Als der französische Entwickler Eden Games („Test Drive Unlimited“) 1997 mit V-Rally auf die erste PlayStation raste, machte sich das Rennspiel vor allem durch die damals fantastische Grafik und die wunderschönen Lense-Flare-Effekte einen Namen. Die Fahrphysik und vor allem die schlimme Kollisionsabfrage waren allerdings eine Katastrophe: Die hypersensiblen Rallye-Boliden ließen sich kaum kontrollieren und schon die simple Berührung von Gras(!) am Streckenrand zog bereits spektakuläre Unfälle inklusive Überschlägen nach sich.
Damit unterscheidet sich der Ur-Vater gar nicht allzu sehr vom jüngsten und modernsten Teil der Reihe. Okay, ganz so schlimm wie damals ist es nicht, aber es gibt doch bemerkenswerte Parallelen: Die Steuerung mit dem Controller ist auch hier ein Graus! Das spürt man bereits nach den ersten paar Metern im miserablen Tutorial, in dem man sich mal wieder gleichzeitig auf Anleitungstexte und die Strecke konzentrieren soll, während zwischendurch die Ansagen des Ko-Piloten einfach den grausig eingesprochenen Hinweisen weichen müssen. Denn der Polo R lässt sich auf diesem ersten Ritt durch das Monument Valley nur schwer bändigen, weil zum einen die Steuerung extrem sensibel auf Lenkeingaben reagiert und zum anderen das Heck der Karre trotz Allradantrieb überraschend schnell ausbricht. Selbst die durchaus anspruchsvolle Pad-
Steuerung eines Dirt Rally ist im Vergleich viel greifbarer, doch stimmt in der Simulation von Codemasters halt eben auch die Fahrphysik.
Unberechenbares Fahrverhalten
Das kann man von V-Rally nicht unbedingt behaupten: Zwar tendiert der Anspruch trotz optionaler Hilfen wie ABS und Traktionskontrolle eher zur Simulation, doch wirkt schon das Gewicht der meisten Fahrzeuge innerhalb des attraktiven Fuhrparks mit seiner Auswahl an lizenzierten Klassikern und modernen Boliden zu gering. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum manchmal schon kleinste Bodenwellen die Balance des Autos massiv beeinträchtigen und man kaum ein Gefühl für das Fahrverhalten entwickeln kann. Viele Modelle reagieren viel zu unberechenbar und folglich fällt es schwer, auf den Holperpisten in einen Rhythmus zu kommen, denn selbst das Abfangen wird hier zu einem Glücksspiel und Berührungen mit dem Streckenrand oder Hindernissen enden meist fatal. Eine optionale Rückspulfunktion gibt es hier nicht, dafür aber ein inkonsequentes Schadensmodell, das zwar sehr gnädig ausfällt, im schlimmsten Fall aber doch einen Neustart der Veranstaltung erfordert. Zwischen den Etappen darf man den fahrbaren Untersatz Rallye-typisch im Service-Bereich reparieren. Das kostet allerdings nicht nur Zeit, denn innerhalb der Karriere ziehen
die Beulen und Schäden an den Komponenten auch finanzielle Folgen nach sich, da man für die Reparaturkosten selbst aufkommen muss.
Allerdings kann man das Fahrverhalten nicht generell verteufeln: Es finden sich unter den etwa 50 Karossen hin und wieder Modelle, die man überraschend gut im Griff hat und die sich rund anfühlen – zumindest so lange, bis man im Tuning-Bereich Verbesserungen für Motor und Auspuff installiert, denn die steigende Leistung wird mit Einbußen hinsichtlich der Stabilität erkauft. Dem kann man zwar mit manuellen Veränderungen am Setup etwas entgegenwirken, indem man abseits der Voreinstellungen für Asphalt-, Schotter- und Schneepisten noch einmal selbst Hand am Fahrwerk, dem Getriebe und Bremsen anlegt. Aber so richtig wohl fühlt man sich trotzdem viel zu selten hinter dem Steuer. Auf der Switch kommt erschwerend hinzu, dass keiner der möglichen Controller über analoge Tasten verfügt. Gas und Bremse müssen folglich mit digitalen Eingaben gemeistert werden, was man bei reinen Arcade-Racern zur Not akzeptieren kann, in einem Rennspiel mit Simulationsansprüchen dagegen einer Katastrophe gleichkommt. Eine sinnvolle Alternative wäre eine optionale Umbelegung dieser zentralen Funktionen auf den rechten Analogstick gewesen, doch ausgerechnet hier wird bei einem solchen Versuch in den Steuerungsoptionen die rote Karte gezeigt. Immerhin darf man neben den Joy-Cons alternativ auch einen Pro-Controller verwenden.
Ich habe V-Rally vor ein paar Tagen im PSN-Store als Angebot runtergeladen.
Es macht mir richtig Spass, mehr jedenfalls als die letzten 3 Need for Speed Spiele.
Die Grafik ist teilweise sensationell schön, vor allem im Winter.
Die Boliden hätte man schöner machen können, ist aber OK.
Warum dieses Spiel so schlecht bewertet wurde, ist mir ein Rätsel.
Und die Performance geht wohl nur in solchen Fällen in die Knie.
Aber nützt halt nix, wenn es eher suboptimal umgesetzt wurde.
Rein von der Performance her soll es ja überraschend gut laufen.
Wenn sie die Steuerungsmöglichkeiten patchen, dann geb ich dem Ding sogar ne Chance.