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Delta Force im Test: Kompetent kopiert ist halb gewonnen

Battlefield 2042 auf Wish bestellt oder doch ein eigenständiger Multiplayer-Shooter? Im Test zu Delta Force offenbart sich eine persönliche Wahrheit.

Bild zum Test von Delta Force mit diversen Charakteren
© TiMi Studio Group / 4P Screenshot

Ein spaßiger Extraction-Shooter mit Weltbau-Problemen

Ich jogge mit meinen zwei Teamkollegen in Richtung des Tresors auf meiner Mini-Map, um ihn um seinen Loot zu erleichtern. Beute sammeln und überleben steht auf der Agenda. Als hinter einem Hügel plötzlich ein ärgerliches Krokodil aufschreckt und mich vergeblich verfolgt, bin ich verwirrt.

Die Welt wirkt nämlich gar nicht mal so natürlich, dass ich mit Wildtieren gerechnet hätte. Wege werden oft durch Zäune und dergleichen versperrt, um Spieler*innen doch eben durch enge Schläuche zu den Points of Interest zu lotsen. Das empfinde ich im Weltdesign als schlechten Stil.

Durch die künstlichen Barrieren wirken die Einsätze-Maps oft wie zusammengeschustertes Stückwerk. Klar, als Engineer kann ich Zäune durchschneiden, aber immer nur an bestimmten, immer gleich aussehenden Stellen. Das hinterlässt einen unnatürlichen und formelhaften Eindruck. Lieber hätte ich freien Zugang zu Hügeln, um auch mal an unerwarteten Stellen aufzutauchen.

Dabei steckt so viel Potenzial in dem Extraction-Modus. Delta Force geht besonders hier einen Weg im Spieldesign, der sich sogar einem Realismus annähert.

Entschleunigung und Selbstfürsorge

Das Gameplay entschleunigt an vielen Stellen, beispielsweise da Verletzungen simuliert werden, die ich mit einem OP-Kit verarzten muss. Blutungen wollen mit einem Tourniquet gestoppt und Schmerzen mit Tabletten behandelt werden – Escape from Tarkov lässt grüßen. Mir geht nach 200 Metern im Sprint die Puste aus, ich muss meine Ausdauer bewusst managen.

Das kann nerven, weil es ausbremst, sorgt aber auch für Innehalten und Nachdenken über die nächsten Schritte. Dazu passt, dass durch die langsamere Bewegungsgeschwindigkeit ein bedachtes, planvolles und vorsichtiges Vorgehen öfter mit Erfolg belohnt als kopfloses Losstürmen.

Auch der übergeordnete Fortschritt im Einsätze-Modus unterhält. Ich arbeite mich Tarkov-typisch durch diverse Missionen, muss mal auf einer bestimmten Map eine vorgegebene Anzahl von Feinden eliminieren, mal ein spezifisches Item finden. Erbeuteten Loot verkaufe ich gewinnbringend an der Ingame-Börse und kaufe mir dafür eine dicke Knarre und andere Ausrüstung für meinen nächsten Einsatz. Der Modus wirkt konzeptionell durchdacht und kann motivieren.

Lediglich die Sounduntermalung kommt etwas schwachbrüstig rüber: Den Schüssen fehlt der letzte Bumms ein wenig, aber vielleicht bin ich dahingehend von Call of Duty verwöhnt.