Dead Effect 2 spielt mit allerlei Elementen, die entweder aus Science-Fiction-Filmen oder in diesem Bereich angesiedelten Spielen entliehen wurden. Man wird in der Haut einer von drei Figuren (allesamt genetisch bzw. durch Implantate veränderte Supersoldaten) mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten unsanft aus einem Kryo-Schlaf geweckt. Das Kolonieschiff, mit dem man unterwegs war, scheint menschenleer. Beim ersten Auftrag muss man allerdings feststellen, dass es auf dem Raumtransporter überall von Zombies wimmelt. Und nicht nur das: Soldaten verfolgen ebenfalls ihre eigene Agenda an Bord. Dass der Held bzw. die Heldin trotz ihrer Modifizierung nicht vor einem Virus gefeit ist, der den schleichenden Tod bringt, erleichtert die Situation ebenfalls nicht.
Mit dieser Mischung aus Alien, Dead Space und einigen anderen bekannten Marken gewinnt Dead Effect 2 zwar keinen Innovationspreis und wirkt auch nicht wirklich eigenständig, aber durch die zahlreichen Déjà-vus fühlt man sich trotzdem wohl. Zumindest, bis die zwar hinsichtlich der Bildrate stabile, aber mit fiesen Kanten um sich werfende Kulisse einen immer wieder aus der Spielwelt reißt. Das ist insofern schade, da selbst die PC-Version, die allerdings im September 2016 auf die Unity-Version 5.3.5 umgestellt wurde, mit geringen Details einen besseren Eindruck hinterlässt. Und am Rechenknecht ist der mobile Ursprung auch nur noch anhand der Levelgröße auszumachen, die weder mit Doom noch Dead Space oder ähnlicher Horror-Action mithalten kann. Dass BadFly Interactive auf der Xbox One eine Version aus dem August letzten Jahres anbietet (V160914.1725), während man am Rechner brandaktuell (V170106.1208) unterwegs ist, macht das Dilemma deutlich. Man wird hier mit einer vergleichsweise „alten“ Version abgespeist – einer auch abseits der Kulisse kaum optimierten noch dazu.
Licht und Schatten
Die Ladezeiten bewegen sich zwar in einem gerade noch akzeptablen Bereich, sind aber deutlich länger als am PC. Die Benutzerführung in den Menüs wurde überhaupt nicht angefasst. Die von NPCs betriebenen Geschäfte, in denen man sich mit neuen Waffen eindecken, sie aufrüsten oder sich mit Rüstung oder neuen Implantaten ausstatten kann, haben immer noch die auf Mausbetrieb ausgerichtete Struktur, die nur nach einer gewissen Gewöhnung mit dem Pad navigierbar ist. Und dass die Mehrspieler-Modi der Rechner, bei denen man sowohl kooperativ als auch in einer separaten Spielform gegeneinander antreten konnte, wegrationalisiert wurden, ist das eine. Dass aber immer noch die Level über einen Druck auf die „Play Solo“-Taste gestartet werden und damit suggerieren, es gäbe eine Alternative, ist das andere. Hier wurde schlichtweg unsauber gearbeitet. Immerhin: Die schwache Inszenierung der Geschichte, die sehr oberflächliche Charakterzeichnung, die nur von der teils schwachen (englischen) Sprachausgabe übertroffen wird und die größtenteils marode Kanonenfutter-KI sind keine Nebeneffekte der Konsolenentwicklung – diese Mankos gab es auch schon am PC und stören hier wie da.
Danke für das kleine Update.
Denn bei allem Verständnis für ein Indie-Studio und dessen finanzielle Lage und bei allem Indie-Bonus, den solche Projekte bei vielen Spielern - auch bei mir - haben, dass ist ja im Prinzip das absolute Eingeständnis, dass hier nicht etwa ein Fehler vorlag, eine Sprachbarriere etwas damit zu tun hatte oder ähnliches, sondern das es eben in der Tat, genau so wie es auch klang, eine Beeinflussung der Reviews das Ziel war. Ich wünsche einem kleinen Studio sicher nichts Schlechtes, aber den Kopf haben sie damit für mich nicht wirklich aus der Schlinge gezogen, nicht zuletzt auch, weil Developer mitunter ein sehr anderes Verständnis davon haben dürften, was eine "realistische und ehrliche" (negative) Bewertung ihres eigenen Produktes ist, als unabhängige Tester/Medien und deren Leserschaft/Zuhörerschaft/Zuseher.Ich bin aber nicht sicher, ob es dieser Abschnitt hier wirklich besser macht
Es gibt immer wieder Publisher, die ein Magazin nach Wertungen irgendwie sanktionieren wollen. Auch wir standen und stehen auf schwarzen Listen und wissen genau, wer nicht will, dass wir ein Spiel zu früh besprechen. Aber das, was da gerade zwischen Entwickler Badfly und Blackball passiert, ist im Kontext unserer Erfahrungen wirklich nicht der Rede wert.
Wir haben da natürlich ein dickes Fell. Und in der Branche weiß man, dass wir uns von niemandem in unsere Wertungen reinreden lassen. Gerade kleinere Entwickler sind - in der Regel - auch eher froh, wenn wir sie überhaupt besprechen, weil wir kaum noch Zeit für all die Spiele haben, die da die digitalen Stores fluten. Sie wissen, dass selbst Bad Publicity mit News, Video und Test besser ist als gar keine.
Natürlich haben die auch schonmal rumgezickt, aber das oben angeführte Argument gegen eine schlechte Wertung (oder für eine bessere Behandlung seitens der Presse), dass man nämlich nur ein kleines Team sei oder keine Triple-A-Ansprüche habe, ist natürlich für die Tonne. Und zwar komplett. Natürlich darf man sie alle nebeneinander beurteilen, das kleine DarkMaus und das große Dark Souls! Gerade angesichts unseres Archivs mit so viel guten bis sehr guten Wertungen für kleine Studios ist das Bitte-behandelt-uns-fair ohnehin nicht schlagend. Das tun wir, denn man kann sogar ein Spiel des Jahres mit wenig Budget entwickeln - siehe This War of Mine. Klasse Spieldesign kann Produktionsqualität immer aufwiegen.
Ich will diesen Versuch der Beeinflussung und Androhung durch dieses Studio nicht kleinreden, denn so ein Verhalten "lernt" man in dieser Branche, weil es scheinbar irgendwo funktioniert und man nicht über den medialen Tellerrand hinausschaut - denn dann würde man auch als kleiner Entwickler den PR-Bumerang erkennen.
Aber die strukturellen Probleme der Presse im Allgemeinen, die Gleichschaltung von Redaktionen sowie das immer stärkere Wegrationalisieren von kritischer Berichterstattung durch SEO-optimierte...
Einer der Entwickler hat sich im Kommentarbereich zu Wort gemeldet:
Glaubt man nämlich den Anekdoten aus diversen Kreisen, so sollen selbst Outlets, die praktisch nur positiv gefärbte Berichterstattung betreiben, es sich auch sehr schnell mal mit den Herstellern verscherzen können: