Auch in diesem Monat haben wir uns in der Redaktion wieder an Titel mannigfaltiger Genres gewagt – privat wie beruflich, aktuell wie klassisch, gruselig wie fröhlich. Willkommen zu einer neuen Ausgabe von: Das spielt die Redaktion aktuell!
Während die einen sich in die vielleicht kontroversesten Spiele der ersten Wochen dieses Jahres wagen, nehmen anderen einen Job in der unberührten Natur an oder ihr Schicksal in einem wahren Alptraum selbst in die Hand.
Sören – Von Banishers bis Steam Deck
Habe ich letzten Monat noch davon erzählt, dass ich aktuell eher Spiele nachhole, die ich 2023 verpasst habe, hat sich das Blatt just mit dem Februar geändert: Mit den Tests zu Banishers: Ghosts of New Eden, Suicide Squad: Kill the Justice League und Helldivers 2 war ich in den letzten Wochen spieletechnisch ziemlich ausgelastet – und das überwiegend sogar ziemlich gut. In Banishers bin ich stundenlang durch die Wälder New Edens gelaufen, habe Geister ins Jenseits verbannt und eine wundervoll intime Geschichte erlebt. Suicide Squad trieb hingegen mit seinen Gefechten den Adrenalin-Spiegel nach oben, während Helldivers 2 im Koop eine der unterhaltsamsten Erfahrungen der letzten Jahre war.
Aber davon brauche ich euch eigentlich nicht noch einmal zu erzählen, denn meine Erfahrungen könnt ihr ja bereits in den jeweiligen Tests nachlesen. Stattdessen nutze ich dieses Format, um über das zu sprechen, was mich zuletzt technisch am meisten fasziniert hat: Das Steam Deck. Obwohl schon seit bald zwei Jahren auf dem Markt, konnte ich mich erst vor wenigen Tagen dazu durchringen, den Handheld-PC mir nach Hause liefern zu lassen. Und was soll ich sagen? Für jemanden, der schon seit Kindestagen an den PC als Spieleplattform bevorzugt, ist das Steam Deck wie eine kleine technische Offenbarung.
Habe ich sonst immer einen zugegeben recht klobigen Desktop-Computer benötigt, kann ich nun einen Großteil meiner ohne viel zu sehr in die Breite gewachsenen Steam-Bibliothek auch unterwegs oder bequem auf dem Sofa zocken. Und was für ein faszinierender Moment es war, als ich das erste Mal ein Persona 3 Reload, ein Hades
Jonas – The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me
Halloween ist zwar noch einige Monate entfernt, aber bevor bald kecke Frühjahrsblumen aus der Erde lugen und die Tage wieder länger werden, bietet sich der restliche Winter hervorragend zum gediegenen Gruselspaß an. Doch weil man sich zu zweit bekanntlich noch viel mehr erschreckt und das gemeinsame Herumschreien noch unterhaltsamer ist, habe ich mir meine Freundin geschnappt und The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me für einen lauschigen Horror-Trip angeworfen; schließlich ist die Reihe prädestiniert für Multiplayer-Schrecken.
Dank des Filmabend-Modus haben wir die fünf Figuren des Dokumentarfilmteams zwischen uns aufgeteilt und versuchen nun, sie lebend wieder aus der mörderischen Falle, die ein unbekannter Serienkiller uns in seinem tödlichen Hotel gestellt hat, herauszumanövrieren – oder sterben zu lassen, wenn einer von ihnen uns besonders auf die Nerven gehen sollte. Aktuell haben leider bereits zwei Mitglieder der Crew das Zeitliche gesegnet, doch die drei verbliebenen geben ihr Bestes, den bewegenden Wänden, den Stachelfallgruben und den Verbrennungsanlagen zu entkommen.
Weil man beim Figurenwechsel den Controller einfach weitergeben kann, ist kein großes Setup nötig und das Spielprinzip mit seinem Fokus auf Entscheidungen und Quick-Time-Events können auch nicht ganz so eingespielte Angsthasen schnell verinnerlichen – perfekt für einen entspannten Gruselabend also. Das Blut in den Adern gefriert uns zwar nicht, dafür sind die Dark Pictures-Spiele dann doch zu zahm. Aber für ein bisschen Gänsehaut, kribbelnde Spannung und den ein oder anderen Schrei, hervorgelockt durch einen klassischen Jump-Scare, ist bei The Devil in Me definitiv gesorgt.
Gerrit – Super Mario Bros. Wonder & Firewatch
Als Nintendokind der frühen Stunde und Liebhaber klassischer Jump’n’Runs hat mich der Release von Super Mario Bros. Wonder im vergangenen Herbst sehr gefreut. Endlich mal wieder mit dem kultigen Klempner in 2D-Perspektive durch bunte Welten zu hüpfen traf genau meinen Nerv und ich wusste, dass das Spiel relativ schnell den Weg auf meine Switch finden sollte. In den vergangenen Wochen war es soweit und ich startete mein Abenteuer im Blumenkönigreich, das mich fortwährend begeistert. An den Leveldesigns, neuen Gegnern und unterschiedlichen Fähigkeiten und Verwandlungsmöglichkeiten von Mario und seinen Freunden erkennt man, dass die Macher des Spiels ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten.
