Sehr angetan bin ich weiterhin von der Art und Weise, mit der Nagoshi „sein“ Kamurocho (einen zweiten Schauplatz gibt es diesmal nicht) stärker zu einem glaubwürdigen Stadtviertel macht, als es das zuletzt gewesen ist. Auch dazu tragen verschiedene Ideen bei, von denen die vielleicht profanste ein Schlüsselbund ist, mit dem Takayuki seine Büro- und andere Türen öffnet. Denn das geschieht nicht automatisch; man muss den richtigen Schlüssel selbst anwählen. Obwohl das nicht bei jedem Betreten der entsprechenden Areale notwendig ist und obwohl es eine Fähigkeit gibt, die nach dem erstmaligen Benutzen den richtigen Schlüssel stets anzeigt, ist das ein ebenso feines wie wirkungsvolles Detail.
Eine weitere Kleinigkeit sind Freundschaften, die der Privatschnüffler durch das Erfüllen kleiner Gefallen schließt. Die entsprechenden Bekannten grüßen ihn anschließend nämlich auf der Straße, was seine Energie für besonders mächtige Angriffe steigert, oder zeigen sich anderweitig erkenntlich. Seine Vermieterin stellt ihm etwa Essen in den Kühlschrank, das seine Gesundheit wiederherstellt.
Guten Appetit!
Überhaupt spielt das Essen in Judgment neuerdings eine große Rolle, denn aus der Vergangenheit bekannte Heilmittel sind diesmal rar und teuer. Sandwiches und Sushi-Pakete nehmen jetzt deren Platz ein. Abgesehen davon drehen sich erstaunlich viele Gefallen und Aufträge in irgendeiner Form um die Nahrungsaufnahme, was bisweilen seltsam anmutet, das Abenteuer aber auch ein Stück weit in der realen Welt erdet.
Und dann sind da noch vertraute Sammelpunkte wie Children‘s Park im Nordwesten sowie Raucherinseln, an denen Takayuki die dort stehenden oder sitzenden Menschen nach Informationen befragt oder sich selbst eine Zigarette anzündet, um Gespräche der „Mitraucher“ zu belauschen. Wie gesagt: Es ist nach wie vor das altbekannte Kamurocho. Keine einzige Person läuft in der offenen Welt an einen solchen Treffpunkt, um sich dort zu unterhalten und anschließend einkaufen zu gehen. Es gibt vielmehr strikt voneinander getrennte Zufallspassanten, die immer nur unterwegs sind, sowie Kettenraucher, die ihr gesamtes Spieleleben nichts anderes tun.
Woher nehmen und nicht prügeln?
Weniger gelungen finde ich dagegen zahllose Sammelobjekte, die sich an allen Ecken und Enden häufen: Materialien, aus denen man Bauteile für schnellere Drohnen oder leistungssteigernde Tränke herstellt. Mir wäre es lieber, es gäbe sie nur bei Händlern, sodass nicht ständig leuchtende HUD-Säulen im Bild wären. (Eine wichtige Notiz übrigens für Serienkenner: Weil sie als Zutat dienen, haben Taschentücher doch tatsächlich endlich einen Nutzen!)
Umso besser gefällt mir dafür das Geldverdienen – oder vielmehr das Nicht-Geldverdienen, da in den Schlägereien kaum noch ein Groschen abfällt. Stattdessen muss Takayuki arbeiten gehen, sprich Aufträge annehmen und erledigen. Das sind keinen anderen als die bisherigen, jetzt aber plausibel in Welt und Erzählung eingebettete Nebenmissionen. Der Detektiv wird auch kaum noch auf der Straße angesprochen, sondern nimmt an bestimmten Anlaufstellen Fälle an, trifft sich anschließend mit den Klienten und erledigt dann die erhaltenen Aufgaben.
Auch das trägt entscheidend dazu bei, dass Kamurocho ein kleines Stück mehr glaubhafte Welt ist als zuvor. Im Rahmen der vertrauten Beschränkungen erschafft Nagoshi eine überzeugende Umgebung. Auch wenn es die meisten Bausteine in der Yakuza-Serie schon gegeben hat, ist das aktuelle Vergnügungsviertel in seiner Gesamtheit damit stärker Takayukis „Hood“ als es je Kazumas Zuhause war.
