Dass man dabei nicht nur auf sich selbst, sondern auch über den Tellerrand geschaut hat, wie andere Spiele mit offener Welt umgehen, sehe ich in diesem Fall nicht als Schwäche. Zumal man sich in erster Linie bei CD Projekt Reds The Witcher 3 orientiert. Ubisoft hätte sich deutlich schwächere Titel zum Vorbild nehmen können als das bei uns mit Platin prämierte sowie zum Spiel des Jahres ausgezeichnete Action-Rollenspiel. Allerdings sind das natürlich auch große Fußstapfen, die man zu füllen versucht und die zwangsläufig zu Vergleichen mit dem Original führen. Doch im Großen und Ganzen hat man bei Ubi die Hausaufgaben ordentlich erledigt. Denn auch wenn man die Fragezeichen auf dem Kompass kennt, die nicht nur Missionsgeber, sondern auch neue Schauplätze, Nebenaufgaben, Kasernen und vieles mehr markieren, funktionieren sie in diesem Assassin’s Creed gut, dass sich Renovierung statt Innovation auf die Fahne geschrieben hat. Sie haben bei mir immer wieder dafür gesorgt, dass ich vom „Weg“ abgekommen bin und zunehmend Zeit mit dem Erkunden der Umgebung zugebracht habe, anstatt mich auf die Hauptgeschichte zu konzentrieren, die bei mir erst nach knapp 40 Stunden erledigt war. Die mit vielen Missionen zusammenhängenden Untersuchungen samt innerer Monologe von Bayek erinnern ebenfalls an die Kriminalfälle samt Spurensuche, die Geralt mit Hilfe seines Hexersinnes lösen konnte.
Allerdings übertreibt man es hier etwas mit Hilfen – hinsichtlich des Wohlfühlerlebnisses und „Vorwärtskommen für alle“ kann auch Origins trotz intensiver Versuche seine alte Haut nicht immer abstreifen. Nicht nur, dass die markanten Hinweise beim Näherkommen mit einem Symbol markiert werden. Man kann sie auch über größere Entfernung mit seinem „Medjai“-Sinn ausfindig machen. Überhaupt wird man erstaunlicherweise dieses Mal nicht auf der Karte, sondern in der Spielwelt mit Symbolen zugeschüttet. Fragezeichen, dazu Ausrufezeichen für Auftraggeber, vom helfenden Adler markierte Figuren, Tiere oder Schätze, dazu die Entfernung zur jeweils aktiven Mission – alles irgendwie zu viel. Man kann zwar in den Optionen in vier Stufen von alles bis gar nichts die Benutzerführung umschalten. Doch es wird weder erklärt, welche Symbole bei welcher Stufe deaktiviert werden, noch gibt es eine Möglichkeit, sich die Anzeigen so individuell einzustellen wie es z.B. The Witcher 3 ermöglicht. Schade, denn für mich hat keine der vier Optionen alle Bedürfnisse erfüllen können.
Ein bisschen hier, ein bisschen da
Das Inventar, das dank haufenweise als Belohnung ausgeschütteter Ausrüstung stets prall gefüllt ist, weist ebenfalls Ähnlichkeiten zu Geralts Abenteuer auf, zeigt hier aber auch andere Einflüsse. Noch deutlicher wird der Schritt, den Assassin’s Creed weg vom klassischen explorativen Action-Adventure hin zum Action-Rollenspiel macht, beim Kampfsystem sowie dem Freischalten von gut 50 Fähigkeiten in drei Bereichen (Jäger, Kämpfer, Seher), die mal passiv sein können, mal aktiv oder bestehende Fähigkeiten erweitern. Bei den Auseinandersetzungen hat man einen schwachen sowie starken Schlag, Ausweichen und Block zur Verfügung. So wie beim Hexer, aber auch mit Ähnlichkeiten zur Souls-Serie oder Darksiders, zeigt es mit seinem fließenden Wechsel aus Nah- und Fernkampf aber auch Berührungspunkte mit Horizon: Zero
Dawn. Einerseits fühlt man sich dadurch zwar sofort heimisch, aber unter dem Strich haben alle diese Titel in dem einen oder anderen Bereich Vorteile gegenüber Origins. Wo man sich treu bleibt, sind die Meuchelmorde, die mit der versteckten Klinge begangen werden, wobei man hier wieder einen positiven Schritt zurück macht und mit nur einem dieser tödlichen Messer bewaffnet ist.
Es stehen für den Nah- und Fernkampf zahlreiche Waffentypen zur Verfügung, von denen jeweils zwei ausgerüstet werden können und die alle mit unterschiedlicher Handhabe für Abwechslung sorgen. Mit einem trägen Streitkolben muss man anders umgehen als mit einem schnellen Sichelschwert oder der Doppelklinge – und alle haben auch eine anderen Adrenalin-Spezialfunktion zur Verfügung, die von einem mächtigen Angriff bis hin zu einer Aktivierung von verstärkten Schlägen reicht. Bei den Bögen gibt es ebenfalls zahlreiche unterschiedliche Systeme, von mächtigen Schüssen, die angelegt werden müssen, aber nahezu ohne spürbaren Sehnenzug stattfinden, bis hin zu Mehrfachschüssen, Pfeilstakkatos oder Angriffen, die umso effektiver werden, je länger man die Sehne zieht. Allerdings vermisst man ein Ausdauersystem: So verkommen die Auseinandersetzungen mit Standardgegnern oder der einen immer wieder angreifenden Fauna zu häufig zu einem wilden Knopfhämmern. Erst auf einem höheren Schwierigkeitsgrad bzw. gegen überlegene oder mit massiver Rüstung oder Schilden ausgerüstete Gegner wird es taktischer, so dass man gezielter ausweichen, den Schild verwenden oder vielleicht sogar eine andere Waffe wählen sollte.
Habe die meisten AC recht gerne gespielt und die Kritik an der Ubisoft Formal ist da auch immer berechtigt, aber Origins würde ich als durch und durch klasse Spiel bezeichnen. Die haben echt an den richtigen Stellen bei Witcher geklaut.
Habs mir zu Weihnachten schenken lassen und die Tage mal angezockt. Bin echt hin und weg - hätte echt nicht erwartet dass es so gut sein würde. Optisch ist das doch der Hammer - das kommt locker an Witcher ran, Alexandria braucht sich hinter Novigrad definitiv nicht zu verstecken, das ist alles mit soviel Liebe zum Detail designt, einfach nur wow.
Da dies mein erstes AC ist, kann ichs jetzt nicht mit irgendwelchen Vorgängern vergleichen, aber schlechter als Horizon ist das hier vom Gameplay her auch nicht. Klar, der typische Ubi-Sammelkram ist natürlich wieder reichlich vertreten, aber ich find das echt nicht schlimm, ist doch ne nette Abwechslung zu den ganzen Quests, ausserdem lohnt sich das freie Erkunden dank der phänomenalen Optik einfach, und einige Sachen wie zum Bsp. die Papyrusrätsel sind doch mal echt ne nette Idee.
Storymässig kann ich auch echt nicht meckern, das wird alles solide und in den Nebenquests manchmal sogar erstaunlich originell erzählt.
Für mich bisher nach Horizon und Prey die definitive Nummero drei dieses (letztes) Jahr.
Leider waren alle AC-Titel bislang schnell durchzuspielen ... wäre toll, wenn es mal anders wäre.