Fast in jedem Level – nicht nur in den wundersamen Wundersamen-Abschnitten – kommt ein neuer Aspekt hinzu, sodass die Reise durch das Blumenkönigreich stets abwechslungsreich und beeindruckend bleibt. Ob der Erfolg jetzt wirklich von dem Multiplayer-Modus oder dem Mario-Kinofilm profitiert, wie von Nintendo gemutmaßt, wage ich persönlich zu bezweifeln. Ich glaube einfach, dass man mit diesem fast zeitlosen Gameplay und der Neuinterpretation einer seit Jahrzehnten etablierten Spielwelt sowohl sehr junge Spieler als auch die ältere Generation abholt.
Nicht unerwähnt bleiben soll mein virtueller Wochenendtrip in die sommerlich-trockene Nationalpark-Idylle von Wyoming. In Firewatch bin ich mal für ein paar Stunden auf meinem Aussichtsturm zur Ruhe gekommen und konnte die wunderschön designte Berg- und Waldlandschaft genießen. Dachte ich, dass sich mein Alltag fortan darum dreht, illegales Feuerwerk von wildcampenden und nacktbadenden Teenies einzusacken, so fand ich mich plötzlich in einem Mystery-Abenteuer wieder, das mich mit einem heimlichen Beobachter, geheimnisvollen Botschaften und einer Stimme aus dem Funkgerät, von der ich nicht wusste, ob ich ihr trauen kann, zurückließ.
Firewatch ist ein fesselndes und unterhaltsames Abenteuer, das nicht mit Action oder verstörenden Szenen aufwartet, aber es trotzdem schaffte, bei mir ein mulmiges Gefühl der Paranoia zu erzeugen. Das Ende des Spiels kam mir allerdings ein bisschen abrupt und unbefriedigend.
Paul – Palworld
Hätte man mich vor nicht einmal einem Monat gefragt, ob ich mir vorstellen könne, ganz vernarrt in einen „Pokémon-Klon mit Schusswaffen“ zu sein, hätte ich vermutlich mit einer Gegenfrage zur geistigen Gesundheit meines Gegenübers reagiert. Denn obwohl ich auch 20 Jahre nach meinem ersten Ausflug in die Kanto-Region immer wieder in Nintendos Falle tappe und mich von neueren Franchise-Ablegern enttäuschen lasse, war ich felsenfest davon überzeugt, Palworld als weitere kuriose Ausgeburt des Survival-Hypes eher stiefmütterlich zu behandeln – wenn nicht gar links liegen zu lassen.
Doch ich sollte mich getäuscht haben, und das sogar ganz gewaltig. Auch, wenn ich all die Kritik rund um die geklauten oder zumindest abgekupferten Charaktermodelle, Spielmechaniken und -Designs vor allem in meiner Rolle als kritischer Spielejournalist mehr als nur nachvollziehen kann, muss ich mir am Ende des Tages, wenn ich vor dem eigenen Bildschirm sitze und alleine oder mit meinen Freunden – die ebenfalls das Pal-Fieber gepackt hat – in der offenen Welt der fiktiven Palpagos-Inseln versinke, eines eingestehen: Palworld macht einfach verdammt viel Spaß und bringt mich regelmäßig zum Lachen. Und das ist bekanntermaßen das, worauf es mir beim Zocken ankommt.
Dazu zu sagen bleibt allerdings, dass ich mit den verschiedenen Spielelementen vergangener Survival-Hits, beispielsweise dem in Zusammenhang mit Palworld nicht selten genannten Ark: Survival Evolved, nicht vollends vertraut bin und ich – bis auf Pokémon – nicht wirklich viel Zeit mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild, Genshin Impact, Immortals: Fenyx Rising und weiteren Titeln, an denen sich Entwickler Pocketpair bedient haben soll, verbracht habe. Vielleicht ist deshalb alles so aufregend und neu für mich und ich finde sogar Freude daran, gemeinsam mit meinen Pals schweißtreibende Sammeltouren oder mühselige Baubestreben für mein Lager zu unternehmen, bevor ich mich den wesentlich aufregenderen Turmboss-Kämpfen stelle.
Unter dem Strich fühlt sich Palworld, bis auf einige merkwürdige Entscheidungen der Entwickler, beispielsweise, dass sich auch menschliche Inselbewohner einfangen und sogar verkaufen lassen, wie ein moderner, optisch auf Hochglanz polierter Pokémon-Teil an, der mit ein paar frischen Ideen um die Ecke kommt und sein (zuletzt nicht mehr ganz so) lineares, repetitives Spielprinzip, welches mich mit dem Erwachsenwerden immer stärker demotivierte, dem Nerv der Zeit angepasst hat – ohne dabei an Wiedererkennungswert in Form seines Taschenmonster-Twists einzubüßen. Dass nun Pocketpair und nicht Nintendo oder Game Freak davon profitieren – nun, das ist mir offengesagt einerlei. Konkurrenz belebt immerhin das Geschäft und schon jetzt bin ich gespannt darauf, wie und ob die Pokémon-Macher mit einem brandneuen Teil auf den Überraschungs-Hit des Jahres reagieren – oder sie alten Mustern treu bleiben und sich eher unbeeindruckt zeigen.