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Rise of the Argonauts (Rollenspiel) – Rise of the Argonauts

2008 war nicht das Jahr der Action-Rollenspiele. Nicht nur, dass im Vergleich zu den Vorjahren vergleichsweise wenige erschienen. Und diese blieben zumeist hinter den Erwartungen zurück – zuletzt Sacred 2 am PC oder Too Human auf der 360. Doch vollkommen überraschend wirft Codemasters kurz vor Toreschluss einen weiteren Kandidaten in den Kampf. Rise of the Argonauts möchte beweisen, dass es möglich ist, ein Hack&Slay mit der epischen Wucht à la Bioware zu verbinden.

© Liquid Entertainment / Codemasters

Unverhofft kommt oft…

Seit der E3, als ich das letzte Mal einen Blick auf Rise of the Argonauts (RotA) geworfen hatte, war es um das Action-Rollenspiel von Liquid Entertainment still geworden. Und dann, urplötzlich, kam von Publisher Codemasters die Meldung, 

Auf der Suche nach dem Goldenen Vlies: König Jason und seine Argonauten – im Hintergrund warten Herkules und Atalanta.

dass das mythologisch angehauchte Hack&Slay mit Rollenspielflair doch noch dieses Jahr veröffentlicht wird. Tja. Gesagt, getan: Das Spiel landete auf meinem Schreibtisch und überschattet von großer Skepsis angesichts der überhastet

scheinenden Veröffentlichung landeten die Argonauten in den Laufwerken von 360, PS3 und dem PC –  Vorhang auf für ein wahres Wechselbad der Gefühle.

Enttäuschung auf den ersten Blick

Es begann mit einem neugierigen Blick auf der Redaktions-360. Und unter uns: Nach etwa 30 Minuten war ich alleine im „Room of Doom“, nachdem die ebenfalls neugierig mitgekommenen Kollegen abwinkend und kopfschüttelnd bereits vorzeitig den Raum wieder verlassen hatten. Weitere fünf Minuten später habe ich auch die Segel gestrichen. „Das kann doch nicht sein?“, schoss es mir durch den Kopf. Wieder und wieder. Die Gründe dafür lassen sich relativ schnell auf zwei Nenner bringen: Deutsche Synchronisation und offensichtliche Probleme der Entwickler mit der zum Einsatz kommenden Unreal Engine. Denn im Gegensatz zu Spielen wie Lost Odyssey, Mass Effect oder Too Human, die ebenfalls alle auf Unreal-Technologie setzen, zickt die Kulisse immer wieder rum – vollkommen gleichgültig, auf welchem System ihr nun spielt.
Abgesehen von den für HD-Systeme erstaunlich niedrig aufgelösten Filmen in den Zwischensequenzen findet ihr die volle Bandbreite an Grafikmacken, die es einem schwer machen kann, ein Spiel zu schätzen und eine innige Beziehung zu ihm aufzubauen: Ruckler (teilweise schwer), Matsch-Texturen, Clippings, das für die Unreal-Engine typische Problem der spät aufploppenden Texturen usw. – dazu auf PS3 auch noch leicht mattere Farben und längst vergessen geglaubte Aliasing-Probeme. Einzig die Figuren setzen sich in dieser Hinsicht ab, ohne allerdings Herausragendes leisten zu können.
Wohlgemerkt: Alles noch innerhalb der ersten 35 Minuten. Doch wie eine bekannte Volksweisheit sagt, soll man ein Buch nicht alleine nach seinem Umschlag beurteilen. Mit anderen Worten: Es sind die inneren Werte, die zählen. Doch selbst an denen zweifelte ich spätestens in dem Moment, als der gewaltige Herkules zu sprechen begann – und mich unwillkürlich an Michael Herbig (aka Bully) erinnerte. Nichts gegen Herrn Herbig, aber seine Stimme ist nicht unbedingt das Sinnbild für ein gestandenes Mannsbild oder gar den Sohn von Zeus. Dabei ist die teils bemerkenswert falsch ausgewählte Sprecherriege nur die Spitze des Eisberges. Die gesamte deutsche Lokalisierung schwankt durchgehend von passabel bis inakzeptabel – sowohl qualitativ als auch inhaltlich. An diesem Punkt war ich bei einer Wertung irgendwo im Niemandsland zwischen 30 und 50 Prozent.

