Hat man letztlich aus den unzähligen Lokomotiven, Fahrgestellen, Waggons, Routen, Szenarien, Gebäuden, Umgebungs- oder Streckenobjekten das herausgesucht, was man möchte, wobei sogar Gegenstands-Abhängigkeiten bedacht und zum Herunterladen vorbereitet werden, wartet der nächste Schock: Als „Standard-User“ ist man bei der Download-Geschwindigkeit auf etwa 10 KB/Sekunde limitiert. Das war schon zu Zeiten von 56K-Modems ein Schlag ins Gesicht und ist in Zeiten, in denen man mit Handys in einer vielfachen Geschwindigkeit surfen kann, eine Zumutung. Abhilfe schafft das „First Class Ticket“, ein Premiumservice, der abhängig von der Laufzeit zwischen 13 Dollar (drei Monate) und 25 Dollar (ein Jahr) kostet und Downloads ohne Begrenzung verspricht. Das man den Käufern von Trainz: A New Era zum Einstieg nicht einmal einen Monat gratis gibt, ist sehr schade und definitiv keine gute Werbung. Immerhin: Hat man (ohne Erster-Klasse-Geschwindigkeit) die mitunter umfangreichen und damit Stunden dauernden Downloads hinter sich gebracht, stellt man fest, dass viele Inhalte des TS12 auch hier funktionieren.
Virtueller Modellbaukasten
Wer ganz viel Geduld und Zeit mitbringt, kann sich natürlich entsprechend in die Entwicklung von Community-Inhalten einbringen und entweder seine Kindheitsträume in einer Fantasie-Landschaft wieder aufleben lassen oder versuchen, seine Lieblings-Bahnstrecken oder Traum-Lokomotiven nachzubauen. Während man für Objekte, Lokomotiven etc. einschlägige externe Tools nutzen muss (Mesh-Erstellung, Bildbearbeitung), kann man Strecken im einfach zu bedienenden und mächtigen Editor in relativ kurzer Zeit aus dem Boden stampfen. Landschaft lässt sich erhöhen und senken, wobei man den Radius der entsprechenden Werkzeuge den Wünschen entsprechend anpassen kann.
Landschaftstexturen lassen sich schnell und unkompliziert tapezieren. Bäume und Gebäude lassen sich aus einer umfangreichen Auswahl an den entsprechenden Wunschplatz ziehen. Und sowohl Bahntrassen als auch Weichen, Signalleuchten und was man sonst so zum Betrieb einer Strecke braucht, lassen sich ebenfalls einfach bauen. Doch natürlich wird es trotz allen Komforts dauern, bis man z.B. die Intercity-Strecke von Hamburg nach Berlin nachgestellt hat. Und man wird vermutlich auch des Öfteren auf entsprechenden Hilfeseiten in den Weiten des Internet nach Hinweisen suchen, was man jetzt wie tun muss, um entsprechende Ergebnisse zu erzielen. Denn wie in so vielen Bereichen wird man in Trainz als Anfänger nicht nur allein gelassen, es wird größtenteils auch sehr spröde präsentiert.
Ruhiger Spaß
Normalerweise beschäftige ich mich sowohl privat als auch beruflich mit hektischeren Spielen. Doch trotzdem oder vielleicht gerade deswegen habe ich die ausgedehnten Momente, in denen ich auf die sich vor dem Zug entfaltende Strecke gestarrt habe, auf eine merkwürdige Art und Weise genossen. Zumindest für eine bestimmte Zeit konnte ich mich auf die „kontrollierte Langeweile“ einlassen und Spaß damit haben. Noch mehr Spaß hätte ich allerdings gehabt, wenn die Kulisse insgesamt imposanter gewesen wäre. Zwar wird für A New Era eine neue Engine verwendet. Und die Unterschiede zum Vorgänger, sind durchaus deutlich, wenn es um Sichtweite, Schattenqualität oder Texturdetails geht. Da aber die alten Inhalte zu großen Teilen weiter verwendbar sind, muss man natürlich mit einigen Kompromissen leben. Der größte davon ist sicherlich, dass die Engine zwar eine sehr gute Weitsicht bietet und man auch bis in eine Art Satellitenansicht herauszoomen kann, die Kulisse aber unter dem Strich im besten Fall nur ein bis zwei Jahre hinter dem Standard hinterher hinkt und teilweise auch nicht mit dem Train Simulator 15 mithalten kann, der z.B. auch mehr Kameraoptionen bietet.
Hier sind Schatten mitunter immer noch etwas grob. Der Dampf oder Qualm der Lokomotiven könnte voluminöser sein. Bei hohen Zoomstufen können die Texturen ebenso unschön flackern wie manche Schattierungen. Die Landschaften wirken mitunter etwas karg – oder um den Vergleich mit dem Modellbau abermals zu bemühen: Ein Kind schien irgendwann keine Lust mehr zu haben, sich Mühe zu geben. Alles wirkt „ok“, aber in keiner Form außergewöhnlich. Immerhin funktioniert die Streaming-Technologie ordentlich. Man kann zwar (vor allem bei hohen Geschwindigkeiten) sehen, dass die Detailtexturen erst relativ spät auf die Schienenpolygone geklebt werden, doch über die gesamten beinahe 650 Kilometer langen Fahrt von der englischen in die schottische Hauptstadt gab es beim konstanten Nachladen von Strecke und Umgebung keine Probleme. Was man im Führerhäuschen nicht immer behaupten kann. Zwar funktionieren die Anzeigen und Armaturen akkurat. Allerdings flackern die Anzeigenadeln in Abhängigkeit von ihrer Position und der Zoomstufe auch mal bis hin zum Verschwinden. Zudem hätte es nicht geschadet, die Texturen vieler Instrumente noch hochauflösender zu gestalten. Selbst beim Tutorial-Zug gibt es Beschriftungen, die man partout nicht entziffern kann. Dementsprechend kann sich Trainz A New Era trotz neuer Engine nicht gegen den Train Simulator 15 behaupten, dessen Kulisse zwar auch nicht perfekt ist, aber insgesamt einfach stimmiger sowie zeitgemäßer wirkt.