Corvo und Emily besitzen etwas andere Fähigkeiten: Nur der Leibwächter kann z.B. in Tiere schlüpfen, eine Rattenmeute rufen oder die Zeit anhalten – all das lässt sich wie im Vorgänger durch das Sammeln von Herzen noch verfeinern. Nur seine Tochter kann einen Doppelgänger zur Verwirrung oder gar als Killer einsetzen, sich in Schatten hüllen und so früher Entdeckung ausweichen oder über „Domino“ einem Feind etwas antun, was dann auf bis zu vier Markierte übertragen wird – einer bewusstlos, alle bewusstlos. Da ergeben sich je nach Figur durchaus coole Möglichkeiten und es macht Spaß, diese zu kombinieren. Und weil die für die Aufrüstung benötigten Herzen (sowie die für passive Boni sorgenden
Knochenartefakte) diesmal besser versteckt sind, kann man sich auch nicht so schnell zum Alleskönner entwickeln, sondern sollte sich auf einige Manöver spezialisieren – eine gute Entwicklung.
Aber unterm Strich spielen sich die beiden recht ähnlich in Akrobatik sowie Kampf, zumal sie die meisten Fähigkeiten wie das Teleportieren sowie das komplette Bewegungs-, Zubehör- und Waffenrepertoire ja teilen. Außerdem durchlaufen sie natürlich dieselben Areale und auch in der Reaktion anderer Figuren bemerkt man zu selten markante Unterschiede. Trotzdem lohnt es sich, das Abenteuer nach dem Ende mit dem anderen Charakter nochmal zu starten, denn dieses Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske hat viele alternative Wege, Taktiken und zwei Enden zu bieten, die für reichlich Wiederspielwert sorgen.
Vier Schwierigkeitsgrade
Interessant für Puristen ist nicht nur, dass man in den Optionen nahezu alle nervigen Hinweismarker abschalten kann, sondern dass man recht früh die Wahl hat, ob man die übersinnlichen Aktionen wie die Teleports oder die Tierübernahme überhaupt nutzen will. Man kann also auch komplett konventionell loslegen! Aber dann beraubt man sich natürlich mächtiger Aktionen und macht das Abenteuer noch schwerer. Apropos: Wer Dishonored kennt oder öfter Stealth-Action spielt, sollte nicht auf dem „normalen“ zweiten, sondern auf dem „schweren“ dritten von vier Schwierigkeitsgraden loslegen, damit man richtig gefordert wird.
Ein ganz großes Lob verdient die KI: Das Verhalten der Wachen gehört zum Besten, was ich in den letzten Jahren erlebt habe. Sie reagieren aufmerksam auf Sicht und Geräusche, sie schauen durch Fenster und entdecken mich dort kauernd, sie rufen Verstärkung und suchen die Gegend angenehm weitläufig ab, sie treiben einen mit Würfen oder Schüssen aus der Deckung oder von erhöhten Positionen, so dass man auch über Teleports nicht so sicher in der Vertikalen ist. Man muss schon ein ordentliches Stück weit flüchten, was angesichts der angenehm großen Schauplätze auch meist möglich ist.
Prey ist für den Winter schon eingeplant :)
Ja, und ich kann mir auch nicht vorstellen, Dishonored 2 nochmal abzuschließen. Ließ mich komplett kalt. Hier hätte der Antagonist auch einfach Skeletor sein können. Die 2 "Gimmick"-Level waren zwar voll toller Ideen, unterbrachen für mich aber den Spielfluss zu sehr. Da war die stand alone-Erweiterung schon eher nach meinem Geschmack.
Teil 1 hingegen ist irgendwie ähnlich zeitlos wie etwa Doom. Das kann ich auch jedes Jahr durchnudeln und es wirkt immer noch einzigartig und halbwegs frisch.
So, meinen gog.com - Schandberg mal wieder angegangen und den Nachfolger meines Spiels des Jahrzehnts nachgeholt. Technische Probleme gibt es jetzt ja keine mehr, lief bei mir auf einem mittlerweile etwas betagten System wie geschnitten Brot. Trotzdem ist Dishonored 2 für mich nach einmaligem Durchspielen (Emily, Hard, Low Chaos) aktuell der Inbegriff von "Enttäuschung auf hohem Niveau".
Der Grund: Welt und Story
Ich habe Dunwall in Teil 1 und seinen DLC´s geliebt. Ich mochte die bittersüße Tragik dieser Welt mit ihrer Industrialisierung, die auf Naturausbeutung beruht. Das viktorianische Design. Ich fand es absolut großartig und beklemmend, wie im Spielverlauf das Fortschreiten der Seuche im Stadtraum zu erleben war. Das war wirklich wirklich meisterhaft. Ich fand selbst den Spielplot einigermaßen ansprechend, vor allem wegen der Vater-Tochter-Beziehung und auch der politischen Fraktionen. Dishonored 1 ist für mich der Inbegriff von geglückter, kluger Verschmelzung von Weltdesign, Story, Lore, Atmosphäre und Gameplay. Seit System Shock 2 nie wieder auf diesem Niveau erlebt.
Nichts davon bietet mir Teil 2. Ich könnte hier jetzt ausufernd ins Detail gehen. Spare ich mir. Ich finde die neue Stadt uninteressant, auch optisch. Das Figurentableaut des Spiels interessiert mich nicht. Die Gegenspieler sind uninteressant. Die erzählerischen Konsequenzen des Spielerverhaltens am Ende sind lächerlich. Die Spielgeschichte ist banal. Was sie aus der Outsider-Mystik gemacht haben, kotzt mich an. Was bleibt ist das teils grandiose Leveldesign mit seinem Spielwiesen-Konzept. Ich bin mir ziemlich sicher, diese Level wurden eher fertig, als die sie verbindende Geschichte und Welt. Gameplay vor Story und Immersion. Interessanterweise wiederholt sich hier damit genau das gleiche wie beim großen Vorbild Looking Glass mit Thief 1 und Thief 2. Auch dort waren für den Nachfolger erst die Level fertig, bevor man eine Geschichte drum herum bastelte.
Nun ja. Ich mache jetzt noch einen...
Ich finde es besonders befriedigend diesen weiblichen Hexen Körperteile abzuschlagen, gutes Spiel, nicht nur darum natürlich.