Corvo Attano kann stolz sein. Der leicht ergraute Leibwächter hat nicht nur seinen Ruf und das Reich gerettet, sondern seine Tochter Emily sitzt mittlerweile auf dem Thron. Als Kaiserin von Dunwall erfüllt sie zwar eher widerwillig ihre politischen Pflichten, außerdem bereitet eine Mordserie sowie eine Blutfliegenplage gewisse Sorgen, aber die Familie regiert in Frieden. Zum fünfzehnten Jahrestag des Attentats auf ihre Mutter empfängt die junge Herrscherin gerade Delegationen. Und eine davon wird ihr zum Verhängnis.
Wie aus dem Nichts erscheint ihre mysteriöse Tante in Schwarz, gibt sich als humorlose Schwester der verstorbenen Kaiserin aus, bevor sie ihre arkane Macht entfesselt. Vater und Tochter haben kaum Zeit sich über den zornigen Familienzuwachs zu wundern, oder sich zu fragen, wie diese bewaffnete Delegation überhaupt in den Thronsaal kommen konnte, denn sie sind in null Komma nichts entmachtet und versteinert. Aber einer von beiden bekommt eine Chance. Wen wollt ihr spielen: Corvo Attano oder Emily?
Subtiles Schleichen, brachiales Kämpfen
Egal ob man den Leibwächter oder seine Tochter spielt: Beide können entweder subtil oder brachial vorgehen – und zwar im fließenden Wechsel vom lautlosen Schleichen bis hin zu explosiven Gefechten mit Feuerwaffen und Handgranaten. Man kann seine Feinde mit Bolzen oder Minen betäuben, Schrapnell verschießen oder Feuer entfachen. Es ist möglich, das Abenteuer komplett ohne einen Toten oder etwas martialischer als mordender, aber unentdeckter „Geist“ zu meistern. Man kann aber auch rachgierigen Terror entfachen und seinen Weg mit Leichen pflastern. Selbst Ratten lassen sich mit Haftminen in laufende Attentäter verwandeln.
Offener Nah- und Fernkampf sind unterhaltsam, erleichtern das Vorankommen sowie verkürzen die Spielzeit deutlich, aber sind auch recht hektisch und weniger befriedigend. Man wird schnell umzingelt und kann in den Klingenduellen mit ihrem kleinen Zeitfenster für Paraden keine Zielfixierung einsetzen, um sich auf einen Gegner zu konzentrieren. Dafür sorgen erfolgreiche Konter für ein Taumeln, so dass man einen Todeshieb ansetzen oder sie greifen und bewusstlos würgen kann – auch als Schleicher lässt sich ein offenes Duell also noch drehen. Sehr schön: Je nach Spielweise verändert sich der so genannte „Chaosfaktor“ der Welt, denn die grassierende Blutfliegenplage wird z.B. mit jeder Leiche schlimmer, Figuren reagieren auf brutale Helden anders und das mögliche Ende ist düsterer.
Prey ist für den Winter schon eingeplant :)
Ja, und ich kann mir auch nicht vorstellen, Dishonored 2 nochmal abzuschließen. Ließ mich komplett kalt. Hier hätte der Antagonist auch einfach Skeletor sein können. Die 2 "Gimmick"-Level waren zwar voll toller Ideen, unterbrachen für mich aber den Spielfluss zu sehr. Da war die stand alone-Erweiterung schon eher nach meinem Geschmack.
Teil 1 hingegen ist irgendwie ähnlich zeitlos wie etwa Doom. Das kann ich auch jedes Jahr durchnudeln und es wirkt immer noch einzigartig und halbwegs frisch.
So, meinen gog.com - Schandberg mal wieder angegangen und den Nachfolger meines Spiels des Jahrzehnts nachgeholt. Technische Probleme gibt es jetzt ja keine mehr, lief bei mir auf einem mittlerweile etwas betagten System wie geschnitten Brot. Trotzdem ist Dishonored 2 für mich nach einmaligem Durchspielen (Emily, Hard, Low Chaos) aktuell der Inbegriff von "Enttäuschung auf hohem Niveau".
Der Grund: Welt und Story
Ich habe Dunwall in Teil 1 und seinen DLC´s geliebt. Ich mochte die bittersüße Tragik dieser Welt mit ihrer Industrialisierung, die auf Naturausbeutung beruht. Das viktorianische Design. Ich fand es absolut großartig und beklemmend, wie im Spielverlauf das Fortschreiten der Seuche im Stadtraum zu erleben war. Das war wirklich wirklich meisterhaft. Ich fand selbst den Spielplot einigermaßen ansprechend, vor allem wegen der Vater-Tochter-Beziehung und auch der politischen Fraktionen. Dishonored 1 ist für mich der Inbegriff von geglückter, kluger Verschmelzung von Weltdesign, Story, Lore, Atmosphäre und Gameplay. Seit System Shock 2 nie wieder auf diesem Niveau erlebt.
Nichts davon bietet mir Teil 2. Ich könnte hier jetzt ausufernd ins Detail gehen. Spare ich mir. Ich finde die neue Stadt uninteressant, auch optisch. Das Figurentableaut des Spiels interessiert mich nicht. Die Gegenspieler sind uninteressant. Die erzählerischen Konsequenzen des Spielerverhaltens am Ende sind lächerlich. Die Spielgeschichte ist banal. Was sie aus der Outsider-Mystik gemacht haben, kotzt mich an. Was bleibt ist das teils grandiose Leveldesign mit seinem Spielwiesen-Konzept. Ich bin mir ziemlich sicher, diese Level wurden eher fertig, als die sie verbindende Geschichte und Welt. Gameplay vor Story und Immersion. Interessanterweise wiederholt sich hier damit genau das gleiche wie beim großen Vorbild Looking Glass mit Thief 1 und Thief 2. Auch dort waren für den Nachfolger erst die Level fertig, bevor man eine Geschichte drum herum bastelte.
Nun ja. Ich mache jetzt noch einen...
Ich finde es besonders befriedigend diesen weiblichen Hexen Körperteile abzuschlagen, gutes Spiel, nicht nur darum natürlich.