Veröffentlicht inTests

Dead Effect 2 (Shooter) – Shooter-Qualen im All

Für PC-Spieler ist das zuerst auf Mobilgeräten gestartete Dead Effect 2 kein Neuland – auf Steam ist der Horror-Shooter bereits seit Mai letzten Jahres erhältlich. Vor kurzem wurde die schnörkellose Action auch auf der Xbox One veröffentlicht. Ob sich der splatternde Projektilhagel im All lohnt, verraten wir im Test.

© BadFly Interactive / BadFly Interactive

Die Probleme sind umso bedauerlicher, da sowohl Grundkonzept als auch Artdesign prinzipiell gelungen sind. Die Shooter-Mechanik, bei der sich die zig Schießprügel  in verschiedenen Gattungen angenehm unterschiedlich anfühlen, ist solide. Die düsteren Gänge liefern mit ihren Licht- und Schattenspielereien eine eigentlich passable Kulisse und erinnern in besonderen Momenten an EAs Dead-Space-Serie – wenn nur die vermaledeiten Kanten nicht wären. Zugegeben: Beim Gegnerdesign hätte man abseits der Bosse etwas mehr Abwechslung einbringen können. Doch unter dem Strich zeigt der Kern dieser Splatter-Ballerei viel Potenzial. Denn man überschreitet mit ein paar Elementen sogar die Grenze zum Action-Rollenspiel à la Borderlands. Man hat zwar nicht so viele Knarren zur Verfügung und deren Eigenheiten werden auch nicht per Zufall zusammengestellt. Dennoch freut man sich, wenn man als Belohnung eine neue potente Wumme von einem getöteten Boss bekommt und so den nächsten Abschnitt gestärkt angehen kann. Oder wenn man im Shop sein mühsam Erspartes oder beim Verkauf nicht mehr benötigter Knarren erworbenes Kleingeld gegen eine schicke neue Waffe eintauschen kann.

Aufrüsten ist angesagt

[GUI_STATICIMAGE(setid=81308,id=92538766)]
Nichts für Zartbesaitete: Die Zombies zeigen sich auch gerne mal kopflos… © 4P/Screenshot

Alternativ kann man seine Blei- oder Energiespritze bzw. die Nahkampfwaffe auch über Upgrades verstärken – was im Zweifelsfall allerdings günstiger sein kann als einen frischen Schießprügel zu erstehen. In diesem Zusammenhang schade ist allerdings, dass die Wahl der mitgeführten Waffen relativ eingeschränkt ist. Ich hätte z.B. gerne ein Sturmgewehr, eine Pistole und eine Schrotflinte dabei und würde dafür auch auf eine Nahkampfattacke verzichten. Aber es fallen z.B. Katanas auch unter die Sekundärwaffen-Kategorie, die man normalerweise mit einer Pistole oder Schrotflinte besetzen kann. Es wäre komfortabler gewesen, wenn man die drei Waffenslots (plus einem für Sprengstoffe) frei belegen könnte. Bei den Waffen hört der Action-Rollenspiel-Einfluss aber noch nicht auf. Auch die Eigenschaften und Fähigkeiten des Helden lassen sich nach Levelaufstieg in diversen Kategorien verbessern, die teils von der gewählten Klasse abhängen. Zudem kann man neue Implantate finden oder kaufen und einbauen lassen, die z.B. dafür sorgen, dass die Schussgenauigkeit zunimmt, man schneller nachlädt, mehr Ausdauer hat oder man mehr Munition mitschleppen kann, von der man in den Abschnitten normalerweise immer genug findet. Abgerundet wird der Ausrüstungswahn durch die Rüstung, die es wie fast alles, nicht nur in unterschiedlichen Varianten, sondern auch Seltenheitsstufen von „Gewöhnlich“ bis „Mythisch“ gibt. Selbstverständlich gibt es für ein volles Set einen Bonus. Und natürlich kann man auch hier durch die sogenannten Codex-Einschübe weitere Verbesserungen einsetzen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81308,id=92538751)]
Kleinere Schalterrätsel wie dieses (Sinuswellen müssen aufeinander abgestimmte werden) lockern den Balleralltag auf. © 4P/Screenshot

Mit diesen Elementen hätte Dead Effect 2 trotz aller Vorbehalte wie mobiler Ursprung oder schwacher KI durchaus das Zeug zu einem kompetenten Run&Gun mit Splatterbonus gehabt. Zumal auch einige interessante Minispiele integriert wurden, um bestimmte Vorrichtungen zu hacken oder zu öffnen. Zusätzlich zur banalen Story darf man sich auch an alternativen Nebenmissionen versuchen, bei denen man zwar keine neuen Abschnitte oder Gegner zu Gesicht bekommt, die aber dennoch wegen der ausgeschütteten Beute und der gewonnenen Erfahrung ans Pad locken können. Die Gegner skalieren hier mit dem Spielerlevel und sorgen so dafür, dass man stets gefordert ist – aber auch entsprechend belohnt wird. Schade:  Egal, ob man z.B. die Lone-Wolf-Missionen, den Biohazard-Modus (Wellen) oder Survival (gegen die Zeit) wählt, läuft vieles zu gleichförmig. Hier würde der wegrationalisierte Koop-Modus Wunder wirken – ganz zu schweigen von einer Splitscreen-Option. Die wiederum würde die ohnehin spröde Kulisse vermutlich in die Tiefe reißen. Und so ist der geheime Star von Dead Effect 2 tatsächlich die Musikuntermalung, die mit ihren stimmungsvollen, meist energiegeladenen, aber gelegentlich auch an Phillip Glass erinnernden Kompositionen so etwas wie Filmflair schafft.