Der zweite Blick weckt Interesse

Da ich hinsichtlich Kloppmist extrem geduldig und leidensfähig bin – und zu diesem Zeitpunkt war ich noch der Meinung, dass RotA zweifellos in diese Kategorie gehört – folgte die Installation auf dem PC, die ich aus reiner Neugier aber auf die englische Sprachversion trimmte. Nach einem wiederum verkorksten Start, da von der nicht konfigurierbaren Maus-/Tastatur-Steuerung absolut abzuraten ist, landete das 360-Pad im USB-Port des Rechenknechtes und es ging zum dritten Mal in die mythische Welt von Jason und seinen Argonauten. 

Zu einem „Sandalen“-Spiel gehört natürlich auch der eine oder andere Gladiatoren-Kampf!

Und tatsächlich begann sich jetzt die erste Neugier einzustellen. Die Kulisse war und ist hier zwar bis auf minimale Ausnahmen keinen Deut besser als auf den Konsolen, doch im englischen Original, das auch auf PS3 und 360 zur Verfügung steht, fühle ich mich nicht permanent genötigt, die Dialoge abzubrechen und wegzuklicken. Ganz im Gegenteil: Die überzeugenden Sprecher wecken mein Interesse, ich finde eine emotionale Anbindung an die Figuren und die spannende

Geschichte tut ihr Übriges – übrigens wunderbar unterstützt von den Musik-Kompositionen eines Tyler Bates, der unter anderem in Hollywood für den Soundtrack von 300, Resident Evil Extinction oder auch jüngst Watchmen sowie Der Tag an dem die Erde stillstand verantwortlich zeichnet.

Die emotionale Anbindung an die Story (wohlgemerkt in Englisch) funktioniert sogar, obwohl Liquid sehr freizügig mit den mythischen Elementen umgeht und abgesehen von bestimmten Eckpfeilern nahezu keinen Stein auf dem anderen lässt. Zwar sucht Jason immer noch nach dem Goldenen Vlies, doch der Grund ist nicht mehr der Auftrag seines Onkels Pelias, sondern die Ermordung seiner geliebten Alkmene im Moment ihrer Hochzeit. Er möchte nun das Vlies nutzen, um sie aus dem Totenreich zu retten. Auch die anderen Figuren der Erzählung (mit Ausnahme der auftauchenden Götter) werden größtenteils ihrem mythologischen Kontext entzogen und angepasst. Seien es nun Pan, Achilles, Perseus und Medusa, die Liquid hier kurzerhand zu Kindern der Göttin Athena macht, Medea und selbst das Orakel, das eher an die drei in einer Person vereinten Hexen aus Shakespeares Macbeth erinnert – nichts ist so, wie man es in der Schule gelernt hat.
Auf der einen Seite ist dies natürlich extrem sträflich: Mythologische Stoffe bieten per se schon genügend Spannungspunkte und Fantasie-Anreger. Und ich muss zugeben: Anfänglich habe ich mich an den künstlerischen Freiheiten, die sich Liquid gegönnt hat, etwas gestört.

           

  1. TRichter hat geschrieben:
    GamePrince hat geschrieben:
    Predator48 hat geschrieben:Moin,
    also für einen Preis von derzeit 6,99€ lohnt sich das Spiel wirklich, obwohl es einige Schwächen hat...
    6,99 €? Wo?
    Auf dem PC.

    ._.

  2. GamePrince hat geschrieben:
    Predator48 hat geschrieben:Moin,
    also für einen Preis von derzeit 6,99€ lohnt sich das Spiel wirklich, obwohl es einige Schwächen hat...
    6,99 €? Wo?
    Auf dem PC.

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