Veröffentlicht inTests

DmC: Devil May Cry (Action-Adventure) – DmC: Devil May Cry

Spider-Man hat es vorgemacht, Superman wird bald folgen: In Hollywood ist es seit längerem Usus, ehemals erfolgreiche Filmreihen einem Neustart zu unterziehen. In der Welt der Computerspiele sind diese so genannten Reboots eher unüblich. Doch wenn es eine Serie verdient hat, mit einem frischen Ansatz wieder aufzuerstehen, dann ist es Devil May Cry. Kann der neue Dante an alte Erfolge anknüpfen?

© Ninja Theory / Capcom

Zudem verliert man etwa in der Mitte den erzählerischen Faden, wirft neue Charaktere plötzlich ins Geschehen und entfernt sie ebenso schnell wieder, bevor man sich wieder in erster Linie auf das Trio konzentriert, das in einer postmodernen, totalitär überwachten sowie von Dämonen beherrschten Stadt um das Überleben der Menschheit kämpft. [GUI_PLAYER(ID=101107,width=300,text=Mit insgesamt acht Waffen, die sich fließend wechseln lassen, wird ein üppiges Angriffsarsenal angeboten.,align=left)]Auch wenn dadurch häufig der Eindruck entsteht, dass die Inszenierung wichtiger war als der Inhalt, schafft Ninja Theory dennoch die Gratwanderung, eine frische Geschichte zu inszenieren, ohne dabei die bekannte Mythologie außer Acht zu lassen: Kenner werden immer wieder über Situationen und Andeutungen stolpern, die mit den bisherigen Serienablegern zu tun haben. Und trotz aller Kritik gibt es auch einige Momente, die einen emotional packen. Nur sind sie zu spärlich gesät, um ein einheitliches Bild abzugeben. Anstatt die Figuren über einen längeren Zeitraum hinweg aufzubauen, konzentriert man sich auf einzelne Situationen. Diese werden dann zwar meist glaubwürdig inszeniert, doch der rote Faden fehlt häufig. Hier hätte Ninja Theory mit mehr Mut zum Risiko noch einiges mehr herausholen können – auch ohne die Mythologie der Serie zu verändern.

Schwache Lokalisierung

Außerdem möchte ich dringend dazu raten, die englische Sprachvariante einzuschalten. Die deutsche Version ist zwar technisch sauber übersetzt, wird aber für mein Empfinden etwas zu sehr auf einen religiösen Konflikt getrimmt, der vom Original zwar auch thematisiert wird, dies aber deutlich subtiler stattfindet. Viel schlimmer empfinde ich jedoch die Regie im Zusammenspiel mit der Besetzung. Während Dante mir eher altklug als rebellisch-schnoddrig vorkommt, was aber letztlich noch durchgehen kann, wirkt sein (eigentlich gleichaltriger) Zwillingsbruder Vergil wie ein väterlicher Mentor. Und Kat, die im englischen zwar fragil wirkt, ihre innere Stärke aber immer wieder andeutet, ist in der deutschen Version eher naiv, gelegentlich beinahe devot.  

Mit Kat ist Ninja Theory eine wunderbare Interpretaion einer modernen Hexe gelungen.
Mit Kat ist Ninja Theory eine wunderbare Interpretation einer modernen Hexe gelungen. © 4P/Screenshot

Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier an falscher Stelle gespart wurde. Generell geht die Qualität der Sprachaufnahmen in Ordnung. Aber es wirkt auf mich, als ob Sprecher und Regisseur nur mit ein paar DIN A4-Seiten voller Texte in ein Studio gesperrt wurden, ohne die Bewegtbilder zu kennen, denen sie ihre Stimme leihen. Mitunter unnötig überbetont, dann in der Konversation miteinander nicht intensiv genug oder auf unterschiedlichem Spannungsniveau: Hier werden zahlreiche Stimmungspunkte liegen gelassen, obwohl es auch einige Momente und (Neben-)Figuren gibt, bei denen die Dialoge richtig gut eingesprochen wurden. Doch im Schnitt bleibt ein durchwachsener Eindruck.

So dynamisch wie früher?

Doch wie schon gesagt: Die Story ist wichtig, aber letztlich nur ein Vehikel für die Action. Und genau hier hat Ninja Theory bei seinen letzten Arbeiten nie komplett überzeugen können – sowohl Heavenly Sword als auch Enslaved blieben bei den Kämpfen vergleichsweise oberflächlich. Das wäre jedoch für DmC der Todesstoß, denn die bisherigen Teile lebten von ihrer Kampfdynamik. Doch Ninja Theory hat seine Hausaufgaben gemacht. Bereits in den ersten Kämpfen, in denen Dante nur auf sein Schwert Rebellion sowie die Pistolen Ebony und Ivory zurückgreifen kann und ein überschaubares Bewegungsarsenal zur Verfügung hat, kann man sich über eines nicht beklagen: Dynamik. Als Veteran fühlt man sich sehr schnell wie zu Hause, während Einsteiger ebenso zügig den nahtlosen Wechsel zwischen den Angriffsoptionen zu schätzen wissen. Und bevor man sich versieht, schnetzelt und ballert man sich durch die Dämonenbrut, als ob man nie etwas anderes gemacht hätte. Als Belohnung erhält man wie bisher die so genannten Orbs, von denen die roten als Währung bei Engelsstatuen für Gegenstände eingetauscht werden können, die grünen die Gesundheit auffüllen, während man sich für die weißen bei entsprechender Ansammlung neue Fähigkeiten anschaffen kann.

