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Indiana Jones und der Große Kreis im Test: Dieser Peitschenschlag verhallt schnell

Einmal selbst zum Jäger verlorener Schätze werden? Mit Indiana Jones und der Große Kreis ist das möglich.

Indiana Jones und der Große Kreis
© MachineGames / Bethesda (Adobe Photoshop [M])

Indiana Jones und der Große Kreis im Test: Dieser Peitschenschlag verhallt schnell

Es war allerhöchste Zeit, dass Indiana Jones sein eigenes AAA-Spiel spendiert bekommt. In unserem Test-Video erfahrt ihr, in welchen Punkten Indiana Jones und der Große Kreis überzeugt und was unserer Meinung nach weniger gut gelungen ist.

Ein steinernes Tor öffnet sich ächzend, angetrieben durch einen vorgeschichtlichen Mechanismus wirbelt Sand und Staub aus längst vergessenen Zeiten auf. Dahinter liegt eine Kammer, groß wie eine Halle, errichtet vor Jahrtausenden. Und ein geheimnisvolles Relikt von unermesslichem archäologischen Wert thront auf einer Säule. Welches Mysterium umgibt sie? Wer hat sie hier versteckt? Und warum sind beängstigende Mächte hinter ihr her? Was bisher Gegenstand der filmischen Abenteuer von Indiana Jones war, könnt ihr ab sofort auch als spielerisches Erlebnis genießen.

Wie authentisch es sich gestaltet und ob sich die Story auch über etwa 20 Stunden Spielzeit trägt, könnt ihr in unserem Test zu Indiana Jones und der Große Kreis lesen.

Indiana Jones und der Große Kreis: Im illustren Aufgebot der Videospiel-Archäologen

Ich gestehe, dass ich kein riesiger Indiana Jones-Fanboy bin. Natürlich habe ich die Filme gesehen und (größtenteils) genossen, kann aber nicht jede Szene aus dem Gedächtnis hervorkramen oder Sprüche rezitieren. Es war für mich immer eine Reihe überdurchschnittlich guter Abenteuerfilme – aber kein persönliches Kult-Highlight. Dementsprechend ging ich mit gewissem Interesse an das Spiel Indiana Jones und der Große Kreis, ohne jedoch die Befürchtung haben zu müssen, dass ein von mir ersonnenes Denkmal eingerissen wird.

Schon beim Start des Spiels, als mir die Entwicklerlogos entgegen ploppen, ertönt in feinem Decrescendo das wohl bekannte Indiana Jones-Theme, das mir auch in den folgenden Stunden nicht mehr aus dem Kopf gehen soll; wann immer Indy an seiner Peitsche über Abgründe springt oder in waghalsigen Zwischensequenzen todesmutige Sprünge vollführt, spielt die Weise – mal in meiner Fantasie und mal ingame.

Es war doch mal allerhöchste Zeit, dass der vielleicht bekannteste Archäologe der Popkultur sein eigenes AAA-Spiel spendiert bekommt. Komplettes Neuland ist dieses Genre für Dr. Jones zwar nicht, zwischen dem neuen und dem letzten Titel liegen allerdings zwei komplette Konsolen und fast eine Spieler*innen-Generation (wenn man die Lego-Adaptionen außen vor lässt).

Aber eigentlich kein Wunder – war das Feld der Archäologie auf Konsolen und PC doch durch die ebenfalls forsch Forschenden Lara Croft und Nathan Drake ganz gut abgesteckt. Während Indy bei Film- und Kino-Enthusiast*innen immer hoch im Kurs stand, wurden Videospiel-Fans in den letzten Jahrzehnten von der Tomb Raider- sowie der Uncharted-Reihe gut bedient.

MachineGames‘ altes Steckenpferd im neuen Gewand

Was also macht der peitschenschwingende Professor anders? Nun, zunächst einmal erleben wir das Spiel komplett aus der Ego-Perspektive – mit Ausnahme der etwa dreieinhalb Stunden Zwischensequenzen und den Szenen, in denen ihr euch mit der Peitsche durch die Lüfte hangelt oder einen Felsvorsprung emporstemmt. Federführend ist hierbei das Studio MachineGames aus Schweden, die bereits mit einem Stoß an Wolfenstein-Spielen gezeigt haben, dass sie zu programmieren wissen, wie man aus der First-Person-Perspektive Nazis aufs Fressbrett gibt.

Denn ja, die faschistische Planetenpest ist auch in „Der Große Kreis“ wieder Strippenzieher hinter dem Schlamassel, in das Indy gerät. Zeitlich ist das Spiel zwischen dem ersten und dem dritten Film angesetzt (findige Fans wissen natürlich, dass der zweite Teil ein Prequel war) – also mitten in der Hoch-Zeit von Hitler und Mussolini. Aber keine Sorge: Ihr habt, wie gesagt, genug Gelegenheiten, militanten Faschos mit Spaten und Rohrzangen eine überzubrezeln.

Einmal im Kreis herum

Die Story nimmt relativ zügig Fahrt auf: Indiana Jones überrascht am heimischen Marshall College einen riesenhaften Einbrecher. Bei der Auseinandersetzung mit dem Hünen zieht Indy den Kürzeren. Schnell wird klar, dass der Dieb eine Katzenmumie hat mitgehen lassen, die Dr. Jones erst vor wenigen Wochen gefunden hatte. Ein vom Einbrecher verlorenes Medaillon führt Indiana in den Vatikan.

Hier erfährt er, dass der windige und skrupellose Emmerich Voss, ein Archäologe im Dienste Hitlers, auf der Jagd nach Relikten ist, die ihm die Macht des Großen Kreises eröffnen sollen. Klar, dass Indy ihm da einen Strich durch die Rechnung machen will, denn diese Macht darf nicht in die falschen Hände geraten. Hilfe bekommt er dabei von der Journalistin Gina Lombardi, die auf der Suche nach ihrer Schwester ist – der Sprachforscherin Laura. Sie sieht eine Verbindung zwischen ihrem Verschwinden und Voss‘ Machenschaften.

Der Große Kreis (was im englischen Original mit „The Great Circle“ übrigens genauso unspektakulär klingt) bezeichnet hier eine Reihe von Kultstätten und Schatzkammern auf der ganzen Welt, die – wenn man sie miteinander verbindet – einen perfekten Kreis um den Globus zieht. Folgerichtig zieht es Indiana Jones also an verschiedenste Orte, von den Pyramiden von Gizeh bis in den Dschungel von Sukhothai.