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Indika im Test: Ein Spiel zwischen Himmel und Hölle

Als Indika im Oktober 2023 enthüllte wurde, schlug das Spiel des aus Russland geflohenen Studios Odd Meter nicht nur Wellen, weil sich die Entwickler offen gegen den von Putin initiierten Angriffskrieg auf die Ukraine positionierten, sondern auch aufgrund seiner abstrusen Ästhetik. Der Trailer wirkte mehr wie ein Fiebertraum oder ein neuer Film aus dem A24-Repertoire, mit irren Kameraperspektiven, Farbakzenten und bedrohlichen Bildern. Seit Anfang Mai ist das Adventure auf dem PC erhältlich, am 17. gesellten sich auch die PlayStation 5- und Xbox Series X | S-Versionen dazu. In unserem Test sind wir in die Kluft der namensgebenden Nonne Indika geschlüpft, ins Kloster eingekehrt und verraten, ob euch hier ein himmlisches Abenteuer oder ein echter Höllen-Trip erwartet.

© Odd Meter / 11 bit studio

Indikann das alles nicht mehr
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Menschgroße Fische: Indika lässt die Grenze zwischen Realität und Fantasie oft subtil verschwimmen, ohne direkt darauf hinzuweisen. © 4P/Screenshot

In unserem Interview verrieten die Macher von Indika, dass die Filme von Regisseuren wie Yorgos Lanthimos, Terry Gilliam oder Andrei Torkovsky als Inspirationen dienten – und das merkt man auch. Die Pilgerreise der jungen Russin ist herrlich bizarr, nimmt sich nie zu ernst und überrascht immer wieder mit abstrusen und surrealen Begegnungen. Da wäre die gigantische schwarze Ziege zu Beginn im Kloster, die sinnbildlich für den Teufel stehen kann, der sich bereits im Gotteshaus eingenistet hat; die monumentale und konfuse Architektur, bei der Häuser und Gewölbe auch mal hoch oben auf Stelzen zu stehen scheinen; oder ein kleiner Mann, der aus dem Mund einer Ordensschwester hüpft und wahlweise Indikas Tagträumerei oder zunehmenden Wahnsinn unterstreicht.

 

In vielerlei Hinsicht haben Odd Meter einen farblosen Fiebertraum geschaffen, der Realität mit Fantasie vermischt und bei dem nie ganz klar ist, was genau nun echt ist und was sich Indika möglicherweise nur einbildet. Die Antwort auf diese Frage spielt aber auch keine Rolle: Viel mehr sollen die verschiedenen Versatzstücke zum Staunen und Nachdenken anregen, lassen den Mund offenstehen oder lösen Lachanfälle aus. Trotzdem behandelt das Spiel Themen wie Gewalt oder Traumata mit der nötigen Ernsthaftigkeit, ohne diese je ins Lächerliche zu ziehen: Die Reise durch Russland schafft den Balance-Akt und kann über die Spielzeit von weniger als fünf Stunden faszinieren, auch wenn das Gameplay keine Bäume ausreißt.

 

Kein eitel Nonnenschein

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Der Baum hier hat schon mal bessere Zeiten gesehen. Richtig störend ist die durchschnittliche Grafik aber selten. © 4P/Screenshot

So sieht es übrigens auch grafisch aus: Hier wird euch kein 4K-Next-Gen-Blockbuster-Meisterwerk auf den Bildschirm gezaubert und ab und zu verwaschene Texturen stechen mit ihrem Pixelbrei durchaus ins Auge. Trotzdem fangen die Entwickler die trostlose Atmosphäre in winterlicher Natur, Asphaltdschungeln und Fischfabriken famos ein und kommen auch ohne glitzernde Schneeflocken oder detailreiche Felsstrukturen aus. Das Wetter scheint in der Welt von Indika allerdings zu fehlen: Weder Regen noch Sonnenschein begleiten die Reise der Nonne, stattdessen wird es zwischendurch maximal etwas neblig – der Effekt könnte aber auch einfach dazu dienen, die mittelmäßige Grafik etwas zu verschleiern.

 

Und obwohl das Spiel mit seinem Weiß, Grau und Braun fast schon monochrom daherkommt, ist es optisch nicht durchgehend uninteressant. Farbtupfer werden mit grellen Rottönen gesetzt, wenn Indikas schwächelnder Glaube mal wieder beginnt, die Welt um sie herum zu zerreißen und nur noch Beten hilft. Außerdem arbeiten die Entwickler mit vielen unterschiedlichen und sehr ungewöhnlichen Kameraperspektiven: von unten, verzerrt oder mit einem Fischaugenobjektiv seltsam ausgedehnt – Fans von Lanthimos‘ Werken wie The Favorite oder Poor Things werden sich hier wie zuhause fühlen.

 

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Die Kameraführung hat mitunter etwas filmisches und es wird nicht mit außergewöhnlichen Einstellungen gegeizt, die die Absonderlichkeit des Trips unterstreichen. © 4P/Screenshot

Auch musikalisch fährt Indika eine wilde Schiene: Zu Beginn setzt zusammen mit der Stimme im Kopf immer mal wieder Musik mit hohen Tönen und schaurigem Gesang ein, in Momenten der Glaubenszweifel oder bei der Verfolgung ertönt bedrohlicher Dubstep aus den Beichtstuhlboxen. Ansonsten ist das Spiel über lange Zeit aber auch ziemlich ruhig: Die Dialoge von Indika und Ilja, der Motor ihres fahrbaren Untersatzes und der heulende Wind bilden den auditiven Backdrop für diese wilde Reise. Falls ihr euren Ohren und Augen nicht trauen könnt und bestimmte Abschnitte noch einmal erleben wollt, hilft die wirklich kleinteilige und in satte zwanzig Punkte unterteilte Kapitelauswahl, mit der ihr jederzeit zu fast allen Bereichen des Spiels springen könnt.

 

Falls ihr ganz am Anfang beginnen wollt, könnt ihr das ab sofort auf den meisten Plattformen selbst tun: Indika ist auf dem PC, der PrayStation 5 und der Xbox Series X | S für 24,99 Euro erhältlich. Auf Steam könnt ihr zusätzlich für 3,99 Euro den Soundtrack und für 4,99 Euro das Artbook entstehen, solltet ihr die Entwickler über das Spiel hinaus unterstützen wollen oder ihr die Welt von Indika nach dem Durchspielen noch nicht sofort verlassen wollt.