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Delta Force im Test: Kompetent kopiert ist halb gewonnen

Battlefield 2042 auf Wish bestellt oder doch ein eigenständiger Multiplayer-Shooter? Im Test zu Delta Force offenbart sich eine persönliche Wahrheit.

Bild zum Test von Delta Force mit diversen Charakteren
© TiMi Studio Group / 4P Screenshot

Weniger Run&Gun

Weitgehend bietet Delta Force auch im »Battlefield-Modus« eine runde Spielerfahrung. Hier und da treten noch Glitches auf, aber die stören das ansonsten flüssige Geballer kaum. Und Delta Force tritt auch im Krieg-Modus eine Spur gnadenloser als Battlefield und Co. an.

Das ist indes weit mehr als nur eine Randnotiz. Durch die verwundbaren Charaktere spielen wir eher bedacht, langsamer und vorsichtiger. Das sorgt für taktischere Gefechte, was sicherlich erstmal nett klingt, aber unglücklicherweise im A/V-Modus auch oft zu Pattsituationen führt, in denen es weder vor noch zurück geht. Aber so verläuft Krieg wohl in manchen Fällen. Mit einem mutigen Vorstoß und der Hilfe von einem der gut zu steuernden und fair ausbalancierten Panzern brechen wir irgendwann aber doch durch, und das fühlt sich manchmal richtig belohnend an.

Das langsamere Tempo wirkt zudem wie eine bewusste Designentscheidung, denn auch die allgemeine Bewegungsgeschwindigkeit der Spielfiguren bleibt im Krieg-Modus realistisch. Wir rennen langsam, wie ein schwer bepackter Soldat auf einem Schlachtfeld eben rennen würde. Zum Glück verzichtet Delta Force bei seinen Battlefield-Modi komplett auf das Ausdauersystem aus den Einsätzen.

Hardcore-Shooter Light

Was dagegen nicht ins Bild eines Hardcore-Shooters passt: die relativ einfach zu kontrollierenden Waffen. Hier setzt Delta Force spürbar auf Zugänglichkeit. Ich ballere bei vielen Waffen im Dauerfeuer ein ganzes Magazin in die Gegner, ohne dass ein schwer zu kontrollierender Rückstoß mich zur Beherrschung zwingt. Das wirkt in Kombination mit der langsamen Bewegung inkonsequent und das Schlachtfeld wimmelt manchmal vor in Deckung stehenden Leuten, die wie bekloppt im Dauerfeuer schießen.

Insgesamt fühlt sich Delta Force im Release-Zustand an wie ein gnadenloseres Battlefield, das Fehler meistens sofort bestraft und ein bewusstes Dasein erfordert. Kopf aus, losrennen und rumballern endet meist im dringenden Wunsch, von einem mutigen Sani aus dem Knock-Down gerettet zu werden.

Es gibt also auch mitten im Schlachtgetümmel viele Momente des Innehaltens. Das ist mir altem Sack persönlich angenehmer als ständig unter Strom zu stehen, bis nach einer Stunde die Nerven blank liegen. Nur der Anspruch bei der Waffenbeherrschung ist mir persönlich zu niedrig.

Dennoch greift hier der Battlefield-Vergleich zu kurz. Denn auch wenn Delta Force diverse Elemente, vom Design-Konzept bis hin zum Mix aus Klassen- und Helden-Systemen, des bei Fans wenig beliebten Battlefield 2042 »uminterpretiert«, setzt es durch den realistischeren Ansatz auch einen eigenen Schwerpunkt. Und der spielt sich profund andersartig, knackiger und härter. Im krassen Kontrast dazu steht das, was Battlefield 2042 schon geschadet hat: der locker-fröhlich-flockige Stil, als wäre das alles eine Spaßveranstaltung und kein brutaler, gnadenloser Krieg.