Nicht nur an dieser Stelle habe ich das Gefühl, dass alles andere außer der PES League mit ihrem eSports-Fokus und vor allem myClub mit seinem Sammel-Prinzip, der mit zig Features in den Menüs beworben werden, stillsteht. Konami konzentriert sich voll auf diesen umsatzträchtigen Modus, den man vor Jahren im Stile von FIFAs Ultimate Team etabliert hat. Ich gönne den Japanern den Gewinn übrigens von Herzen, denn sie haben den virtuellen Fußball als Pionier vorangebracht, bevor sich EA langsam herankopierte. Aber sie setzen damit spielkulturell die falschen Prioritäten – sie wurden vom Taktgeber zum Mitläufer.
Schon wenn man das Menü anschaut, wird man von „Angeboten“ und „Features“ erschlagen: Kick-Off-Campaign, Tagesbonus, First-draw-bonus, Players-to-watch, Players-of-the-week, Early-bird-campaign, Elite Challenge…ächz. Hier passiert einiges: Das
Artdesign wurde angepasst, jetzt sind auch Legenden wie Beckham oder Gullit dabei, man kann Doppelte tauschen und Spielerwerte können anhand realer Leistungen der Profis steigen. Aber all das klingt eher nach Kirmes oder Fischmarkt als nach einem Fußballmodus, der das Leben eines Managers oder Vereinsgründers irgendwie simulieren würde. Das ist ein Mischmasch aus Meisterliga light plus Sammelfokus mit einem chaotischen Scout/Agenten- und oberflächlichem Trainingssystem. Für mich bleibt myClub ebenso wie FUT komplett langweilig und vor allem mit dem Teamgeist als Korrektiv von außen künstlich designt. Es ist zwar nicht so krass spürbar wie bei EA, aber auch hier gewinnt höchstwahrscheinlich derjenige, der mehr investiert. Hier wird die schon im realen Fußball spürbare Macht des Kapitals nochmal auf das digitale Erlebnis gestülpt. Und zwar on top zum Vollpreis für ein stagnierendes Sportspiel!
Das widerspricht komplett meinem Selbstverständnis als Spieler, obwohl ich den Sammeleffekt noch einigermaßen verstehen kann. Und selbst wenn man Konami zugute halten muss, dass sie fairer und nicht so offensiv auf Mikrotransaktionen aus sind wie EA in FUT, ist es natürlich heuchlerische Realsatire und ein weiteres Image-Eigentor, wenn Jonas Lygaard (Senior Director Brand & Business Development) in einem Interview mit kicker eSport seinen vorherigen Arbeitgeber angreift: „Wir wissen, dass EA sich entschieden hat, es mit seinem Ultimate-Team-Modus anders zu machen: Der ist ganz klar davon getrieben, Konsumenten dazu zu bringen, soviel Geld wie möglich auszugeben.“ Ich will jetzt gar nicht auf Pachinko & Co eingehen, sondern nur mal die Preisleiste aus myClub zitieren: 100 Münzen gibt es für 0,99 Euro, 2150 Münzen für 19,99 Euro und 12000 Münzen für 99,99 Euro.
Meisterliga stagniert, Karriere schockiert
Und wenn man das von Herrn Lingaard hört: „Konami kam seinem Bestreben nach, stets auf die Fans des Spiels zu hören und hat für PES 2019 die Änderungen und Vorschläge der Community in den Vordergrund gestellt, sodass Pro Evolution Soccer
einen gewaltigen Sprung erlebt“, fühlt man sich als Veteran schon verschaukelt, wenn man die Meisterliga oder die Karriere spielt. Erstere wurde nur leidlich bei Verhandlungen angepasst, ansonsten erlebt man die ewig gleichen Routinen sowie die dröge Präsentation, die einer Fußballsimulation des Jahres 2018 nicht würdig ist. Und was soll der neu integrierte und von Küpper sowie Hagemann auch noch künstlich aufgeblasene „International Champions Cup“, wenn ich ein No-Name-Team ohne Titel anführe? Das ist ein komplett blödsinniger Fremdkörper in diesem Modus. Warum musste der dann wohl rein? Weil es eine Lizenz gibt! Ich habe schon die letzte Meisterliga nur wenige Saisons gespielt, diesmal setze ich komplett aus. Immerhin läuft online alles stabil, da gibt es ebenfalls Pokale sowie Ligen und man kann drei gegen drei offline oder übers Netz kooperativ spielen.
