Veröffentlicht inTests

Rise of the Argonauts (Rollenspiel) – Rise of the Argonauts

2008 war nicht das Jahr der Action-Rollenspiele. Nicht nur, dass im Vergleich zu den Vorjahren vergleichsweise wenige erschienen. Und diese blieben zumeist hinter den Erwartungen zurück – zuletzt Sacred 2 am PC oder Too Human auf der 360. Doch vollkommen überraschend wirft Codemasters kurz vor Toreschluss einen weiteren Kandidaten in den Kampf. Rise of the Argonauts möchte beweisen, dass es möglich ist, ein Hack&Slay mit der epischen Wucht à la Bioware zu verbinden.

© Liquid Entertainment / Codemasters

Doch je mehr mir die Gelegenheit gegeben wurde, in die Geschichte einzutauchen, um so interessanter wurde die alternative Sagen-Erzählung, die sicherlich nicht akkurat, aber dennoch erzählerisch stimmig ist. Zumal ich mich eben nicht darauf verlassen kann, was mir der Geschichtslehrer erzählt hat. Auch der Spannungsbogen macht neugierig, obwohl ausgerechnet hier bedauerlicherweise und vollkommen unverständlich Atmosphäre-Punkte auf der Strecke bleiben. In geringem Maße nach den Bosskämpfen, die nach dem finalen Streich plötzlich und unerwartet in eine Filmsequenz übergehen. Und dass, nachdem man die Oberbösen in durchaus ansprechenden und abwechslungsreichen, aber insgesamt 

Zu den euch im Kampf unterstützenden Argonauten gehört auch der Satyr Pan. Leider kann man die Mitläufer niemals selber kontrollieren.

nicht an Titel wie die Devil May Cry-Serie oder God of War heranreichenden Auseinandersetzunegn geplättet hat. Noch stärker allerdings bei einigen der erzählerischen Zwischensequenzen, in denen man die dramaturgischen Möglichkeiten nicht

vollkommen ausschöpft. Am deutlichsten ist dies, wenn Schiffkapitän Argos Jason mitteilt, dass sie es beinahe nicht durch die Nebelbank nach Delphi geschafft hätten. Wieso? Was ist auf dem Weg passiert? Wenn Liquid sich die Zeit genommen hätte, diese Fragen zu beantworten, hätte die Spannungskurve einen weiteren Schritt nach vorne machen können.

Zuneigung auf den dritten Blick

Und dennoch kamen sie: Die Momente, in denen ich die Zeit vergaß. In denen ich mich immer wieder dabei ertappte, auf die Uhr zu schauen und „Wie, schon so spät?“ zu denken. So etwa, wenn ich mich in der Gladiatorenarena mit dem farbigen Schmied und Erfinder Daedalus unterhalte und etwas über seine Vergangenheit und das Flügelpaar an der Wand erfahre. Oder auch, wenn ich auf der Argo mit der geläuterten Attentäterin Medea ein ums andere Mal in ein Gespräch abtauche.
Das soll nicht bedeuten, dass sich frei nach Hans Christian Andersen aus dem hässlichen Entlein nach einer kleinen Phase des Erwachsenwerdens ein strahlend schöner Schwan entwickelt und RotA auf einmal einen Award-Kurs einschlägt. Dazu finden sich in allen Bereichen zu viele Punkte, die immer wieder auffallen und klar machen, dass selbst eine Wertung im Gut-Bereich nicht möglich ist.
Allen voran die bereits erwähnten Akustik-Probleme der deutschen Version sowie die Kulisse – beides Bereiche, die bis zum Ende der gut zwölf bis 15 Stunden (klickt man die Dialoge weg reduziert sich dies auf ca. acht bis zehn Stunden) nur selten Besserung erfahren.

Doch das Potenzial, das sich in der eingängigen Steuerung, den eingeschränkten, aber berfriedigenden Möglichkeiten im Kampf, dem Verzicht auf ein klassisches Inventar sowie der interessanten Charakter-Entwicklung zeigt, schafft es, mich zusammen mit der Erzählung am Pad zu halten. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt – zumal ich sie an bestimmten Punkten in Bioware’scher Manier über Dialogentscheidungen beeinflussen kann. Natürlich erreicht man hier niemals die epische Tragweite der Vorbilder, doch für ein Action-Rollenspiel, das eher in Bereichen einzuordnen ist wie Baldur’s Gate Dark Alliance, Dungeons & Dragons Heroes oder Untold Legends zeigt sich RotA in dieser Hinsicht durchaus ambitioniert. Auch wenn ich zugeben muss, dass angesichts der Thematik und des mythologischen Hintergrundes durchaus mehr möglich gewesen wäre.

Was allerdings auch beim dritten, vierten oder x-ten Blick nur unwesentlich besser wird, ist und bleibt die Kulisse. Zwar fängt sich der Gesamteindruck irgendwann und pendelt sich auf einem „Ja, passt schon, man gewöhnt sich irgendwann an alles“-Niveau ein, das in Ausnahmefällen sogar mit dem einen oder anderen wuchtigen Panorama andeutet, was möglich gewesen wäre.

Auch wenn ihr hier stilecht gegen die Meduse kämpft: Rise of the Argonauts geht sehr frei mit den griechischen Mythen und Sagen um.

Doch auch die schicken Lichteffekte, das gute Gegnerdesign sowie das in den Kämpfen wild in alle Richtungen spritzende Blut können nicht darüber hinweg täuschen, dass Liquid massive Probleme mit der Unreal-Technologie hat. Klon-NPCs, Kameraprobleme und veraltet wirkende Texturen werden nur noch von den herben Rucklern in den Schatten gestellt, die immer wieder den Spielverlauf stören.

Solides Umfeld

Auch bei vielen anderen inhaltlichen Design-Entscheidungen gibt es Diskussionsbedarf. Dazu gehört z.B. der Wegfall des klassischen Inventar-Systems. Statt auf eine Sammelorgie à la Diablo zu setzen, gibt es nur eine Hand voll Rüstungen sowie in etwa ebenso viele Waffen in jeder der drei Kategorien (Speer, Schwert, Keule), die an bestimmten Stellen in der Geschichte freigeschaltet werden und denen zumeist eine Sondereigenschaft innewohnt.
Ja: Ich hätte mir durchaus mehr Auswahlmöglichkeiten gewünscht, da so auch die Kämpfe aufgewertet würden, die zwar hier und da mit gewissen Finessen wie dem Echtzeit-Waffenwechsel samt Sonderkombo aufwarten, aber meist sehr gleichförmig verlaufen. Was mich aber innerhalb der Genre-Grenzen nicht stört, zumal man hier letztlich mehr Möglichkeiten hat, als man es vom handelsüblichen „Klick&Blöd“-Kloppmist auf dem PC kennt. Allerdings muss sich das größtenteils konventionelle, aber mit aktivem Block ausgestattete Kampfsystem Too Human beugen, dem ärgsten Konkurrenten auf Konsolen, der übrigens auch mit einem abgewandelten mythologischen Hintergrund seine Aufwartung macht.

     

  1. TRichter hat geschrieben:
    GamePrince hat geschrieben:
    Predator48 hat geschrieben:Moin,
    also für einen Preis von derzeit 6,99€ lohnt sich das Spiel wirklich, obwohl es einige Schwächen hat...
    6,99 €? Wo?
    Auf dem PC.

    ._.

  2. GamePrince hat geschrieben:
    Predator48 hat geschrieben:Moin,
    also für einen Preis von derzeit 6,99€ lohnt sich das Spiel wirklich, obwohl es einige Schwächen hat...
    6,99 €? Wo?
    Auf dem PC.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1