Trotz all dieser Mankos, Bugs und Probleme habe ich dieses Jahr so viel Zeit mit den Wrestlern verbracht wie schon lange nicht mehr – und das nicht nur wegen der Ladezeiten. Und ich hatte dabei Spaß. Denn in seinen besten Momenten und wenn die Physik so arbeitet, wie sie soll, schafft WWE 2K18 wie keiner der Vorgänger die Dramatik sowie das Hin und Her der Showkämpfe zu erfassen. Zwar baut das Kontersystem immer noch zu sehr auf Antizipation sowie Timing-Kenntnis, anstatt tatsächlich die Reaktion des Spielers als Gradmesser zu nehmen. Und immer noch gibt es zu viele Bewegungsphasen, die nicht unterbrochen werden können. Doch mit den neuen bzw. überarbeiteten Mechaniken wie dem „freien“ Hochheben des Gegners, den kontextsensitiven Griffen, dem stärkeren Einfluss von Fähigkeiten sowie dem bewährten Ausdauer-Management schlägt der neue Wrestling-Auflug die Brücke zwischen „Sports Entertainment Simulator“ und Prügler. Es gibt haufenweise Matchtypen, wobei man neuerdings sogar die seit Jahren geltende Begrenzung auf sechs Spieler aufgehoben und auf acht erweitert hat.
Einen nicht unerheblichen Anteil an der Motivation hat auch das Freispielmodell für Fähigkeiten, Klamotten, Bewegungen sowie Wrestler. Das basiert ähnlich wie bei den Basketball-Kollegen aus der NBA auf den so genannten Visual Credits (VC), verzichtet aber auf die Option, sich im jeweiligen Store für Echtgeld Nachschub aufs virtuelle Konto spülen zu können. Hier kann man sich nur über Kämpfe das nötige Kleingeld erspielen, um sich die Wrestling-Wünsche im virtuellen Shop erfüllen zu können. Und bei Preisen von 3000 VC bis 5000 VC für einen der über 80 freispielbaren Superstars bedeutet das im Schnitt zwischen sechs und 14 Kämpfen pro Figur. Das kann man in Kauf nehmen. Dennoch ist es schade, dass es neben dem klassischen sowie vom Spieler beeinflussbaren WWE Universe sowie den obligatorisch mit schwankender Lag-Qualität laufenden Online-Matches keine Spielvariante wie die „Showcases“ vergangener Ausgaben gibt, in denen man sich Wrestler freispielen kann. Denn mit dem Fokus auf VC bleibt ein schaler Beigeschmack, da man sich nie hundertprozentig sicher sein kann, dass es bei der Entscheidung bleibt, alles ohne Echtgeldeinsatz erledigen zu können.
Wrestling lebt von "suspension of disbelief" (vergleichbar mit der Immersion im Gaming). Ob das nun durch ein TV-Serien Setting oder die Darstellung als legitimer Kampfsport erreicht wird, ist vom Zuschauer abhängig. Mir gefällt letzteres besser, zumal NJPW noch ein wenig Grauzone mit reinbringt und ein Stück Realität in einige Storylines mischt, wie die WWF / WWE das zu ihren besten Zeiten getan hat.
John Cena, Ronda Rousey, Brock Lesnar, Randy Orton und The Undertaker - alles aktuelle Stars - kennt sicherlich nahezu jeder. The Miz hat auch schon ein paar Filme gedreht, Chris Jericho ist nebenbei als Musiker mit seiner Band Fozzy auch im Rock-Genre kein Unbekannter. Überhaupt ist die Aussage quatsch, dass in den 90ern mehr Wrestler bekannt gewesen sein sollten als heutzutage. Allein schon dank dem Internet ist es doch für die WWE viel leichter Geschehnisse zu verbreiten. Man findet auch immer mehr Crossover-Events, wie bspw. Kevin Owens Auftritt bei einem Shania Twain Konzert. Und auch da wieder Thema Internet: Früher wäre da vielleicht mal irgendwo in einem Klatschmagazin ein Bild aufgetaucht, heute verbreitet sich das auf Instagramm, Facebook etc. rasend schnell.
Statisten in einem Filmstudio...TNA hatte natürlich auch mehr Geld als ROH. ROH läuft auch nicht Landesweit im Fernsehen, wie WWE, TNA oder LU. Witzigerweise ziehen sie aber sogar mehr zahlendes Publikum als TNA.
Das macht nahezu jede Liga. Einschließlich WWE und ROH. NJPW [genau wie ROH] legt da vielleicht den Schwerpunkt anders und setzen mehr auf die Action und Qualität im Ring, statt um das Drumherum. Finde ich persönlich aber ganz gut. Mir reicht es grundsätzlich wenn sich zwei darum streiten, wer der bessere Mann im Ring ist oder wer der neue Champion wird. Ich brauch da keinen Familienzwist als Hintergrundgeschichte, in der sich Wrestler A und B prügeln, weil rauskommt, dass die Frau von A...
(Der ist doch noch aktuell, oder? *g*)
"Der Erfolg der Showkämpfe des World Wrestling Entertainment ist auch über 30 Jahre nach dem ersten WrestleMania-Event ungebrochen."
Das ist schlichtweg falsch. Nach dem Mega-Hype in den 1990ern ging es dann spätestens nach dem Ende der Attitude-Ära kontinuierlich bergab. Aktuelle WWE-"Superstars" kennen nur Wrestling-Fans. Ansoinsten keine Sau. Hulk Hogan kannte damals quasi jeder. Bret Hart kannten zumindest noch alle Bravo-Leser und den Undertaker immerhin diejenigen, die wußten, was Wrestling ist.
Von "ungebrochenem Erfolg" konnte man nichtmal mehr Mitte der 90er sprechen, da die Konkurrenz in Form der WCW die damalige WWF plattzumachen drohte. Zum Glück für die heutige WWE hatten die in der Führungsetage nur Vollpfosten, die den Laden trotz quasi unendlichem Budget dann zielsicher in die Pleite geführt haben...
Was alberner sein soll bei NJPW habe ich doch ganz genau geschrieben - das ganze Getue, als ob es legitimer Kampfsport statt Show wäre. Mag ja inzwischen anders sein, aber vor wenigen (<10) Jahren war es noch so. Von daher ja auch die Frage nach den Storylines - das erschien mir bei den Japanern bisher bestenfalls am Rande vorgekommen zu sein, da man ja mit legitimen Sport (auch wenn es Fake ist) keine Geschichte drumherum erzählen muss.