Veröffentlicht inTests

Total War: Attila (Taktik & Strategie) – Zeitenwende in Europa

Mit Rome 2 hat Creative Assembly 2013 einiges an Kredit verspielt. Zu fehlerhaft war das Spiel zur Veröffentlichung, zu schwach die KI auf Kampf- und Weltkarte. Mit Total War: Attila versuchen sich die Entwickler in Wiedergutmachung am Ende eines Zeitalters. Ob in der Völkerwanderung der Spaß am Erobern zurückkehrt, klärt der Test.

© The Creative Assembly / Sega

Kluger Computer …

Gut ist auch, dass Creative Assembly eines der größten Probleme mit dem Vorgänger Rome 2 zumindest halbwegs in den Griff bekommen hat: Die Feind-KI auf der Kampagnenkarte funktioniert ordentlich und zieht nicht länger mit winzigen Armeen  durch mein Gebiet, die sich nacheinander abschlachten lassen. Stattdessen werde ich auch spät im Spiel noch stark unter Druck gesetzt. Mächtige Armeen greifen gezielt meine

[GUI_STATICIMAGE(setid=77641,id=92499809)]
Die Kampfanimationen und Einheitenmodelle überzeugen auf ganzer Linie. © 4P/Screenshot

Verteidigungs-Schwachstellen an und nutzen mitunter Aufstände oder Geländeverluste durch andere Fraktionen aus, um sich selbst ein Stück aus meinem Reich zu genehmigen. Selten begegnet man schwachen Heeresgruppen. Und selbst in der Defensive ist der Feind noch in der Lage mir bei entsprechend gefüllter Schatzkammer große Söldnerarmeen entgegenzuwerfen, um meinen Vormarsch zu verlangsamen.

Aufgrund der Anzahl der Stämme, Völker und Fraktionen habe ich bei größerer Ausdehnung meines Reiches übrigens schnell das gleiche Problem wie die Römer: Lange, mäßig bewachte Grenzen forderten so ziemlich jeden germanischen Stamm dazu heraus, meine Stärke zu testen, was mich nach deutlich mehr als 120 Runden urplötzlich in einen zermürbenden Rückzugskampf gezwungen hat. Sehr schön!

… dummer Computer

Allerdings gibt es nach wie vor Probleme, wenn der Feind von See aus angreift. Zwar hat der Computer nun endlich den Dreh raus wie man Truppen anlandet und kann auch von See aus in Städte einfallen. Insgesamt

[GUI_STATICIMAGE(setid=77641,id=92499757)]
Familienstammbaum und interne Politik spielen bei jeder Fraktion eine wichtige Rolle. © 4P/Screenshot

wirken die seeseitigen KI-Bewegungen auf der Strategiekarte aber wirr und unstrukturiert. Oftmals fahren Flotten nämlich jahrelang hin und her, ohne jemals irgendwo anzukommen.

Zudem wird die Verteidigung der Städte oftmals schleppend organisiert. Als ich während meiner Kampagne von Norden kommend nach Italien einfiel, wurden mir einige Städte und Regionen trotz Legionen in Reichweite fast kampflos überlassen. Erst Rom und Ravenna erforderten dank einer gut organisierten Defensive viel Geduld und Krieger.

Apropros Flotten: Nach wie vor kann ich meine Einheiten jederzeit ohne Hafen einschiffen – allerdings erhalten die unerfahrenen Seeleute starke Nachteile gegenüber der trainierten Marine-Infanterie im Kampf von Schiff zu Schiff. Ein ordentlicher Kompromiss zwischen Zugänglichkeit und Realismus.

