Angesichts des soliden Kampfsystems hätte ich mir allerdings gewünscht, dass man die Möglichkeit hat (oder gar gezwungen ist), mit einem der anderen Argonauten zu kämpfen. Ich kann zwar bei einigen der Missionen entscheiden, wer mit mir unterwegs ist. Doch da dies nur selten Auswirkungen innerhalb der Spielwelt zeigt (so z.B. durch Reaktionen der NPCs), waren hier Tür und Tor geöffnet, die Kämpfe interessanter zu gestalten, an denen die Kameraden ohnehin teilnehmen und gelegentlich das Zünglein an der Waage darstellen. Zumal der mittlere Standard-Schwierigkeitsgrad ohnehin nur selten fordert. Dies ist sowohl der allgemein wie bei allen Titeln dieser Art nur auf Konfrontation programmierten KI zuzuschreiben
Das Figurendesign ist gut, die Umgebungen sind mit viel gutem Willen akzeptabel – aber herbe technische Mankos wie Ruckler etc. ziehen den Gesamteindruck nach unten. |
als auch der Effektivität der Mitläufer. Und wenn alle Stricke reißen, kann ich mich nicht nur auf die zwei Schlagtasten (starker Angriff, schwacher Angriff), sondern auch auf den aktiven Block, den Schildstoß oder den Echtzeit-Waffenwechsel verlassen, der am Ende eines Schlaghagels stehen kann und einen Sonderangriff darstellt, den man gezielt gegen bestimmte Feinde einsetzen kann. Da alle drei Waffentypen (auch in Abhängigkeit von den Götterfähigkeiten) unterschiedlich schnell und unterschiedlich mächtig reagieren, weht ein Hauch von Taktik über das von Blut getränkte antike Schlachtfeld. Zu guter Letzt kann Jason auch noch die Hilfe der Götter beschwören und so kurzzeitig seine Waffe z.B. mit Sondereffekten versehen oder kleinere Verbesserungen seiner Fähigkeiten aktivieren.
Aus erzählerischer Sicht kann ich absolut verstehen, dass sich die Entwickler auf Jason als Identifikationsfigur konzentriert haben. Doch da man letztlich nur mit einer „Klasse“ unterwegs ist und man nicht wie bei Too Human zumindest rudimentäre spielmechanische Unterschiede austesten kann, sinkt der Wiederspielwert – was durch andere spielbare Figuren stark abgemildert hätte werden können. Das ist umso unverständlicher, da durch die umfangreichen Gespräche mit den Argonauten auch die zahlreichen Nebenfiguren klar charakterisiert werden.
Und wieso ich nicht per einfachem Tastendruck auf die Karte zugreifen kann, die mich durch die teils offene Welt suggerierenden, teils engeren lineraen Levelschläuche lotst, bleibt ein Geheimnis. So aber muss ich unnötige Menü-Wege gehen, nur um mal zu schauen, wo das nächste primäre oder sekundäre Missionsziel auf mich wartet.
Die Götter sind gnädig
Dafür allerdings hat sich Liquid hinsichtlich der Charakterentwicklung etwas einfallen lassen, um sich von der genretypischen Erfahrungspunkte-Tretmühle zu lösen: Statt klassischer XP werden euch bei Bewältigung bestimmter Aktionen Heldentaten gutgeschrieben. Diese können einem der vier zur Verfügung stehenden Götter gewidmet werden, wodurch ihr nach und nach innerhalb des jeweiligen Entwicklungsbaumes neue Fähigkeiten (sowohl passiv als auch aktiv) freischalten könnt.
Hier seid ihr aber nicht an eure erste Entscheidung gebunden, sondern könnt die eine Tat z.B. Ares widmen, während ihr die nächste Hermes anbietet. Dabei scheint das Balancing sowohl für Spieler geeignet zu sein, die sich eher polytheistisch sehen und sich in jeder Hinsicht gleichwertig entwickeln wollen, als auch für die, die hauptsächlich auf eine Gottheit setzen. Wobei man nur die Bäume von zwei Göttern maximal füllen kann, wenn man sich auf diese konzentriert.
Und so finde ich mich schnell in einem kleinen Sog aus guter Erzählung und kampflastiger Action wieder, die von interessanten, aber nur selten fordernden Bossauseinandersetzungen abgerundet wird. Unter dem Strich sogar überraschend viel und gelegentlich unnötiger Erzählung, da die Variationen im Spieltempo von Zeit zu Zeit nicht ganz austariert wirken. Gerade angesichts des „Anspruches“ eines Action-Rollenspiels vertendelt Liquid manchmal die in den Kämpfen oder in wesentlichen Plot-Elementen aufgebaute Spannung in unnötigem NPC-Gefasel, bevor es entweder mit der Geschichte oder aber mit der Keule wieder richtig zur Sache geht.
Schaue ich mir die einzelnen Elemente an, aus denen Liquid RotA zusammen bastelt, schlummert Potenzial an jeder Ecke: Mythologischer Hintergrund, Unreal-Engine, Gore in den Kämpfen (nicht zu knapp), ein eingängiges aber zufrieden stellendes Kampfsystem, Entscheidungen und Konsequenzen in den Dialogen. Alles Zutaten, die mir als Action-Rollenspieler das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.
Das Menü, das die Köche bei Liquid aus diesen Zutaten letztlich zusammen gestellt haben, ist zwar geschmacklich in der Lage zu überzeugen. Da aber das Auge immer mit isst, und ein Dinner in einem gediegenen Restaurant auch deutlich schöner ist, wenn man Beethoven hört und nicht Scooter, bleiben hier vollkommen unnötig Punkte liegen.
Oder um ein anderes Bild zu bemühen: In jedem Klassenverband, in jedem Schuljahrgang gibt es mindestens einen Schüler oder eine Schülerin, mit der man nix zu tun haben möchte. Zu unattraktiv, zu komisch, zu streberhaft sind meist die Argumente, die einem entgegen geworfen werden, wenn man den Fehler macht und fragt, wieso er oder sie denn als einzige(r) nicht zur Party eingeladen wurde.
Und dann kommt man auf dem Schulhof doch mit ihr oder ihm ins Gespräch – und stellt fest, dass man eigentlich auf einer Wellenlänge liegt und man mit ihm (ihr) eine Menge Spaß haben kann. Allerdings weiß man auch genau, dass man nach der Schulzeit den Kontakt verlieren wird.
Rise of the Argonauts ist genau dieser Schüler: Ein bisschen anders. Ein bisschen schräg. Ein kleines bisschen Risiko, wenn man zugibt, sich dafür zu interessieren. Doch im Kern herzensgut und in kleinen Dosierungen immer wieder eine interessante Alternative zu den Freunden, mit denen man sonst unterwegs ist. Aber eben auch nichts für eine dauerhafte Bindung…
._.
Moin,
also für einen Preis von derzeit 6,99€ lohnt sich das Spiel wirklich, obwohl es einige Schwächen hat...
Also das Spiel ist echt nicht schlecht! Zocke es jetzt schon zum zweiten mal durch. Klar es hat Technische Schwächen aber der Inheat überzeugt fans der Antike sofort.