Auch die Automap, so praktisch und komfortabel sie ist, zeichnet immer nur exakt die jeweilige Position mit, so dass man wirklich jeden Quadratmeter einzeln ablatschen muss, um keine Besonderheit oder Figur zu übersehen, die erst dann sichtbar wird, wenn man sich auf genau dem gleichen Feld wie sie befindet. Zwar rechne ich es den Entwicklern hoch an, dass man durch überlegt handgefertigte statt zufällig ausgewürfelte 3D-Labyrinthe ziehen darf und diese auch grafisch unterschiedliche Themenbereiche abdecken, aber die begrenzte Sichtweite im Hinblick auf besondere Objekte wirkt schon sehr rückständig. Ansonsten ist die grafische Überarbeitung aber ordentlich und auch die Benutzerführung wurde modernisiert. Der 3D-Modus wird hingegen leider nicht unterstützt. Die Soundkulisse präsentiert sich eher zweckmäßig, bietet neuerdings aber zumindest japanische Sprachausgabe als atmosphärische Aufwertung, während man sich an den stimmungsvollen Kompositionen nach stundenlanger Wiederholung irgendwann satt gehört hat. Dabei ist der von schummrigen Chorälen geprägte Soundtrack angenehm düster, nur eben zu knapp bemessen.
Auch die anderen Crewmitglieder sind nicht mehr als eindimensionale Abziehbilder, denen man keine Träne nachweint, wenn sie das Zeitliche segnen. Selbst um das eigene Überleben ist man nicht wirklich besorgt – schließlich spielt man einen stummen, namenlosen Niemand ohne jeden Erkennungswert oder emotionales Gefüge. Speichern kann man neuerdings überall, während spezielle Speicherterminals zudem als praktische Teleporter ins mobile Hauptquartier dienen, das sich Abschnitt für Abschnitt ins Zentrum der Schwarzwelt vorarbeitet und auch die Rückkehr in bereits besuchte Areale ermöglicht, um mit neuen Demonica-Erweiterungen zuvor unzugängliche Teilbereiche zu ergründen.
Viel zu tun
Hier und da ergeben sich auch optionale Nebenmissionen, die man von Crewmitgliedern oder Dämonen gestellt bekommt. Manchmal kann man sogar kleine Herausforderungen oder Minispiele bestreiten. Bei besonders einfachen Gegnern kann man auch eine primitive Autofight-Funktion nutzen, die aber selbst bei voll analysierten Gegnern nur konventionelle Standardangriffe im Zeitraffer abspult. Besonders unliebsame Widersacher lassen sich hingegen leicht in die Flucht schlagen, sobald man einen Artgenossen im Schlepptau hat, während sich die Anzahl der Zufallskämpfe durch entsprechende Demonica-Applikationen reduzieren lässt.
Dennoch wirken die Begegnungen gegen unsichtbare Zufallsgegner heute noch antiquierter als damals. Die Frequenz der Kämpfe verläuft allerdings in einem noch erträglichen Rahmen und die farblich symbolisierte, kontinuierlich steigende Kampfwahrscheinlichkeit in Verbindung mit dynamisch wechselnden Mondphasen, die u. a. Einfluss auf Dämonenkonversationen sowie -fusionen haben, sind durchaus gelungen.
Auch der Spielumfang kann sich sehen lassen: Für die erste Schwarzwelt-Expedition kann man locker 40 bis 60 Stunden einkalkulieren – bei ausgiebigen Fusionsexperimenten oder Sammelambitionen noch mehr. Zudem kann man seine Daten auch in ein New Game+ transferieren, um sich optionalen Bonusarealen, -missionen und -gegnern zu stellen oder in weiteren Durchläufen die je nach finaler Gesinnung unterschiedlichen Enden zu Gesicht zu bekommen. Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich weiter erhöhen.
Ohne Fleiß kein Preis
Die Spielstunden vergehen allerdings nicht wie im Flug. Der Spielverlauf gestaltet sich mitunter sogar recht zäh und eintönig, da man immer wieder dieselben Passagen durchläuft und Gegner bekämpft, bis man alle örtlichen Storymissionen erledigt hat und stark genug ist, dem obligatorischen Bossgegner des aktuellen Abschnitts gegenüberzutreten, um zum nächsten Bereich vorzurücken. Nebenbei sollte man natürlich auch noch Materialien für neue Ausrüstung sammeln, Geld und passende Versuchskaninchen für Dämonenfusionen besorgen, die ein oder andere lukrative Nebenaufgabe erledigen sowie an der Durchschlagskraft und Flexibilität seiner Einsatztruppe feilen. Doch so motivierend Partypflege und Spielwelterkundung auch sind, so zeitaufwendig sind oft die damit verbundenen Aktivitäten. Wer jeden Geheimgang ausfindig machen, nicht aber auf fremde Hilfe in Form von Levelkarten zurückgreifen will, muss wirklich jede einzelne Wand beäugen. Zwar bekommt man recht früh ein Scan-Modul, das verborgene Türen ausfindig macht, aber nur, wenn man direkt davor steht, was angesichts der Größe und Komplexität mancher Areale ganz schön nervig sein kann.
Im Grunde wird nichts bezüglich deines Charakters in irgendeiner relevanten Form behandelt.
Finde den Kritikpunkt von stillen protagonisten irgendwie redundant, das es ein Stilmittel ist, welches man subjektiv gut oder schlecht finden kann. Es wird hier nämlich der MC als Avatar des Spielers gesehen und nicht als eigenständiger Charakter. Das ist so als würde ich den Witcher vorwerfen, dass ich mich mit ihm nicht identifizieren kann, da volkommen eigenständiger Charakter. Oder Dark Souls, da ist der Mc auch nicht mehr als hier.
Hab die DS-Version damals nie durchgeschafft. Da war irgendein Boss im letzten Drittel, der sich einfach schneller regeneriert hat, als ich kloppen konnte - und da hab ich dann die Lust verloren.