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Infinity Nikki im Test: Schockverliebt trotz leichter Bauchschmerzen

Ein ästhetisches Open World-Spiel mit Gute-Laune-Garantie – das will Infinity Nikki bieten können. Alles reine Luftschlösser oder solider Spielspaß?

Artwork zu Infinity Nikki mit Nikki, Momo und einem Zug voller gelber Kreaturen.
© Infold Games

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Es sind die kleinen Momente

Das absolute i-Tüpfelchen sind dazu all die liebevollen Spielereien und Details, die sich durch ganz Miraland erstrecken. Ich darf auch einfach mal innehalten und mich an einer Flasche Seifenblasen bedienen, mit einem Ballon für den Ausblick allein in den Himmel tragen lassen oder auf Kreidefeldern für kurze Zeit in zufällige Outfitteile hüpfen. In diesen Situationen bieten sich natürlich Fotoaufnahmen an, gut also, das eine solche Funktion in Infinity Nikki verbaut ist.

Die Kamera zu zücken, fühlt sich dabei nicht wie ein glorifizierter Screenshot an, sondern bietet mir weitaus mehr Optionen mit detailreichen Einstellungen und dynamischen Posen. Es muss schon was bedeuten, wenn ausgerechnet ich freiwillig in Videospielen den Fotoapparat auspacke, ohne dafür direkt eine Belohnung zu erwarten. Normalerweise könnte mir nichts egaler sein.

Obendrein zur herzerwärmenden Atmosphäre und der Leichtigkeit von Infinity Nikki kommen szenische Momente, die das Gameplay kurz komplett entschleunigen und dazu einladen, einem lyrisch unterlegten Soundtrack zu lauschen, während die Umgebung vorbeizieht. Ich versuche wirklich nicht ins reine Schwärmen abzudriften, aber ich bin ehrlich, es fällt mir schwer.

Mit Liebe in jeder Masche

Was ich außerdem dringend positiv hervorheben muss: Alle wichtigen Cutscenes und Dialoge sind vollständig vertont, wenn auch nur auf Englisch. Die Synchronstimmen sind meiner Meinung nach ziemlich stark, vor allem die Sprecherin von Sidekick Momo macht einen tollen Job, ihn lebhaft aber nicht nervig klingen zu lassen. Außerhalb storyrelevanter Abschnitte bleiben die Dialoge nicht aus. Selbst mit scheinbar unwichtigen Charakteren lässt sich das ein oder andere halbwegs interessante Gespräch führen, was ich äußerst zu schätzen weiß.

Dafür sehen sich die meisten NPCs, insofern nicht vordergründig agierend, allerdings ziemlich ähnlich und nicht jede Person ist per se ansprechbar. Und wenn ich in seltenen Fällen auswählen darf, welche Antwort Nikki in einem Gespräch gibt, ist das sehr offensichtlich vollkommen konsequenzlos. Einmal muss ich mich beispielsweise an einen Namen erinnern und habe die Wahl zwischen dem Wunschboten oder dem Punschboten.

Während ich mich so von Unterhaltung zu Unterhaltung bewege und die Story beginnt sich vor mir auszubreiten, entstehen durchaus ein paar rührende und spannende Momente. Trotz der fröhlichen Oberfläche scheut sich Infinity Nikki nicht davor, Themen wie Krankheit, Tod oder Krieg zu behandeln. Als unfassbar anspruchsvoll würde ich die Erzählung zwar nicht betiteln, aber sie hält mich definitiv bei Laune und ist über lebhafte Cutscenes gelungen inszeniert.

Wenn ich will, kann ich jederzeit mehr über die Hintergründe von Miraland und seinen Bewohner*innen erfahren, in dem ich in überall verstreuten Büchern schmökere. Und das sind nicht einfach nur trockene Lore-Stückchen, sondern unter anderem Briefe, Kodexe, Prüfungsunterlagen oder Interviews. Dadurch wird für mich deutlich, dass hier nicht einfach nur eine hochpolierte Hülle von einem Spiel entstanden ist und das macht mich wirklich glücklich, weil die Befürchtung definitiv bestand.