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Pro Evolution Soccer 2019 (Sport) – Stagnierende Fußballsimulation

Die überraschende Nachricht im Vorfeld der Veröffentlichung von Pro Evolution Soccer 2019 war nicht der Wegfall der Champions League als Lizenz, sondern die vorzeitige Kündigung der Zusammenarbeit von Borussia Dortmund, die eigentlich weitere zwei Jahre laufen sollte – das muss auch Konami kalt erwischt haben, denn auf den ersten Screenshots war der BVB noch zu sehen. Dieses Jahr sind als deutsche Mannschaften also nur noch der FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen dabei. Wir verraten euch im Test, welche Neuerungen es gibt und wie sich die Fußballsimulation auf PC, PS4 und Xbox One präsentiert.

© Konami / Konami

Reifer Spielaufbau mit Brüchen

Die individuellen Charakteristika der Bewegungsabläufe sind bei den prominenteren Profis wie Ronaldo, Messi, Aubameyang oder Mbappé noch spürbarer – bis hin zu angenehm natürlichen Gesten, Debatten sowie Reklamationen in Wiederholungen. Da sieht man nicht nur den Kasperjubel, sondern nach Fouls auch die Aufforderung an die Sanis, die Trage zu holen oder die Forderung, eine gelbe Karte zu zücken. Und aufgrund der vielen bekannten taktischen sowie spielmechanischen Möglichkeiten könnt ihr mit Dsjuba und Zenit oder einem noch weniger gut bewerteten Underdog natürlich  gegen den FC Barcelona oder Manchester City gewinnen. Es gibt sie also in diesem Spiel, die sportlichen Überraschungen, die Magic Moments. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, denn man spielt eher routiniert als euphorisch.

Warum? All das Grundsätzliche der Faszination gab es auch letztes Jahr. Die auf 4K optimierte Kulisse ist um einige Beleuchtungseffekte, Tornetzanimationen sowie Schnee reicher, aber der im Vorfeld angekündigte „gewaltige Grafiksprung“ ist nicht zu sehen. Und wenn man gegen die KI spielt, die man in sechs Stufen regeln kann, wird man zwar als Kenner ab der fünften gefordert. Aber im Gegensatz zum Verhalten der Stars, das für individuelle Wiedererkennungswerte sorgt, gelingt das

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In den Zeitlupen kann man die weitghend eleganten Bewegungen und Dribblings nochmal studieren. © 4P/Screenshot

auf dem kollektiven Niveau der Teams nur bei einigen Spitzenteams. Wer gegen Liverpool spielt, wird also über den Platz gehetzt und erlebt Gegenpressing als taktisches Mittel. Aber wenn man abseits einzelner Freundschaftssspiele vor allem in der Meisterliga loslegt, aber auch in einzelnen Ligen, wirken die KI-Routinen doch alle sehr ähnlich – und es gibt auch einige künstliche Abläufe, so dass selbst unterklassige Mannschaften plötzlich wie der FC Barcelona ein nahezu fehlerfreies Tiki-Taka aufziehen.

Viele eigene Szenen entstehen auch genau so wie in PES 2018. Obwohl die Ausdauer im Vorfeld groß angepriesen wurde, wirkt sie sich nicht stark genug aus – ja, es gibt abgesunkene Werte, aber ich vermisse z.B. weitere visuelle Anzeichen der Erschöpfung wie schweres Atmen, sichtbares Ausruhen oder die typischen Krämpfe. Und trotz authentischer Ansätze bleibt es auch bei einigen Brüchen im Spielaufbau. Zwar ist dieser vielfältiger und für mich auf lange Sicht überraschender als jener in FIFA 18. Und wer dieses PES 2019 spielt, wird die Eleganz der Bewegungen und Offenheit der Abläufe zu schätzen wissen. Ja, das fühlt sich einen Tick reifer an als letztes Jahr. Aber Konami kann nicht für diesen frischen Impuls auf dem Platz sorgen. Es ist ja nicht so, dass man die etablierten Bewegungen und Techniken komplett umstellen müsste – dafür ist das Grundgerüst einfach zu gut. Aber man könnte es deutlich kreativer ergänzen, damit man z.B. noch mehr Freiheiten über manuelle Befehle bekommt.

