Hotelkette Transsilvanien gegen die Welt
BIETE: “Gruft im Wald, sechs Flächen groß, eigener Sarg, selbstarbeitende Schmelzöfen und Sägewerke. Liegt in praktischer Nähe zu einem Portal. Nebelspender erlaubt auch Arbeiten am Tag”. Zugegeben, eure ersten Immobilien würden im Netz kein wirklicher Blickfang sein. Aber alles in V Rising trägt eure Handschrift, es entsteht aktiv etwas und jeder kleine Fortschritt ist sofort sichtbar, auf den ihr sehr stolz seid. Das Housing-Feature ist so detailverliebt, so clever, so intuitiv, so kleinteilig, so vielseitig, dass ihr ab und zu die Sache mit der Weltherrschaft komplett vergessen werdet.
Ihr könnt euch stundenlang mit der Suche nach der perfekten Lage beschäftigen und währenddessen wichtige Ressourcenquellen und Abkürzungen ausmachen. Die Welt wird mit ihren Pfaden und ihrem Reichtum an Abwechslung schnell zu eurer zweiten – wenn nicht sogar ersten – Heimat. Jede halbe Stunde wollt ihr sofort umziehen, was dank einem neuen Feature auch einfach geht. Oder ihr erstellt gleich mehrere Schlösser.
Ihr könnt fortwährend interessante Ressourcen sammeln, sie in Kisten sortieren und eine Reihe von möglichen Crafting-Rezepten durchgehen. Auch das muss explizit gelobt werden: Jede neue Ressource kann euch eine neue Idee oder ein neues Ziel verschaffen. Ihr könnt ewig lang in eurem Ikea-Katalog blättern und euch über neue Möbelstücke und Werkbänke informieren. Von der Heimkehr bis zum erneuten Aufbruch erwartet euch eine Reihe spannender Hausarbeit (Forschen, Produzieren, Schmieden), die ein tolles “Geheimbasis”-Gefühl vermittelt.
Kurz: V Rising versteht es sehr gut, euch zu inspirieren und euch bei Laune zu halten. Jede Mechanik geht clever in die andere über, es kommt nie zu einem Stillstand. Es warten viele interessante Vampir-Features darauf, von euch entdeckt zu werden. In diesem ganzen Lobeslied existiert ein signifikantes Aber, doch dazu kommen wir später. Am Anfang ist es das reinste Paradies für Untote.
Wer ist schon Diablo? Jetzt ist Dracula am Start!
Wenn ihr nicht gerade euren inneren Architekten herumkommandiert, zieht ihr los und greift die Lager der Menschen an. Bestenfalls in der Nacht, da der Tag euch – außerhalb der Schatten – innerhalb kürzester Zeit grillt. Beim Kämpfen stehen euch mehrere Fähigkeiten zur Verfügung, das Ganze spielt sich wie Diablo: Teilt Flächenschaden mit Magie-Attacken aus, prescht mit Schlag-Attacken auf alles ein oder verwendet Konter-Attacken, die euch nützliche Effekte verschaffen, wenn ihr im richtigen Zeitraum einen Treffer kassiert. Das fesselt, weil es genau den Sweetspot zwischen Machtphantasie und “Die Niederlage schmiedet euch” trifft. Vor allem, wenn ihr ständig entscheiden müsst, ob ihr gegen die Überzahl durchhalten möchtet oder doch lieber den taktischen Rückzug antreten wollt.
Die Bosse bilden das große Highlight: Ein großer Wolf, eine Eisbogenschützin, verschiedene Krieger. Jede Person wartet mit ihrem eigenen Attackenset auf euch. Und dann haben wir noch nicht einmal die vielen Van Helsings erwähnt, die euch währenddessen im Wald suchen, meist überlevelt und absolut gnadenlos. Es gibt also genug Material für legendäre Kämpfe dort draußen. Stimmt euer Level jedoch mit dem eures Gegenübers nicht ganz überein, kann es hin und wieder zu Fruststrecken kommen. Daher unsere Warnung: Ihr könnt diese Situationen nicht immer mit Skill ausgleichen, vor allem wenn ihr viel Schaden einsteckt und euer Gegenüber sehr wenig. Der Levelpfad ist streng zu befolgen, da gibt es nicht viel Spielraum. Nichtsdestotrotz: Ihr geht in V Rising zwei unterhaltsamen Aufgaben nach, dem Bauen und Kämpfen, beide bilden das rot-schwarze Yin & Yang dieses vielversprechenden Spiels.