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R.U.S.E. – Don’t believe what you see (Taktik & Strategie) – R.U.S.E. – Don’t believe what you see

Echtzeitstrategie? Langweilig! Der Zweite Weltkrieg? Oh nein, nicht schon wieder! Wer mit dieser verständlichen Skepsis einen Bogen um RUSE macht, wird ein ebenso cleveres wie kreatives Kriegsspiel verpassen. Ubisoft kann den platt gewalzten Schlachtfeldern tatsächlich eine neue Facette abgewinnen: Zum ersten Mal befehligt man seine Truppen mit Pokerspannung im Nacken und Brettspielflair vor Augen.

© Eugen Systems / Ubisoft

Immer auf dem Asphalt

Nur wer das große Ganze im Auge behält und clever kontert, wird am Ende gewinnen.

Dazu gehören auch die Straßen, denn bei einem Bewegungsbefehl werden sich normale Fahrzeuge immer an ihnen orientieren: Sie fahren nicht wüst durch das Gelände wie Panzer, sondern suchen sich den besten Weg zur nächsten Straße – das kann man natürlich für Überfälle ausnutzen, indem man die Wälder in der Nähe besetzt. Sehr schön ist, dass auch die Geschwindigkeit eine taktische Rolle spielt: Fünf kleine Schützenpanzer sind als Gruppe deutlich schneller am Zielort als fünf Einheiten gemischten Typs von der Infanterie bis zum Panzer. Denn in RUSE verlangsamt eine solche Gruppe ihre Marschgeschwindigkeit und bleibt dicht als Kolonne beisammen, da die Jeeps nicht einfach nach vorne preschen. Sie hält zwar in Bewegung keine Formation, aber das ist trotzdem optimal, denn so kann man sie besser schützen oder im Ernstfall schnell stoppen, weil sie sich dann umgehend gen Feind ausrichtet – man braucht also nicht viel Mikromanagement, obwohl die Steuerung auf den Konsolen ihre Tücken hat.

Die geostrategische Übersicht in RUSE bietet allen Komfort – man hat Zugriff auf ein authentisches topographisches Panorama und kann alle Gebäude schnell sowie kontextsensitiv an Straßen errichten. Man kann die Kamera so weit rauszoomen, dass man von oben auf einen Spieltisch schaut, der wie ein riesiges Diorama das komplette Gelände einer Region mit all ihren Straßen, Dörfern und Flüssen abbildet, vom Strand bis zu den Alpen ; und überall erkennt man kleine und große, teilweise gestapelte Chips, die die Kriegsparteien darstellen . Mit jeder Zoomstufe kann man sich dann weiter in das Gelände hinein bewegen, bis man selbst einzelne Büsche oder Bäume erkennt.



Schwächen im totalen Zoom

Diese extreme Detailansicht ist dann allerdings nicht mehr so atemberaubend, was Texturen von Gebäuden oder die Körnigkeit von Straßenbelägen angeht. Auf den Konsolen hinkt man dem PC übrigens deutlich hinterher – man beobachtet vereinzelte Pop-ups, kann nicht ganz so sanft zoomen, hinzu kommen gröbere Oberflächen, Schatten und Spiegelungen. Wer auf der Xbox 360 loslegt, sollte unbedingt die Installation wählen, da das Spiel ansonsten ruckelt und zuckelt.

In dieser nahen Perspektive zeigen sich auf allen Plattformen die physikalischen Inkonsequenzen in der Hitze des Gefechts: Panzer schießen schon mal klar durch Bauernhäuser, ohne dass es einen Schaden geben würde, Infanterie ballert scheinbar durch so manchen Hügel und ein Jagdbomber taucht bei seinem Sturzflug einfach mal in den Acker ein, um etwas später wieder rauszukommen – bei den Kollisionen hapert es dann doch. Das ist ärgerlich, aber in RUSE geht es eher um die große Taktik auf dem Spieltisch, nicht um simulierten Krieg inklusive korrekt einstürzender Altbauten; etwas mehr Authentizität hätte allerdings nicht geschadet.
         

  1. Endlich eine vernünftige Innovation im RTS-Genre. Die Täuschungstaktiken sind sehr interessant und erhöhen die taktischen Anteile des Spiels beträchtlich. Allerdings...der Hardwarehunger ist nicht ohne (und wer ein Strategiespiel auf Konsolen spielt, der hat ohnehin ein Problem ;) )
    Im Gegensatz zum (wenn auch sehr guten) Starcraft, dass bei Anfängern auf "Viele Einheiten farmen und dann damit den Gegner überrenn" hinausläuft.

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