Mehr Doom als Victor
Als „ultimative Lebensform“ hat Shadow aber noch ein bisschen mehr drauf als nur schnell laufen: Dank seiner Verbindung zu Black Doom erlernt er im Spielverlauf nämlich einige neue Fähigkeiten, die ihm dabei helfen, Gegner auszuschalten und durch die Level zu flitzen – und passenderweise alle irgendwas mit „Doom“ heißen. Mit Speeren schalte ich entfernte Gegner aus, mit Flügeln gleite ich durch die Luft und auf dem Rücken eines Rochens übers Wasser. Alle Fähigkeiten sind nett, fügen sich aber nie zu einem kohärenten Gesamtbild zusammen, sondern werden eher isoliert und bei Bedarf in einzelnen Leveln verwendet.
Für sich genommen in Ordnung, aber auch ein bisschen schade, weil es sich eben nicht so anfühlt, als wenn Shadow Stück für Stück stärker werden und sich weiter entwickeln würde, sondern nur, als ob er für ein paar Level nun wieder ein neues Gimmick in die behandschuhten Griffel bekommt. Und ein bisschen klassischem Sonic-Jank kann sich Shadow auch nicht ganz erwehren: Seine Verwandlung in einen Schattenoktopus, mit dessen Tentakeln ich mich von Orb zu Orb schwingen kann, spielt sich hakelig und ungenau, was mich des Öfteren in die Tiefe befördert hat.
Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die Kraft der Chaos Control kann ich jederzeit anwenden, um für fünf Sekunden die Zeit einzufrieren und über einstürzende Plattformen zu flitzen oder rotierenden Stachelkugeln auszuweichen. Sie fühlt sich schon nach kurzer Zeit wie ein integraler Teil von Shadows Moveset an und passt noch dazu zu dem Thema der Höchstgeschwindigkeit. Im Hub kommt die Chaos Control leider erst spät und dann auch nur minimal zum Einsatz, der Fokus liegt hier klar auf den Leveln.
Schwarz und rot: Das Kinderzimmer eines rebellischen Teenagers
Optisch fährt Shadow im Gegensatz zu Sonic eine stilsichere Schiene, büßt dadurch aber auch ein wenig die Abwechslung ein, die bei Generations dafür gesorgt hat, dass sich das Auge nie langweilt. Passend zu seinem schwarzen Fell mit roten Akzenten sind auch viele der Level innerhalb der neuen Kampagne eher düster gehalten, spielen aufgrund der Story im Weltraum und schicken mich über Schienen durch menschenleere Raumstationen oder einschüchternde Hochhausschluchten bei Nacht.
Gegen Ende stoßen dann noch ein paar Stages dazu, die mit ihren Assets und Gegnern direkt Sonic Frontiers entsprungen sind, was den Look von Shadows Kampagne stilvoll abrundet – aber Farben abseits des schattigen Spektrums vermissen lässt. Der stellenweise schneeweiße Hub bildet einen fast schon blendenden Kontrast. Und tatsächlich zieht sich die Präsentation von Shadows Kampagne im Soundtrack fort: Mit Punk Rock und Drum’n’Bass schallen hier Klänge aus den Lautsprechern, die sich sicherlich auch unter den zugeknallten Türen vieler Teenager-Räume ihren Weg hindurch gebahnt haben, um die Gehörgänge ihrer Eltern zu massieren.
Mit entsprechenden auditiven Versprechungen rast Sonic x Shadow Generations dann am 25. Oktober für 49,99 Euro auf die Nintendo Switch, die PlayStation 4 und 5, die Xbox One und Series X|S sowie den PC. Greift ihr tiefer in die Tasche und zur zehn Euro teureren Digital Deluxe Edition, dürft ihr bereits am 22. Oktober loslegen und bekommt obendrein das digitale Artbook, den digitalen Soundtrack, zusätzliche Hintergrundmusik, einen Skin, Fähigkeitspunkte für Sonic Generations und Zugriff auf das Sonic The Hedgehog 3 Movie Pack, das am 12. Dezember passend zum dritten Sonic-Film eine spielbare Episode mit Shadow freischaltet, in der dann auch Synchronsprecher Keanu Reeves zu hören sein wird.