Man vermisst mehr manuelle Finessen

Was hat sich abseits der neuen Schnelleinwechslungen à la FIFA oder der sinnvollen Textbeschreibungen beim Taktikwechsel rein spielmechanisch in der Steuerung getan? Zu wenig. Bei weit entfernten Freistößen aus der eigenen Hälfte kann man ähnlich wie bei langen und kurzen Ecken einige Positionsanweisungen geben, es gibt besonders hohe Abschläge für Torhüter, die bei einem direkten Freistoß auch aktiv werden können, wenn sie die Ecke ahnen. Und es gibt endlich mal eine weitere Finte: Man kann eine Körpertäuschung über schnelles Hin und Her des linken Sticks auslösen, um ein Dribbling um den Gegner einleiten – das

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Viel hat sich nicht getan – lediglich Feinheiten in der Steuerung kommen hinzu. Und es bleibt beim umständlichen Aufrufen der Befehlsketten im freien Training. © 4P/Screenshot

ist durchaus nützlich im 1-gegen-1 und das kann man im Training üben. Aber auf was für eine lieblose und gehetzte Art? Gegen die Zeit mit viel zu kurz eingeblendeten Textanweisungen! Zwar gibt es auch coole Schussvarianten, und Toni Kroos aus der zweiten Reihe abziehen zu lassen ist eine Freude, aber die Art des Schusses wird weitgehend von den Fähigkeiten des Profis bestimmt. Ich kann lediglich Vollspann und Schlenzer manuell festlegen.

Warum nicht mal die Topspin-Schüsse, die ja wie viele andere Spezialtechniken als passive Fähigkeiten vorhanden sind, auf Knopfdruck auslösen? Oder das Abschirmen? Apropos: Letzteres konnte den Vorgänger PES 2018 auch in seiner automatischen Variante spürbarer bereichern, weil es Ruhe in hektische Situationen bringen konnte. Ein derartiges Manöver oder eine derart spürbare Ergänzung gibt es innerhalb des Bewegungs- und Schuss-Repertoires dieses Jahr nicht. Und anstatt es weiter auszubauen und vielleicht eine manuelle Abschirmung anzubieten, hat man es zwar visuell noch deutlicher gemacht, indem man die Bewegung besser animiert, aber spieltaktisch abgeschwächt. Das hat natürlich Vor- und Nachteile: Die Ungewissheit auf dem Platz ist größer, was für Spannung sorgen kann. Die Beherrschbarkeit der Situationen ist geringer, was für Frust sorgen kann. Was heißt das konkret?

 

  1. Das Spiel bietet für mich zu wenig gute offline Modi um langfristiger und motivierter an der Sache dranzubleiben. Die Meisterliga ist ganz in Ordnung für ein paar Wochen aber nichts im Vergleich zu MyLeague oder MyGM von NBA2K, was übrigens dieses Jahr unfassbar viele neue Optionen bietet und kaum Wünsche offenlässt. Sowas sollte anno 2018 standard sein in jedem größeren Sportspiel...
    Das gameplay ist aber echt erste Sahne von PES19. Ich wünschte Fifa würde sich so gut spielen...

  2. Dr.Khaos hat geschrieben: 11.09.2018 13:55Dass Spieler nicht mehr mit dem Ball ins Aus laufen ist kein neues Feature.
    das geht nicht mehr? wat? alleine dafür würde ich dem spiel dann nochmal mindestens 5 punkte abziehen.
    greetingz

  3. Es wird bei PES immer hervorgehoben was die Community für tolle Arbeit leistet wenn es darum geht, das Spiel so zu gestalten, dass es den Leuten dann doch gefällt. Irgendwie merkwürdig. Auf der einen Seite sagen, dass Abseits des Platzes egal ist sich aber gleichermaßen gierig die Stadien, Fangesänge und Vereine zu ziehen. Könnte ja auch mal so im Spiel sein? Aus Konamis sicht aber auch ganz schlau. Man spart halt Geld und ich glaube nicht, dass es wieder in andere Dinge refinanziert wird sondern als Gewinn in den Quartalsbericht mit den "Erlösen" aus MGS verrechnet wird xD
    Ansonsten sehen ich leider wie in den letzten Jahren keinen wirklichen Fortschritt bei beiden. Die Stagnation im Artikel trifft es daher recht gut. Warum muss ich wieder 60€ zahlen für ein paar neue Features und bugfixing. Nennen wir es beim Namen. Dass Spieler nicht mehr mit dem Ball ins Aus laufen ist kein neues Feature.
    Und wie jedes Jahr wird ein loch gestopft und ein neues wird ausgenutzt. Es gibt jedes Jahr eine Killermechanik die es wieder schwer machen wird und es unfair macht in einigen Situationen.
    Es ist auch immer wieder lustig zu sehen wie sich FIFA und PES Fanboys drum streiten wer der tollere ist aber beide Jahr um Jahr auch wieder vom eigenen Produkt enttäuscht sind. Der eine hält sich für den Puristen und wirft dem anderen irgendwas vor. Ein ständiges hin und her. Dass beide vom Publisher verarscht werden ist jedoch keinen so richtig klar.

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