Noch schlimmer wird es aber für Solisten im schrecklich sterilen Modus „Werde zur Legende“, der im Zeitalter von dramatisch inszenierten Sport-Karrieren in FIFA oder NBA 2K wie ein anachronistischer Witz wirkt. Es geht mir nicht nur um fehlende Charaktere, Emotionen, Entscheidungen oder zumindest den Hauch einer biografischen Spannungskurve, sondern auch um fatale sportliche Defizite, was z.B. Feedback vom Trainer oder taktische Anweisungen betrifft. Das ist kaum zu ertragen, was da alles NICHT auf und neben dem Platz passiert. Selbst wenn man die Pfeile für die Laufrichtung auf dem Platz über 90 Minuten ignoriert, wird man in der nächsten Partie aufgestellt. Man fühlt sich nicht wie ein aufstrebender Profi, sondern wie ein Statistik-Bot. Wo waren nochmal gewaltige Sprünge, Konami?
Goodbye Borussia, welcome Glasgow Rangers
Noch ein abschließendes Wort zu den Lizenzen. Natürlich trifft der Wegfall des BVB die Japaner hart. Laut dem Umfrage-Spezialisten Statista ist Borussia Dortmund noch vor dem FC Bayern und dem HSV der beliebteste deutsche Verein – also kann man davon ausgehen, dass mit ihnen als offiziellem Partner auch der Umsatz steigt, zumal der Werbe-Effekt im Signal Iduna
Park nicht zu unterschätzen ist. Allerdings darf man das nicht überbewerten, denn das Fehlen der Bundesliga sowie die nur teilweise voll lizenzierten Vereine der Premier League wiegen natürlich viel schwerer. Zumal der FC Schalke 04 laut aktuellem Stand mit 155.000 immerhin 1000 Vereinsmitglieder mehr hat als der BVB und die im Spiel enthaltene Veltins Arena meist ausverkauft ist – da könnte der eine oder andere ja auf PES umsteigen.
Aber man hat sich nach all den Jahren als PES-Spieler ohnehin daran gewöhnt, seine Vereine über die Editor-Funktion und fleißige Community nachträglich einzupflegen. Deshalb bin ich als Fan der Schwarzgelben entspannt. Außerdem kann Konami dieses Jahr neunzehn offizielle Partnerschaften à la FC Barcelona mit einzelnen Vereinen anbieten, darunter z.B. die Glasgow Rangers, AC und Inter Milan, Liverpool oder Arsenal. Hinzu kommen 18 Ligen, darunter nicht nur südamerikanische, sondern auch jene aus der Schweiz, Dänemark, Türkei, Belgien, Niederlande, Russland etc. sowie über 40 Stadien.
Der Test zu FIFA 19: http://www.4players.de/4players.php/dis ... FA_19.html
Das Spiel bietet für mich zu wenig gute offline Modi um langfristiger und motivierter an der Sache dranzubleiben. Die Meisterliga ist ganz in Ordnung für ein paar Wochen aber nichts im Vergleich zu MyLeague oder MyGM von NBA2K, was übrigens dieses Jahr unfassbar viele neue Optionen bietet und kaum Wünsche offenlässt. Sowas sollte anno 2018 standard sein in jedem größeren Sportspiel...
Das gameplay ist aber echt erste Sahne von PES19. Ich wünschte Fifa würde sich so gut spielen...
Schade, ich hatte ja doch irgendwie die Hoffnung, dass das neue PES in Sachen drumherum endlich mal nachlegt. Naja, vielleicht ja nächstes jahr ...
greetingz
Es wird bei PES immer hervorgehoben was die Community für tolle Arbeit leistet wenn es darum geht, das Spiel so zu gestalten, dass es den Leuten dann doch gefällt. Irgendwie merkwürdig. Auf der einen Seite sagen, dass Abseits des Platzes egal ist sich aber gleichermaßen gierig die Stadien, Fangesänge und Vereine zu ziehen. Könnte ja auch mal so im Spiel sein? Aus Konamis sicht aber auch ganz schlau. Man spart halt Geld und ich glaube nicht, dass es wieder in andere Dinge refinanziert wird sondern als Gewinn in den Quartalsbericht mit den "Erlösen" aus MGS verrechnet wird xD
Ansonsten sehen ich leider wie in den letzten Jahren keinen wirklichen Fortschritt bei beiden. Die Stagnation im Artikel trifft es daher recht gut. Warum muss ich wieder 60€ zahlen für ein paar neue Features und bugfixing. Nennen wir es beim Namen. Dass Spieler nicht mehr mit dem Ball ins Aus laufen ist kein neues Feature.
Und wie jedes Jahr wird ein loch gestopft und ein neues wird ausgenutzt. Es gibt jedes Jahr eine Killermechanik die es wieder schwer machen wird und es unfair macht in einigen Situationen.
Es ist auch immer wieder lustig zu sehen wie sich FIFA und PES Fanboys drum streiten wer der tollere ist aber beide Jahr um Jahr auch wieder vom eigenen Produkt enttäuscht sind. Der eine hält sich für den Puristen und wirft dem anderen irgendwas vor. Ein ständiges hin und her. Dass beide vom Publisher verarscht werden ist jedoch keinen so richtig klar.