt für The First Descendant alles auf, was man irgendwie monetarisieren kann. Natürlich sind die Preise in der Währung Caliber immer so gestaltet, dass man jeweils die etwas teureren Pakete kaufen muss…

Hauteng, wenn man Frau ist

Was bei The First Descendant ebenfalls rein optisch eine gewichtige Rolle spielt: Die übermäßig sexualisierte Darstellung der weiblichen Charaktere, insbesondere der Descendants. Die von mir zu Beginn ausgewählte Eismagierin Viessa glänzt mit einem prominenten Dekolleté, Bunny rennt im hautengen, vor allem den Hintern arg definierenden Anzug durch die Gegend und Giftexpertin Freyna setzt auf Lederjacke, Ausschnitt und High Heels. Die männlichen Helden wie Ajax stecken hingegen in riesigen Ritterrüstungen oder erfreuen sich über taktisch passende Lederklamotten – wohlformende Kleidung, die attraktive Körperteile betont, gibt es hier mit einer Ausnahme nicht zu sehen.

In den Skins macht sich dieser kaum zu übersehende Unterschied noch stärker bemerkbar. Für die weiblichen Descendants gibt es sowohl Hausmädchen-Outfits mit kurzem Rock, Strumpfhose und tiefen Ausschnitt zu erwerben (wer den Skin in der Vorschau bewegt, darf sogar einen Blick auf die Unterwäsche erhaschen) als auch Schuluniformen. Die bereits angesprochene Bunny darf sich derweil in ihrer ultimativen Form über einen hautengen Body erfreuen, bei dem gefühlt nur noch das Allernötigste bedeckt ist.

The First Descendant versteckt damit zu keiner Zeit, von welcher Zielgruppe man sich ordentliche Mikrotransaktionsumsätze erhofft. Das hat auch offenbar Erfolg: Während meiner Spielzeit bin ich gegen Ende schon einigen Skin-Käufer*innen begegnet.