Vor mir schwelt der dämonische Nebel. Noch ein paar Schritte und die fauchende Yokai-Bestie mit ihren Krallen und Blitzen wird sich zeigen. Ich bin schon dreimal an ihr gescheitert. Okay, viermal. Es mögen fünf gewesen sein. Manchmal reichte ein Prankenhieb, manchmal zermürbte sie mich aus der Distanz. Aber beim letzten Mal hab ich sie fast erlegt. Sie hatte nur noch einen Hauch an Leben, denn ich konnte ihren Rhythmus sowie relativ sichere Zeitfenster für Angriffe und Ausweichmanöver erkennen. Trotzdem bin ich am Ende mal wieder gefallen. Jetzt leuchtet mein Grab mit meinem wölfischen Schutzgeist in der düsteren Arena. Wer stirbt, verliert seine für den Aufstieg wichtigen Seelen (hier „Amrita“) und kann sie retten, indem er an den Ort zurückkehrt. Und die Bestie namens Nué muss besiegt werden, wenn ich mein Abenteuer im alten Japan fortsetzen will.
Also kurz innehalten und die Ausrüstung auf den acht Schnellzugriffplätzen prüfen: Hab ich genug Heilmittel dabei? Check. Ist meine beste Angriffsmagie ausgerüstet? Check. Hab ich Bomben, Salz und Munition für Bogen sowie
Flinte? Check. Bin ich so von Kopf bis Fuß ausgerüstet, dass mein Widerstand gegen Blitze im Speziellen und Yokai im Allgemeinen so groß wie möglich ausfällt? Check. Kann ich mich trotzdem schnell bewegen? Mist, nein! Das Gewicht meiner Ausrüstung liegt im überlasteten gelben Bereich. Ich muss etwas wechseln, damit ich mein maximales Tempo erreiche. Also lege ich die Kriegsherrenhose ab und die leichtere im Shinobistil an. Und ich zieh die Diebesstiefel an, die mich noch einen Tick schneller machen. All das senkt meine Verteidigungswerte zwar enorm, aber ich will mich von der Bestie erst gar nicht aus der Nähe treffen lassen, sondern sie möglichst per Hit & Run aus der Distanz vernichten.
Ein toller Plan, der allerdings ganz davon abhängt, ob ich über mehrere Phasen einen optimalen Fluss aus Sprints, Schüssen und Heilung aufrecht halten kann. Zwischendurch, wenn die Bestie für kurze Zeit ihren verwundbaren Bauch zeigt, müsste ich zudem nah ran, um sie dort empfindlich mit dem mächtigsten Hieb meines Katana zu treffen. Meine Hände legen sich um das Gamepad, das vor wenigen Minuten noch von einem Fluch begleitet durch den Keller flog. Aber ich weiß, dass ich mich einfach nicht clever genug verhalten habe. Ich atme tief durch, gehe in Gedanken die Laufwege durch und wage einen neuen Versuch – Vorhang auf, it’s Showtime!
Samurai Souls
Wenn ich Nioh spiele, lässt Dark Souls immer wieder böse grüßen. Es sind dieselben Fragen, dieselben Vorbereitungen und es ist derselbe Nervenkitzel vor einem Bosskampf. Auch die meist in sich verwobene Struktur der Level, das System der ewigen Wiederkehr mit Seelen oder hier „Amrita“ als wichtige Beute und Währung für den Aufstieg, die Risikoabwägung beim Weg zum eigenen Grab, die Schreine bzw. Leuchtfeuer als Orte der Erholung und Aufrüstung, die direkte Auswirkung von Fähigkeiten sowie Artefakten auf die Kampfwerte, der mit Charakterwerten wie Stärke, Geschicklichkeit oder Herz steigende Waffenschaden, die Überfälle schlurfender Gestalten aus dem Dunkeln, die Tode im Angesicht vermeintlich leichter Gegner, ja sogar die glimmenden Schätze an Gefallenen oder die wie Soulseidechsen fliehenden Niohschildkröten („Koppa“), die man schnell erlegen muss, um ihre wertvolle Beute zu erlangen. Selbst so manche Kamerazicken und Clippingfehler teilen sich diese beiden stimmungsvollen Abenteuer. Und man könnte noch mehr aufzählen.
