Ich hab Style, aber nicht das Geld
An einem gewissen Punkt weckt Infinity Nikki meine schon zuvor nicht ganz schlummernde Skepsis. Das Finanzierungsmodell des Spiels sieht nämlich vor, Anreize zu schaffen, um Echtgeldtransaktionen durchzuführen. Gekauft werden hauptsächlich spezielle Kleidungsstücke, die jedoch nicht in das Gameplay eingreifen und rein kosmetische Zwecke erfüllen, wie es Infold Games versichert. Das schon im Tutorial aufploppende Banner-System, bei dem nach bekanntem Gacha-Prinzip Glücksspiel-ähnlich Items gezogen werden, hinterlässt bei mir irgendwie trotzdem ein ungutes Gefühl.
Was mich jedoch beruhigt ist, dass ich – zumindest während der von Transaktionen befreiten Testphase – die üppigen Inhalte der Spielwelt ohne Probleme völlig umsonst genießen kann. An einer Stelle, wo ich Items gegen bestimmte Fähigkeitenpunkte tauschen kann, blockiert mich jedoch ein Limit täglich verfügbarer Energie, das mir stark nach Wartezeitbeschleunigung gegen Geld riecht.
Aber ganz ehrlich, ich hatte bisher nicht einmal das Bedürfnis mehr Energie zu nutzen, als ich auf einmal verbrauchen darf. Und eventuell an einem Tag das Höchstlevel einer Fähigkeit zu erreichen, weil ich vorher fleißig gesammelt habe, wär meiner Langzeitmotivation vermutlich nicht zuträglich. Sollte mir künftig doch auffallen, dass man mir das Geld nun langsam wirklich aus der Tasche ziehen möchte, werde ich diesen Test entsprechend anpassen.
Komplex wie Crypto
Abgesehen von den Echtgeld repräsentierenden Edelsteinen gibt es übrigens noch einiges mehr an Währungen beziehungsweise grundlegenden Ressourcen, die etwa beim Crafting anfallen. Zu viele, um sie hier alle zu erklären und ich weiß auch gar nicht ob ich das könnte, zu schnell habe ich in dem Wirrwarr den Überblick verloren.
Diamanten, Klunker, magische Fäden, Essenzen und so weiter und so fort. Die kann man dann in den meisten Fällen auch noch ineinander umtauschen oder auf mysteriösen Ebenen in andere Materialien umwandeln. Eventuell ein Trick, um die irgendwo in diesem verzweigten System aufkommenden Euro-Zeichen möglichst untergehen zu lassen – oder einer simplen Mechanik künstlich mehr Tiefe zu verleihen.
Leiden am eigenen Erfolg
Mir kommt es zudem komisch vor, dass ich konstant mit Belohnung aller Art zugehäuft werde. Gefühlt jede kleinste Bewegung hat ein Geschenk zur Folge, das sich irgendwo in dem unfassbar umfangreichen Menü des Birnen-Buddys mit all seinen Unterpunkten versteckt. Ungelogen minutenlang bin ich zeitweise damit beschäftigt Belohnungen einzufordern. Ich vermute konstant, dass der Strom an Ausszahlung abrupt ein Ende nimmt und ich das Hoch mit dem entsprechenden Kleingeld jagen muss. Aber selbst nach einem dicken Batzen an Spielzeit trifft das nicht ein.
Klar, die Rate verliert ein wenig an Schub, aber Fortschritte lassen sich verständlicherweise später im Spiel nicht so schnell erreichen wie zu Anfang. Und immerhin finde ich trotzdem bei beinah jedem Öffnen des Birnen-Buddys ein neues Geschenk. So richtig bedeutungsvoll fühlt sich das nur nicht mehr an, weil es mir zu selbstverständlich vorkommt und ich nicht mehr so genau zuordnen kann, was ich jetzt angeblich Tolles geleistet haben soll.
Ein weiterer Teil des Reizes geht verloren, weil das Gerät an dem ich die entsprechenden Fenster ansteuere, schlicht zu unübersichtlich ist und ewig viele Menüpunkte mit schwammigen Bezeichnungen enthält, deren Funktionsweise mir sofort entfällt.
Wenn ich schon den Absatz für Kritikpunkte an Infinity Nikki aufmache, will ich noch erwähnen, dass es ein paar Bugs gab, die mir in meiner Spielzeit aufgefallen sind. Nichts davon hat mein Erlebnis nachhaltig beeinflusst, vor allem dadurch, dass so wie so durchgehend automatisches Speichern aktiv ist. Somit konnte ich jederzeit wieder in den „sauberen“ Spielstand von vor wenigen Sekunden laden. Vor und zu Release gibt es sicherlich den ein oder anderen Patch.