Akrobatisch, stylisch, dynamisch: Die Kampfmechanik setzt die Serientradition würdig fort.
Akrobatisch, stylisch, dynamisch: Die Kampfmechanik setzt die Serientradition würdig fort. © 4P/Screenshot

Später hat man über das Digipad Zugriff auf ein stattliches Arsenal von acht Waffen (darunter auch drei Projektilwaffen), wobei jeweils zwei seiner Nephilim-Herkunft geschuldet sind und die himmlische bzw. die dämonische Seite verkörpern. Das gewinnt spätestens dann an Bedeutung, wenn man Feinden begegnet, die gegen bestimmte Angriffe resistent sind oder sich mit Schilden schützen: Spätestens hier wird klar, dass man mit purem Knopfhämmern nicht weiterkommt, sondern geschickt zwischen den Waffen wechseln und sich ihre Kombo-Fähigkeiten zu Nutze machen muss – für jeden Gegnertyp gibt es mindestens einen effektiven Angriff oder Konter. Zusätzlich bekommt man Fähigkeiten, die es einem ermöglichen, sich zu Feinden zu ziehen oder sie zu sich zu holen. Mit den freischaltbaren Angriffen sowie der Möglichkeit, ständig zwischen den Waffen wechseln zu können, kommt es zu sehenswerten Kampfszenen, die die Dynamik der alten Teile mühelos replizieren. Viele Vertreter des arenakampfbasierten Action-Adventures wie z.B. Dantes Inferno kann der Teufelsjäger dabei hinter sich lassen. Doch sowohl Kratos als auch Bayonetta oder CastleVania erweisen sich für Dante als unüberwindliche Hürde. Dazu lässt er im letzten Viertel deutlich nach. Während man bis dahin auch hinsichtlich der Gegnervariation immer wieder überrascht wird und sich auf neue Feinde einstellen muss, beschränkt sich Ninja Theory gegen Ende nur noch darauf, die angreifenden Gegnergruppen neu zusammenzuwürfeln. Man wird dadurch weiterhin beständig gefordert, zumal es einige Feindkombinationen gibt, die sich als nervtötend im Sinne von „Bloß keinen Fehler machen“ erweisen. Und dass man sich nicht wie viele andere Vertreter auf eine Art „Bosskampf-Marathon“ zurückfallen lässt, ist löblich. Allerdings wäre mir dieses klassische Prinzip unter dem Strich doch lieber als die im Vergleich zu einem Großteil der Spielzeit lieblose Anhäufung von Auseinandersetzungen, die die bis dahin fordernden Gefechte zu einer Art anspruchsvoller Routine verkommen lässt, bevor es zum gelungenen Finale kommt.


  1. Zocke das Game gerade das erste Mal. Bin total begeistert, macht mega Spaß. Und auf PC mit XBox Controller ein Traum, zudem butterweiches Scrolling. Klasse Spiel!

  2. Randall Flagg hat geschrieben:
    bomberdomme hat geschrieben:als reiner pc nutzer und manga, anime und japan hasser habe ich mir zum ersten mal mich getraut es auszuprobieren und muss sagen das neue DMC gefällt mir ganz gut.
    Dann sollten dir die ersten DMC-Teile auch gefallen, die sind nämlich weniger-Anime-mäßiger als DmC. Vom Design her eher mit den älteren Resident Evil Teilen vergleichbar, düstere Innenstädte usw. Bis auf Teil 4, der ist etwas farbenfroher gestaltet.
    hat der da nicht so ne fiese manga friese und insgesammt so nen typisch japanisch übertriebenen style ?

  3. bomberdomme hat geschrieben:als reiner pc nutzer und manga, anime und japan hasser habe ich mir zum ersten mal mich getraut es auszuprobieren und muss sagen das neue DMC gefällt mir ganz gut.
    Dann sollten dir die ersten DMC-Teile auch gefallen, die sind nämlich weniger-Anime-mäßiger als DmC. Vom Design her eher mit den älteren Resident Evil Teilen vergleichbar, düstere Innenstädte usw. Bis auf Teil 4, der ist etwas farbenfroher gestaltet.

  4. als reiner pc nutzer und manga, anime und japan hasser habe ich mir zum ersten mal mich getraut es auszuprobieren und muss sagen das neue DMC gefällt mir ganz gut.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1