  1. Danke für das kleine Update.
    Ich bin aber nicht sicher, ob es dieser Abschnitt hier wirklich besser macht

    "We create B-class horror first-person shooters on purpose," he said. "We love it! However, we have experienced reviews that compared us with big AAA titles like Left4Dead or Mass Effect and gave us extremely low ratings."
    "Sadly, there are reviewers - trolls, who are writing biased reviews. The last sentence of our email was addressed to these unfair reviewers. Try to imagine our situation: you wouldn't give another free key to a man who without any proper reasoning destroyed your game in their review, either. Any negative review can have a big impact on the studio, especially if the review is published before the official release."
    "We will not withhold keys because of negative previews if these previews are realistic and honest. The point of our message was just to see us as what we are - a small indie studio."
    Denn bei allem Verständnis für ein Indie-Studio und dessen finanzielle Lage und bei allem Indie-Bonus, den solche Projekte bei vielen Spielern - auch bei mir - haben, dass ist ja im Prinzip das absolute Eingeständnis, dass hier nicht etwa ein Fehler vorlag, eine Sprachbarriere etwas damit zu tun hatte oder ähnliches, sondern das es eben in der Tat, genau so wie es auch klang, eine Beeinflussung der Reviews das Ziel war. Ich wünsche einem kleinen Studio sicher nichts Schlechtes, aber den Kopf haben sie damit für mich nicht wirklich aus der Schlinge gezogen, nicht zuletzt auch, weil Developer mitunter ein sehr anderes Verständnis davon haben dürften, was eine "realistische und ehrliche" (negative) Bewertung ihres eigenen Produktes ist, als unabhängige Tester/Medien und deren Leserschaft/Zuhörerschaft/Zuseher.

  2. Es gibt immer wieder Publisher, die ein Magazin nach Wertungen irgendwie sanktionieren wollen. Auch wir standen und stehen auf schwarzen Listen und wissen genau, wer nicht will, dass wir ein Spiel zu früh besprechen. Aber das, was da gerade zwischen Entwickler Badfly und Blackball passiert, ist im Kontext unserer Erfahrungen wirklich nicht der Rede wert.
    Wir haben da natürlich ein dickes Fell. Und in der Branche weiß man, dass wir uns von niemandem in unsere Wertungen reinreden lassen. Gerade kleinere Entwickler sind - in der Regel - auch eher froh, wenn wir sie überhaupt besprechen, weil wir kaum noch Zeit für all die Spiele haben, die da die digitalen Stores fluten. Sie wissen, dass selbst Bad Publicity mit News, Video und Test besser ist als gar keine.
    Natürlich haben die auch schonmal rumgezickt, aber das oben angeführte Argument gegen eine schlechte Wertung (oder für eine bessere Behandlung seitens der Presse), dass man nämlich nur ein kleines Team sei oder keine Triple-A-Ansprüche habe, ist natürlich für die Tonne. Und zwar komplett. Natürlich darf man sie alle nebeneinander beurteilen, das kleine DarkMaus und das große Dark Souls! Gerade angesichts unseres Archivs mit so viel guten bis sehr guten Wertungen für kleine Studios ist das Bitte-behandelt-uns-fair ohnehin nicht schlagend. Das tun wir, denn man kann sogar ein Spiel des Jahres mit wenig Budget entwickeln - siehe This War of Mine. Klasse Spieldesign kann Produktionsqualität immer aufwiegen.
    Ich will diesen Versuch der Beeinflussung und Androhung durch dieses Studio nicht kleinreden, denn so ein Verhalten "lernt" man in dieser Branche, weil es scheinbar irgendwo funktioniert und man nicht über den medialen Tellerrand hinausschaut - denn dann würde man auch als kleiner Entwickler den PR-Bumerang erkennen.
    Aber die strukturellen Probleme der Presse im Allgemeinen, die Gleichschaltung von Redaktionen sowie das immer stärkere Wegrationalisieren von kritischer Berichterstattung durch SEO-optimierte...

