Ein Akt der Herausforderung
Über neun Akte zeigt mir Sonic also, wo er herkommt und wofür er heute steht, und lässt in mir den eigentlich verhassten Gedanken aufkeimen, dass früher vielleicht doch manches besser war. Wische ich diese oft zitierte Phrase zwischendurch erfolgreich zur Seite, kann Sonic Generations mit seinem Umfang glänzen. Denn die klassischen Level von Green Hill Zone über Speed Highway bis hin zu Rooftop Run werden zusätzlich auch für satte 90 Herausforderungen verwendet, die wichtige Schlüssel zu der Handvoll Bosskämpfe enthalten.
Wollt ihr in bester Sonic-Manier einfach nur durch die Story rasen, landet ihr in gut fünf Stunden bei den Credits, denn nur zwölf der fast 100 Herausforderungen sind nicht optional, wobei ihr euch aussuchen könnt, welche ihr erledigen wollt. Flitzt ihr durch wirklich jede Stage und wollt womöglich sogar noch überall einen S-Rang abstauben, seid ihr ein ganzes Stück länger beschäftigt.
Für den größten Spaßfaktor genießt ihr die 2D-Herausforderungen – und lasst die 3D-Varianten links liegen. Und obwohl die auf den ersten Blick viel Abwechslung bieten, wenn ihr eine gewisse Anzahl Ringe einsammeln oder Gegner besiegen müsst, bevor ihr durch das Ziel brettert, spielt sich ein Großteil der Herausforderungen zwar spaßig, aber eben auch sehr ähnlich.
Sonic Generations hat auch ohne Aniston, Spacey und Gordon grausame Bosse
Bleiben noch die Bosskämpfe, die am meisten mit der fehlenden Präzision von 3D-Sonic zu kämpfen haben. Unglücklich platzierte Hindernisse führen zu Abstürzen, die Schwachpunkte sind nicht aus allen Winkeln anvisierbar und dann braucht Sonic trotz seines Tempos mitunter viel zu lange, um den Gegner endlich zu erreichen.
Als wäre das alles noch nicht nervig genug, musste ich mich bei einem Boss auch noch bei einem schrecklich frustrierenden Bug herumschlagen: Wenn ich seinen Kopf anvisiert und attackiert habe, bin ich alle Nase lang einfach durch den Körper geflogen, habe keinen Schaden angerichtet und dafür selbst welchen kassiert. Höre ich noch einmal den Spruch „Zeit für einen Tempowechsel“, drehe ich mehr am Rad als der blaue Igel – if you know, you know.
Seltsame Schwächen, sichere Stärken
Davon ab musste ich unnötige Tutorial-Nachrichten ignorieren, die mir auch am Ende des Spiels noch offensichtliche Ratschläge wie „Es gibt noch einen ungespielten Akt / Boss. Finde ihn und stell dich ihm“ an die Seite stellten, sowie über die deutsche Sprachausgabe schmunzeln, die sich leider nur als zweckmäßig und leidenschaftslos beschreiben lässt. Beeindruckt hat mich Sonic Generations dagegen mit seiner zeitlosen Präsentation: Die optischen Unterschiede zum Original sind eher von unauffälliger Natur und trotzdem kann sich das Spiel in 2D und 3D wirklich sehen lassen.
Knallige Farben, abwechslungsreiche Settings und vor allem die bereits erwähnten Versatzstücke samt Spurwechseln und Explosionen lassen mich die hakelige Steuerung zumindest zwischenzeitlich vergessen. Abschließendes Lob gibt es für den fantastischen Soundtrack: Pumpende Elektro-Sounds hetzen mich fröhlich durch die Level und je nachdem, ob ich den Akt in 2D oder 3D erlebe, tischt Sonic Generations frische, aber doch wiedererkennbare Remixe auf, bei denen mein Fuß nicht still stehen kann. Musikalisch konnte Sonic einfach schon immer punkten.