Ein absoluter Grafik-Hammer
Trotz aller Kritik an der Spielwelt als bloße Kulisse muss ich Black Myth: Wukong eins lassen: Es dürfte der grafisch hochwertigste und beeindruckendste Titel sein, den ich je gespielt habe. Dank der Unreal Engine 5, allen Einstellungen auf „Kino“ und trotz ausgeschaltetem Raytracing begeistert die Reise vom Nachfahren des Affenkönigs mit jedem Haar, jeder Faser, jedem Kiesel. Die Landschaft ist unglaublich detailliert, vollgestopft mit Kleinigkeiten, die Wälder, Berge und Höhlen wenn vielleicht nicht lebendig, aber auf jeden Fall lebensecht wirken lassen.
Die unterschiedlichen Umgebungen können dank der Grafik-Pracht ihre Muskeln spielen lassen und beweisen nicht nur ein überwältigendes Auge für Größenordnungen, bei denen ganze Gebirge den Hintergrund füllen oder chinesische Steinstatuen aus dem Dschungeldickicht hervorlugen, sondern auch für Details. So hinterlassen nicht nur meine Füße Spuren in Schnee und Sand, sondern auch mein Stab, wann immer er den Boden berührt. Auch die kleinteiligen Partikeleffekte können sich sehen lassen und rufen erneut in Erinnerung, in welcher grafischen Liga Black Myth: Wukong spielt.
Kurzfilm-Feinkost
Dass Game Science mehr drauf hat, als nur mit grandioser Grafik zu beeindrucken, beweist das Entwicklerstudio am Ende eines jeden Kapitels: Nach dem knackigen Kampf folgt dann nämlich ein Kurzfilm, der die Hintergrundgeschichte des gerade besiegten Bosses erzählt und dabei jedes Mal in einem völlig neuen Artstyle daherkommt. Von wunderschönen, handgezeichneten 2D-Animationen zu einem sagenhaften Stop-Motion-Abenteuer hat sich das Team von Black Myth: Wukong hier wirklich selbst übertroffen.
Was die unglaubliche Vielfalt in Sachen Optik angeht, ist der Titel ein wahres Meisterwerk: Ich konnte die Kapitelende mitunter kaum erwarten und habe jeden Tropfen Schweiß gerne vergossen, weil ich wissen wollte, welcher Artstyle-Leckerbissen mich als nächstes erwartet. Darüber hinaus wirken die in sich abgeschlossenen Kurzfilme kohärenter und erzeugen in mir die Emotionen, die ich gerne auch bei der Story des Spiels verspürt hätte. Ein i-Tüpfelchen zum Abschluss dieser Lobeshymne: Das Gegner-Lexikon weiß mit authentisch wirkenden Kaligrafie-Zeichnungen zu begeistern.
Die Klänge Chinas
Während ich durch diese Welt schweife, die einem Dokumentarfilm mit fantastischen Elementen entsprungen sein könnte, bekomme ich auch auditiv einiges geboten. Der Soundtrack setzt auf traditionelle chinesische Instrumente und Gesang, und ist mal mehr, mal weniger präsent. In den Kämpfen wird es actionreicher, ansonsten drängt sich die Musik nur selten in den Vordergrund, passt thematisch aber schön zu jeder Situation. Auch das Sounddesign ist äußerst befriedigend: Mein auf Gegner prallender Stab lässt satte und dumpfe Geräusche ertönen und basierend auf dem aktuellen Untergrund locken auch meine unbesohlten Füße unterschiedliche Klänge aus meinen Lautsprechern.
Sollte euch diese Review nicht vom Kauf abgehalten oder sogar dazu verleiten, weil euch die hervorgehobenen Pluspunkte gefallen und die Kriterien nicht oder nur wenig stören, könnt ihr Black Myth: Wukong seit heute auf dem PC und der PlayStation 5 für 59,99 Euro erwerben. Die Deluxe Edition ist zehn Euro teurer, bietet einen Teil des digitalen Soundtracks sowie einen speziellen Stab und Ausrüstung – und ist auch einzeln erhältlich, wenn ihr sie später kaufen wollt.