Dialoge à la Firewatch
Spielerische Tiefe in Form von Gameplay-Elementen bietet The Invincible derweil nicht. Mit WASD bewegt man sich fort, mit Linksklick werden die meisten Aktionen ausgeführt. Die wenigen Gadgets haben jeweils eine eigene Taste, werden aber nur verhältnismäßig selten benötigt. Die Leertaste kommt derweil deutlich häufiger zum Einsatz, ist sie doch der Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation. Über ein Funkgerät stehe ich in regelmäßigen Kontakt mit Astrogator Novik, der aufgrund einer Verletzung selbst nicht an der Landung teilnehmen konnte. Vom Orbit aus leistet er mir Hilfe und seelische, wie wissenschaftliche Unterstützung, während ich überwiegend alleine und in Isolation das Mysterium von Regis III. erkunde.
Dieses System erinnert nicht zufällig an Firewatch: Das 2016 von Campo Santo veröffentlichte Adventure ist für
Starward Industries eine große Inspiration gewesen. Dementsprechend legt man auch für The Invincible großen Wert auf die Dialoge, die überwiegend sehr natürlich und lebensecht wirken. Das Zusammenspiel zwischen Yosna und Novik ist hervorragend, auch wenn es zu Beginn etwas trockener wirkt als die ersten Wortfetzen, die Henry und Delilah einst austauschten. Als Astrobiologin ist man in der Hierarchie dem Astrogator klar untergeordnet, dennoch gewinnt Yasna im Laufe der Handlung zunehmend Mut. In den Multiple-Choice-Dialogen kann ich dann auch widersprechen, andere Einschätzungen zur Lage abgeben, ironisch meinen Senf beitragen, meine berufsbedingte Neugier zur Schau stellen oder auch konsequent bestimmte Befehle ignorieren – die Konsequenzen, die mitunter zu verschiedenen Enden führen, muss ich dann aber selbst tragen. Auch Noviks zu Beginn sehr den Regeln befolgende Art lockert sich Stück für Stück auf, er wird sogar emotional und weiß mitunter selbst nicht einmal mehr, was er noch glauben soll. Wenn ich ihm einmal nicht antworte, denn auch das ist eine Möglichkeit, wird er, je nach Situation, nervöser und fragt intensiver nach. Könnte ja sein, dass ich gerade in Gefahr schwebe oder etwas mache, was überhaupt nicht dem Plan entspricht.
Hin und wieder merkt man Novik auch an, dass er die aktuelle Situation ganz und gar beschissen findet: Aufgrund eines Unfalls ist er zur Zeit der Handlung ans Raumschiff gefesselt und kann nicht, wie es ein
erfahrener Anführer tun würde, vorangehen. Das nagt sehr am Stolz des Astrogators, dem es wahnsinnig leid tut, wie es überhaupt zu der Situation auf Regis III kommen konnte. An die emotionale Tiefe, die Henry und Delilahs Unterhaltungen in Firewatch erzeugten, kommt The Invincible zwar nicht ganz heran. Dennoch erzeugen die ehemaligen Witcher-Entwickler einen durchweg spannenden, dynamischen sowie natürlichen Erzählfluss, der ebenso von der tollen englischen Synchronisation profitiert. Deutsche Sprecher gibt es nicht, dafür sind aber immerhin sämtliche Untertitel und Texte übersetzt.
Viel lineare Freiheit
Zwischen den zahlreichen Dialogen ist man viel zu Fuß unterwegs: The Invincible ist allerdings kein Open World-Spiel. Stattdessen erwarten euch, erneut je nach Situation, verschieden große Gebiete, in denen man sich angenehm frei bewegen darf. Hier und dort gibt es etwas zu Erkunden oder man kann die trotz ihrer Kargheit sehr schöne Gestaltung des Planeten aufsaugen, aber in der Regel ist der Weg vorgegeben. Lediglich gegen Ende der etwa sieben bis zehnstündigen Geschichte gibt es ein paar Bereiche, die man freiwillig näher untersuchen kann, um gegebenfalls noch den einen oder anderen Hinweis oder Bericht aufzuschnappen, der einem das Schicksal mancher Crew-Mitglieder näher bringt. Zwingend notwendig, um die Narrative zu verstehen, ist das allerdings nicht. Frei springen oder klettern kann man nicht, ebenso wenig fällt Yasna unvorhergesehen bestimmte Abhänge herunter.
Trotz des linearen Weges heißt das übrigens nicht, dass die Erzählung genauso geradlinig ausfällt. Immer wieder darf ich im Lauf des Spiels Entscheidungen treffen, die sich unmittelbar oder erst einige Zeit später bemerkbar machen. Opfere ich beispielsweise meinen eigenen Sauerstoff, um ein Crewmitglied wirklich retten zu können,
oder verzichte ich darauf, weil es möglicherweise mein eigenes Ende bedeuten dürfte? Sage ich die Wahrheit, oder nehme ich das Geheimnis mit ins Grab? Zwischendrin gibt es sogar die Möglichkeit, die Planetentour gänzlich abzubrechen und zum Raumschiff zurückzukehren – sofern man denn möchte.
Schön, dass die Entwickler meistens keine Hinweise einstreuen, welche Entscheidung denn die Richtige wäre. Es liegt ganz an euch und eurer Moralvorstellung, welche Wahl ihr trefft. Im Hinterkopf solltet ihr nur immer haben, dass ihr gerade einen völlig fremden Planeten erkundet, dessen ungewöhnliches Verhalten eine Entdeckung Wert sein könnte – aber zu welchem Preis?
Zu bedenken gilt jedoch: Es ist die Unreal Engine 4, sprich das Traversal Stuttering ist vorhanden, auch wenn es nur wirklich selten auftritt und angesichts des wirklich gemächlichen Spieltempos wenig ins Gewicht fällt. Das war glaube ich bei der Demo auch noch etwas stärker der Fall.
Hat nix mit der Amazon Serie Invincible zutun. Omniman wird nichtmal erwähnt. 1 von 5 Sternen. Würd 0 Sterne geben, wenn ich könnte.
Ney, Spaß. Der Test mach schon neugierig auf das Spiel. Leider gibt es auf PS5 keine Demo dafür, sonst hätte ich die gleich mal geladen.
Ich mag solche Wandersimulatoren. Natürlich mag ich auch meine 150 Stunden Open World Spiele, aber solche kurzen Ausflüge, die man auch mal an einem Wochenende beenden kann, schiebe ich gerne mal dazwischen. Firewatch hat mir schon gut gefallen; da werde ich hier auch nix falsch machen.
Ich bin ja eigentlich nicht der größte Sci-Fi- oder Weltraum-Fan, aber da mir Firewatch außerordentlich gefallen hat, werde ich mir The Invincible in näherer Zukunft (heh) definitiv mal anschauen.