Auch sonst gibt es viele liebevolle Details, Kuriositäten und Zusammenhänge zu entdecken. Wer gern Bücher wälzt, kann vielerorts sogar spannende Romane, Chroniken und Tagebücher finden. Die deutsche Lokalisierung befindet sich allerdings noch in den Kinderschuhen. Zwar wurden bereits zahlreiche Texte übersetzt, viele Schriftstücke, Dialoge oder Spielerklärungen sind aber nach wie vor auf Englisch, manche Stellen reinste sprachliche Flickenteppiche.
Noch viel zu tun
Baustellen gibt es aber auch anderweitig noch mehr als genug: Wer die Kartenfunktion bemüht, bekommt immer wieder falsche oder gar keine Gebiete angezeigt, und
Quests lassen sich nicht korrekt abschließen oder weiterführen, weil Aktionen nicht erkannt oder Charaktere falsch platziert werden. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Wachposten nicht vor dem Tor, sondern in der Mauer steht und somit unerreichbar für jegliche Toröffnungswünsche bleibt.
Doch auch die mit aufgeschnappten Schlagworten geführten Dialoge können teils einfach stecken bleiben, KI-Aussetzer und Grafikfehler für völlig groteske Momente sorgen, Systemabstürze an den Nerven zehren. Dass man einen Titel in diesem Zustand aus dem Early Access entlassen kann, ist mir unbegreiflich. Und dann hält man auch noch die Hand für übertrieben teure Mikrotransaktionen auf. Kein Wunder, dass sowohl Spielerzahlen als auch Nutzerbewertungen bislang wenig berauschend sind. Die kleine aktive Community ist allerdings sehr hilfsbereit und übernimmt auch Aufgaben, die eigentlich die Entwickler hätten leisten sollen.
Manche Spielmechanismen sind nämlich durchaus komplex, offizielle Hilfestellungen eher dürftig, die Benutzerführung zum Teil einfach nur grauenvoll. Man kommt sich immer wieder vor, als hätte man anstelle einer Neuveröffentlichung ein 20 Jahre altes Spiel aus dem Regal genommen.
Zwar werden teils recht ansehnliche Beleuchtungseffekte geboten, aber unterm Strich wirkt auch die Grafik betagt und alles andere als attraktiv. Hinzu kommt, dass die Darstellung der schwachen Kulisse immer wieder massiv ins Stocken gerät und die Ladezeiten fast schon sadistisch erscheinen.
Mangelnde Attraktivität
Bei der Inszenierung kann Shroud of the Avatar leider auch nicht punkten: Sprachausgabe gibt’s eigentlich nur im separat abspielbaren Intro, sehenswerte Story-Sequenzen nicht einmal da. Immerhin kann man frei entscheiden, ob man das Abenteuer ganz auf sich allein gestellt oder zusammen mit anderen Spielern erleben möchte. Diese Wahl sollte man sich allerdings gut überlegen, da Off- und Online-Charaktere strikt getrennt werden. Solisten, die irgendwann doch mal MMO-Luft schnuppern wollen, müssen dafür also nochmal ganz von vorn beginnen.
Die Frage ist natürlich, ob all die vielen Baustellen noch behoben werden können, denn ob man mit diesem Spiel langfristig Geld verdienen wird, sei dahingestellt. Da kaum bekannt, in schlechtem Zustand und nicht gerade hoch bewertet, wird das Game kein Finanzierungs-Selbstläufer werden.
Das es an vielen Ecken und Kanten unfertig ist stimmt.
Allerdings finde ich es schade, dass im Artikel nicht auf die Free Trial (siehe Website) hingewiesen wird. Denn so kann man sich selbst einen Eindruck verschaffen und entscheiden, ob das etwas sperrige MMO etwas für einen ist.
Ultima hin- oder her, das Spiel hätte anhand der Bugs und fehlenden Sachen schlichtweg nicht den EA verlassen dürfen. Keine Ahnung was die Leute jeweils reitet, das Ding so unpoliert zu releasen, gut wird wahrscheinlich am Mangel an Finanzen gelegen haben (na, das will ich doch mal hoffen...). Ich könnte mich, wenn ich Kingdome Come endlich mal durch habe, mich schon für sowas begeistern aber mit den Bugs und Co.? Nee, danke. Wenn sie gefixt sind später, vielleicht eher.