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SCHiM im Test: Schattenspringen in der Sommerhitze

Ihr braucht eine Abkühlung in der Sommerhitze? Dann bietet SCHiM nicht nur ein oder zwei sondern ganz viele schattige Plätzchen. Die sind zwar nur virtuell, laden aber trotzdem zum Verweilen ein. Wir sind dem Ruf in unserem Test gefolgt.

In SCHiM ist lustiges Schattenspringen angesagt.
© PLAYISM / Ewoud van der Werf, Nils Slijkerman / bearbeitet mit Adobe Photoshop

Eine kurze Geschichte der Videospiele

Die Geschichte der Videospiele beginnt bereits in den späten 1940er Jahren mit wissenschaftlichen Tüfteleien.Die erste bekannte von ihnen war “OXO”, ein Tic-Tac-Toe-Spiel, in dem man gegen den Computer antrat.

Mit dem 18. Juli haben sich die beiden niederländischen Entwickler Ewoud van der Werf und Nils Slijkerman den perfekten Release-Zeitpunkt für ihren Indie-Puzzler SCHiM ausgesucht: Draußen lässt die brodelnde Hitze den Asphalt der Großstadt schmelzen und auch die Klimaanlage im Berliner Büro hat arg zu kämpfen, weshalb jeder Schatten ein wenig kühlen Trost spendet – und sei er virtuell.

Auf 4P.de verbreitet Jonas sein viel zu ausgeprägtes Pokémon-Fachwissen, schwärmt von überlangen japanischen Rollenspielen und schwingt in Diskussionen über einen Schwierigkeitsgrad in From Software-Titeln den verbalen Zweihänder.

Das Springen von einer dunklen Pfütze zur nächsten ist deshalb auch keineswegs schweißtreibend, sondern entspannter Eskapismus vor den aufgeheizten Außentemperaturen. Ob uns das über die gesamte Spielzeit tragen konnte oder wir uns angesichts potenzieller Schattenseiten zwischendurch die sengende Sonne zurückgewünscht haben, verraten wir euch im Test.

SCHiM: Ein stummer Begleiter

SCHiM beginnt unaufgeregt: Als kleines, titelgebendes Schattenwesen klebe ich an den Hacken eines Kindes und begleite ihn als stiller Beobachter. Ich bin Beifahrer hinter seinem Dreirad, helfe ihm beim Löschen eines brennenden Grills im Garten seiner Freund*innen und folge ihm auf Schritt und Tritt beim anschließenden Nachhauseweg. Der Junge wächst, sein Leben verändert sich – doch als sein Schatten bleibe ich eine wichtige Konstante.

Eines der ersten Level in SCHiM
Im Schatten auf das Grillfleisch warten – oder selbst wie ein Würstchen in der Sonne brutzeln: SCHiM startet sommerlich und lässt euch Neugier und Spieltrieb der Kindheit wieder entdecken. Credit: Ewoud van der Werf / Nils Slijkerman / Extra Nice / PLAYISM / 4P Screenshot

Ich erlebe seine erste Liebe und die schmerzhafte Trennung, seinen Schulabschluss und seinen mäßig erfolgreichen Start in den Arbeitsalltag. Doch meine Rolle als getreuer Gefährte nimmt ein jähes Ende, als ich von meinem Menschen abgespalten und nun auf eine kleine Odyssey geschickt werde, um wieder zu ihm zurück zu gelangen. Immer wieder baumelt mein Mensch wie eine Möhre am Stock vor meiner Nase, während ich sein Leben aus der Ferne verfolge und zusehe, wie er nach seiner beruflichen Bestimmung sucht – und ich versuche, wieder sein Schatten zu werden.

Völlig ohne Worte und trotzdem voller Emotionen erzählt SCHiM damit die Geschichte eines ganz normalen Lebens. Es kommentiert nicht, es verurteilt nicht, es huldigt nicht – es zeigt nur; und bringt mich diesem gesichts- und namenlosen Protagonisten damit greifbar nah, auch, wenn oder gerade weil sein Leben als solches austauschbar ist. Ein spielbares Schicksal, verspielt und doch ernst, das auch mal stockt oder sich im Kreis zu drehen scheint; was sich dann auch im Gameplay niederzeichnet.

Kein Licht ohne Schatten

Hier erwartet mich wortwörtlich das Springen von Schatten zu Schatten: Dank der strahlenden Sonne (und später auch dem lauschigen Laternenschein oder flackernden Flammen) bilden eine Menge Objekte und Personen schwarze Pfützen, die ich praktischerweise zur Fortbewegung nutzen kann. Als verletzlicher Blob verkümmere ich außerhalb der sicheren Schatten nämlich, auch wenn ich mich mit einem zweiten, kürzeren Sprung noch retten kann, bevor ich verpuffe und zwangsweise zum letztbesuchten Schatten zurückteleportiert werde.

SCHiM Auto
Eine der am häufigsten zum Einsatz kommenden Fortbewegungsarten in SCHiM ist das Mitreisen in Autoschatten. Mit Ampeln und Schranken lässt sich gelegentlich auch der Verkehr beeinflussen. Credit: Ewoud van der Werf / Nils Slijkerman / Extra Nice / PLAYISM / 4P Screenshot

Einen Großteil der Spielzeit verbringe ich also damit, mich wie ein Assassine durch die Schatten zu bewegen, die von Bäumen, Autos, Leitpfosten, Verkehrsschildern, Supermarktregalen, Fußbällen oder Schafen geworfen werden. Größte Hilfe und größtes Hindernis zu gleich? Das Licht natürlich, ohne das es zwar keine Schatten geben würde, das aber auch dafür sorgt, dass ich über weite Strecken nur wenige Schutzzonen habe und mich mithilfe der mit den Schultertasten drehbaren Kamera genau umschauen muss.

Das kann knifflig werden, wenn ich mich mal zu nah an einer Hauswand bewege und das Gebäude mit seiner leider nicht transparenten Fassade zwei der vier Perspektiven beansprucht, in der Regel lassen sich aber alle erreichbaren Schatten mit wenig Arbeit erkennen. Der stete Strom von Sprüngen wird gelegentlich durch seichte Rätsel unterbrochen, bei denen ich jedoch nur äußerst selten wirklich nachdenken muss: Hier mal eine Schranke heben oder senken, da mal eine Lampe anschalten, bei einem Auto mitfahren oder sich an ein Paket heften, viel mehr ist nicht nötig, um durch die Level voranzuschreiten.

SCHiM Kamera
Nicht immer sind alle Kamerawinkel wirklich hilfreich: Ab und an wird es etwas fummelig, wenn ihr die Perspektive dreht, um den Überblick zu behalten. Credit: Ewoud van der Werf / Nils Slijkerman / Extra Nice / PLAYISM / 4P Screenshot

Auch wenn viele Ideen der Puzzle nett sind und spaßig mit Licht und Schatten herumspielen, wäre hier mehr drin gewesen: SCHiM bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück und ließ in mir gelegentlich den Wunsch aufkeimen, dass es noch mehr aus seiner Kernmechanik herausholt. Richtige Überraschungsmomente, die mich mit cleveren Rätseln rund um Licht und Schatten ins Staunen versetzen, bleiben leider aus.