Aber trotz der vielen systemischen, atmosphärischen sowie inhaltlichen Ähnlichkeiten en detail: Team Ninja gelingt es, etwas Eigenes anzubieten, das auf seine Art faszinieren kann. Das ist also etwas ganz anderes als ein Abklatsch mit
Szenariowechsel, zumal man bedenken muss, dass die Spielewelt von gegenseitiger Befruchtung sowie der ständigen Auslese aus vorhandenen Motiven lebt – dieser Eklektizismus kann ähnlich wie in Literatur oder Film ein Medium bereichern. Nioh verhält sich zu Dark Souls in etwa so wie damals das großartige Okami zu The Legend of Zelda. In beiden Fällen greifen die Epigonen auf das etablierte Fundament einer Erfolgsreihe zurück, aber entwickeln es kreativ weiter.
Kurios ist, dass in beiden Fällen japanische Studios dabei auf den reichhaltigen Schatz ihrer heimischen Götter und Folklore setzen, die bis heute in der shintoistischen Tradition verwurzelt sind. Okami besticht zwar noch deutlicher durch sein markantes Artdesign sowie kreative Abwandlungen innerhalb des Action-Adventures, aber Team Ninja gelingt es ebenfalls, sich mit Ideen hinsichtlich des Kampfsystems, der Weltkarte mit separaten Gebieten sowie seiner Vielfalt japanischer Fabelwesen vom Vorbild zu emanzipieren. Wer Filme wie Prinzessin Mononoke oder die Manga-Klassiker (GeGeGe no KitarÅ) von Shigeru Mizuki mag, wird hier einige witzige, skurrile und unheimliche Wesen wiedererkennen, die viel vom Charme dieses Abenteuers ausmachen. Vielleicht ist das ja sogar der Beginn der Niohreihe, die auch viele Soulsfans nach der endgültigen Einstellung zukünftig begeistern könnte.
Wenn dir irgendwo eine Mischung aus Dark Souls und Diablo + Top Kampfsystem gefällt, ist Nioh eins der Besten Spiele in dem Genre.
Je nachdem wie tief man einsteigen will aber auch extrem zeitaufwändig - das Spiel geht ja nach der Story erst richtig los mit dem Content.
Hab es mir vor ner Woche zugelegt, nach dem Kauf hab ich bemerkt, das ich eigentlich Nier: Automata wollte, hab's voll verwechselt.
Bin jetzt bei der Location mit dem Donnerlöwen. Für die ersten Endbosse hab ich 4 - 5 Anläufe gebraucht, aber glaub an dem werd ich länger hängen.
Aber bisher ein wirklich toller "Fehlkauf". ^^
Ich habe es nach 3 Stunden wieder gelöscht und verkauft. Schade ist für mich viel zu überladen, Menüs etc. Dachte das wird ein Bloodborne oder Dark Souls 3 Ersatz, naja egal.
Super, Danke dir!
Jap, das nächste mal poste ich im Sammelthread - hatte den vorher gar nicht entdeckt
Im passenden Thread zum spiel wären solche Fragen auch ganz gut aufgehoben:
viewtopic.php?f=144&t=408376
Ansonsten:
"Unendlich Munition" ist genau wie "Unendlich Ninjutsu" und "Unendlich Onmyo" immer ne Prozent-Chance. Wenn ich die Rüstung richtig in Erinnerung habe, gibt selbst das komplette Set nur 25% Chance auf unendlich Munition. Das heißt: Bei jedem Schuss hast du 25% Chance, dass keine Munition verbraucht wird.