  3. Einer der Entwickler hat sich im Kommentarbereich zu Wort gemeldet:

    Spoiler
    Show
    Martin Pospíšil hat geschrieben:Hi folks! My name is Martin and I am a member of BadFly Interactive studio. Although we have contacted Shawn with our statement on this issue a day ago, no mention about it occurred over here. So we have decided to enter this topic in the comment section.
    For those who don´t know the story, here it is in a nutshell:
    We sent a pre-release code of our game Dead Effect 2 for consoles to some reviewers. This personal e-mail contained also a brief description of our game and our studio. At the end, the e-mail contained this message:
    ---------------
    Let me just mention one thing, though: this is an indie game which, unfortunately, is very often compared with big-budget games, and that’s quite a problem and very much damages its reputation in final ratings.
    Please take into consideration the fact that this game was created by a small team of developers (11) who just try to develop a good shooter game, and that’s about it.
    Also, we’re working on several other games that are definitely interesting, and if your review or preview of Dead Effect 2 is very negative, you won’t receive any keys from us in the future.
    ---------------
    The last sentence started a storm.
    There is no native English speaker in our company and we kind of overlooked that the accent of the message is somewhere else than on words “very negative”.
    We can survive negative reviews. Visit our Steam page and you will find out that we love to talk with our community and that we listen to them carefully. We create B-class horror FP shooters on purpose - we love it! However, we have experienced reviews that compared us with big AAA titles like Left4Dead or Mass Effect and gave us extremely low ratings.
    Sadly, there are reviewers – trolls, who are writing biased reviews. The last sentence of our email was addressed to these unfair reviewers. Try to imagine our situation: you wouldn´t give another free key to...

  4. NewRaven hat geschrieben:Seh ich etwas anders: das eine enthält eine ziemlich explizite Erpressung, dass andere ist "nur" eine feige Konsequenz. Im Prinzip will man, wenn man so einen Satz in einer solchen Vereinbarung bringt, ein besseres Review erzwingen, währenddessen man im anderen Fall, wenn man sich hinterher dazu entscheidet, diesem Medium keine Reviewfassung mehr zukommen zu lassen, ziemlich kindisch trotzig reagiert.
    Es in der Form wie BadFly anzugehen, halte ich ebenfalls für sehr dreist wie auch dumm, jedoch denke ich auch, dass so manch Rezensent - insbesondere von Magazinen, die von möglichst vielen und möglichst schnellen Vorabinfos praktisch schon abhängig sind - beim Verfassen seines Artikels die Gefahr der zukünftigen Nichtbemusterung wie ein über seinem Kopf hängendes Damoklesschwert wahrnimmt, obwohl da im Vorfeld keine explizite Drohung oder dergleichen ausgesprochen wurde.
    Glaubt man nämlich den Anekdoten aus diversen Kreisen, so sollen selbst Outlets, die praktisch nur positiv gefärbte Berichterstattung betreiben, es sich auch sehr schnell mal mit den Herstellern verscherzen können:
    A few weeks ago, John Sabol mentioned during an episode of This Week in Sim Racing that DMR Games – the publisher in charge of NASCAR Heat Evolution – refused to provide the Inside Sim Racing crew with a review copy, and upon playing the game for himself, remarked it was easy to see why. Even Inside Sim Racing, a publication once notorious for plastering iRacing stickers all over the set and basically praising every racing game with basic steering wheel support, had no problem ripping on the new NASCAR console game because it simply wasn’t ready to be released.
    ISR have now run into this road block two additional times, bringing the count to three games in three weeks. Both Kylotonn Games, as well as Milestone Interactive, have refused to give Inside Sim Racing an evaluation copy of Ride 2 and WRC 6. This is huge. The current lineup of primary ISR personalities...

  5. Master Chief 1978 hat geschrieben:
    Also ich Persönlich sehe da keinen Unterschied, natürlich ist es eigentlich das gute Recht von Publishern oder Entwicklern zu Entscheiden wer nun ein Review Muster bekommt ob nun mit oder ohne Mail vorweg. Für mich bleibt das Kleinkinder verhalten. Mann muss nun mal damit leben das ein Spiel Unterschiedlich aufgenommen wird.
    Und wenn man dann konsequent sein will sollte man doch alle anderen Spiele von Herstellern die solch eine Taktik an den Tag legen auch Boykottieren.
    Hätte ich mir das Spiel auch gekauft wenn ich das mit der Mail vorher gewusst hätte? Vielleicht aber vielleicht auch nicht. Schön ist so etwas jedenfalls nicht. Da sind wir uns wohl einig.
    Seh ich etwas anders: das eine enthält eine ziemlich explizite Erpressung, dass andere ist "nur" eine feige Konsequenz. Im Prinzip will man, wenn man so einen Satz in einer solchen Vereinbarung bringt, ein besseres Review erzwingen, währenddessen man im anderen Fall, wenn man sich hinterher dazu entscheidet, diesem Medium keine Reviewfassung mehr zukommen zu lassen, ziemlich kindisch trotzig auf die immerhin aber schon erfolgte negative Bewertung reagiert. Also ja, ich seh da schon noch einen merklichen Unterschied. Einig sind wir uns aber dahingehend, dass natürlich beides nicht vorkommen sollte. Und in der Tat achte ich auch bei anderen Herstellern auf solche Vorfälle (wenn sie denn bekannt werden, was selten ist) - die Produkte dann zu boykottieren fällt ja auch nicht schwer, denn wer von seinem Produkt überzeugt ist und eine Qualität abliefert, die auch auf dem Markt und gegen die Konkurrenz bestehen kann, hat im Normalfall ein solches Verhalten ja auch nicht nötig.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1