  1. Denke, die ganze Serie ist nach MW2 einfach auf den falschen Dampfer gekommen. Als die Entwickler im Total War Center verkündeten, dass ihr Spiel zu komplex für Mods wären, wars eigentlich schon geschehen um die Serie. Sie haben sich entschieden, das ganze massentauglicher, einfacher und luktrativer zu machen. Früher war es selbstverständlich, dass du dir Total Conversion Mods auf das TW-Spiel klatschen konntest, heute ist das nicht mehr möglich - dafür gibt es jetzt unsägliche First-Day-DLC, technisches Bruchwerk und selbst der aktuelle Teil ist mal ehrlich gesagt nur ein Addon und für 30 Euro (zzgl. wiederum eigener First Day DLC) schlichtweg dreist teuer. Shogun 2 und danach dieser Last Samurai Verschnitt, für beides wurde anfänglich Vollpreis verlangt, genau die gleiche Masche. Artwork top, Gameplay flopp (wobei der MP-Teil durchaus launig war, gefiel mir aber unter Napoleon besser).
    Ohne gute Mod-Unterstützung haben Spiele einfach nur noch eine Halbwertzeit von maximal 24 Monaten, danach muss ein neuer Teil her für die Massen. Und genau das scheint lukrativer zu sein als ein Spiel, dass durch Mod-Unterstützung jahrelang gespielt und gekauft wird. Schade um TW.

  2. Ja das mit den Mods weiß ich.
    Spiele selbst immernoch Third Age für Medieval 2 wenn dir das was sagt.
    Ist ja allgemein auch recht bekannt und dazu gibts tausende Submods.

  3. skSunstar hat geschrieben:Das liest sich wirklich mies. Ist eben schon etwas her das ich den Test zu Rome 2 gelesen habe.
    Gibts keine Mods die da etwas verbesseren?
    Leider nicht, Mods können nur Feintuning betreiben. Abseits davon sind die Moddingtools seit Empire immer mehr eingeschränkt. Es hat schon seinen Grund, warum Mods für Shogun 2 niemals so umfangreich wie die von Empire waren.
    Auch noch ein Punkt, den ich vergessen hatte.
    Wie gesagt, meine größten Kritikpunkte betreffen halt die Engine und elementare Spielsysteme. Das Design ist zu unausgegoren, da steckt zuviel Streamlining drin. Wobei letzteres das Spiel ironischerweise sehr viel frustrierender macht, als es hätte sein müssen (siehe Provinzen ohne Verteidigung).
    Mich hat es schon ziemlich gewundert, wie viele Leute bei der 'Entschlackung' von Shogun 2 applaudiert haben. Das Spiel hat funktioniert, aber es war auch sehr viel begrenter als jedes andere Total War.
    Wobei Rome 2/Attilla objektiv gesehen, trotz massiver Designfehler, vermutlich kein mieses Spiel ist (sobald gefixt). Für mich ist es als Serienveteran einfach eine Enttäuschung. Ob es dir das anders geht, kann ich dir leider nicht sagen.
    Skippofiler22 hat geschrieben:Das Spiel hört sich interessant an, aber ich stehe eher auf "Echtzeit-" als auf "Rundenstrategie", auch wenn ein Teil davon, nämlich das Bilden von Armeen "Echtzeit-Strategie" ist.
    Im Grunde ist die Rundenstrategie - trotz seiner Zeitintensivität - immer nur der Hintergrund für die Schlachten von Total War, wo die spektakulärsten Momente des Spiels stattfanden. Sie liefert den Kontext, machte die Kämpfe noch spannender, sowie die Komplexität hinter dem Aufbau der Armeen und taktische Gegebenheiten.
    (Übrigens auch ein System, was MV2 besser behandelte: Dort war das Rekrutieren von teueren Einheiten auf einen sich langsam regenerierenden Pool begrenzt. Also musste man die Reihen mit billigen Soldaten auffüllen (die aufgrund des Spielsystems richtig eingesetzt mehr hergaben), und deine...

  4. Das Spiel hört sich interessant an, aber ich stehe eher auf "Echtzeit-" als auf "Rundenstrategie", auch wenn ein Teil davon, nämlich das Bilden von Armeen "Echtzeit-Strategie" ist.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1