Nachdem ich die letzten Tage selbst einige Stunden in Judgment verbracht habe, sehe ich mich gezwungen, nochmal die Abwertung wegen den kaufbaren Spielpässen aufzugreifen.
Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass sich unendlich viele Spielpässe sammeln lassen, ohne einen Cent auszugeben. Für diese Erkenntnis habe ich keinen Guide benötigt und kann inzwischen ohne den Freipass so oft Dice and Cube spielen, wie ich will.
Die unendlichen Quellen, die ich während des Spielens gefunden habe:
Als Drop in Kämpfen
Okay, dieser Punkt ist mehr dem Zufall überlassen, aber ab und zu fällt ein Spielpass auf den Boden.
Als Preis im Casino für meine Pokergewinne
Wer Spaß an Blackjack oder Poker hat, bekommt hier recht günstig Spielpässe als Preise für die Jetons. Wer mit den Kartenspielen nichts anfangen kann, kann auch einfach Jetons für ingame-Geld kaufen und dann in Pässe umtauschen. Die Kosten kann man mit den Gewinnen von VR Paradise wieder decken.
Als Preis für jeden perfekten Durchgang (10 Homeruns) vom Challenge-Kurs Globaler Goliath St. 3 im Batting Center
Damit habe ich eben erst 10 Spielpässe am Stück innerhalb weniger Minuten erspielt. Ob wirklich ein perfekter Durchlauf nötig ist, oder ob auch ein anderer Kurs funktioniert, habe ich nicht getestet.
Jedenfalls kann man hier mega easy Spielpässe ohne Ende farmen.
Kritik an den angebotenen Mikrotransaktionen ist richtig und wichtig. Die Begründung für die Abwertung kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Niemand wird ohne den Echtgeld-Kauf von Spielpässen von Dice and Cube ausgeschlossen.
Ich bin ja mal gespannt ob sie dann auch bei Yakuza (7) ein einsehen haben und deutsche Untertitel anbieten. Fuer viele Spiele reichen meine lala Englischkentnisse (bspw Persona" Disgaea) aus. Aber bei Yakuza verbringe ich bald mehr Zeit in Übersetzung Apps als im eigentlichen Spiel. Hinzu kommt das idR die deutsche Übersetzung eh näher an der Japanischen ist. Scheint aktuell bei Judgment auch der Fall zu sein?
Iwie kommen mir die Kämpfe in Judgment deutlich leichter vor als in der Yakuza Reihe. Ein kurzer Abstecher in Yakuza 6 bestätigt diesen Eindruck. Strassenkämpfe okay. Aber in Judgment sind sie durch den niedrigen Schwierigkeitsgrad (der höchste Schwierigkeitsgrad ist gemeint) wirklich eher nervig. Bin jetzt bei ca 7 Spielstunden.
Ich habe aktuell 27 Spielstunden auf dem Konto und 6 von 12 Kapiteln abgeschlossen, nachwievor bin ich begeistert von Judgement, vor allem die Nebenfälle sind teilweise sehr amüsant und die Hauptgeschichte ist richtig gut Nebenbeschäftigungen wie z.B. Freundin daten oder feindliche Gangmitglieder verprügeln kann man eigentlich getrost links liegen lassen, dafür ist das VR Center sehr unterhaltsam und ne`Menge Kohle ist dort auch zu holen
Judgement ist nicht frei von Fehlern, das lässt sich aber verschmerzen.
Bei Judgement sind sie auch viel zu eintönig. Sega macht hier den gleichen Fehler wie alle japanischen Studios: Weiß man nicht mehr weiter oder ist man technisch am Limit angelangt, dann kommt der Effektkleister drüber und alles wird maßlos übertrieben.
Nein, ein Yakuza ist es leider nicht. Die Story ist nicht tief genug, die Charaktere teilweise zu aufgeweicht, die Kampfstile und das Upgrade-System unattraktiver und die neuen Elemente sind oft mehr Spielzeitstreckung als wirklich gelungene Ergänzung.
Yakuza: Kiwami 2 bleibt für mich die Gameplay-Referenz und Yakuza 0 die erzählerische. Judgement ist weit irgendwo dahinter.