Star Wars Outlaws: Süß und Schlitzohr
Die meiste Zeit bin ich in Star Wars Outlaws übrigens auf mich allein gestellt. Wobei das nicht ganz stimmt, denn natürlich ist jederzeit Nix an meiner Seite. Der einem Axolotl nicht ganz unähnliche Merqaal und heimliche Star ist ein wichtiger Bestandteil der Spielmechaniken. Ohne ihn wäre ich an so manchen Punkten gänzlich aufgeschmissen. Die unfassbar niedliche, sämtliche Herzen dieser Welt schmelzende Allzweckwaffe kann nämlich Gegner ablenken, rote Fässer zum Explodieren bringen, Alarmanlagen sabotieren, enfernte Schalter aktivieren oder Rolladen öffnen, damit ich als Kay mit dem Blaster auf eine Sicherung schießen kann.
Auch in direkten Konfrontationen ist Nix hilfreich, da er mir Waffen, Granaten oder Heilung bringt oder alternativ einem Feind ins Gesicht springt. Gekämpft wird aber verhältnismäßig selten in Star Wars Outlaws: Als Kay bin ich eben eine Schmugglerin und Revolverheldin. Lichtschwerter, mächtige Machtschübe oder Doppelsprünge sind tabu. Stattdessen wird gut zwei Drittel des Spiels geschlichen – Deus Ex, Dishonored oder Splinter Cell lassen grüßen.
Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber wahrscheinlich war ich in Star Wars Outlaws schon in gut über einhundert Lüftungsschächten unterwegs. Die sind überaus praktisch, erlauben sie mir doch möglichst ungesehen von A nach B zu gelangen. Falls sich so ein Weg mal nicht offenbart, kann ich aber auch von Deckung zu Deckung schleichen und unvorsichtigen Feinden von Hinten eins über die Rübe ziehen.
Wobei es schon ein wenig albern wirkt, wie Kay auf den Helm eines Sturmtruppen schlägt und dieser mit einem mehr als lautstarken „Uff“ zu Boden geht – es hilft auch nicht, dass es nur ungefähr eine Handvoll von verschiedenen Haudrauf-Animationen gibt.
Blind und taub: Die KI stolpert über eigene Füße
Die Stealth-Mechaniken sind grundsätzlich solide in Star Wars Outlaws und es könnte auch jede Menge Spaß machen, die Außenposten, Höhlen oder Basen der Feinde auf leisen Sohlen zu infiltrieren. Die Betonung liegt jedoch auf dem Konjunktiv, denn die KI ist auch in der finalen Version noch immer ein ziemliches Manko. Zwar realisiert sie selbst aus etlichen Metern Entfernung, wenn ich von einer hüfthohen Kiste zur nächsten spaziere, bekommt es im Gegenzug manchmal aber gar nicht mit, wenn nur zwei Meter neben ihr ein Kollege oder eine Kollegin zu Boden geht.
In einer anderen Situation bemerkt ein Anhänger des Hutten-Syndikats zwar, wie ich gerade seinen Nebenmann dauerhaft ins Reich der Träume befördere (es gibt keine Pazifismus-Option, die Personen sterben immer), nimmt mich aber trotzdem nicht wahr. Somit bekommt er umgehend ebenfalls meine Faust zu spüren und kann gar nicht erst Alarm schlagen.
Solche KI-Aussetzer passieren immer und immer wieder, nicht nur beim Schleichen: Als ich in einer kleinen Höhle unbeabsichtigt eine Schießerei auslöse, bekommt ein Kamerad die zahlreichen Laserprojektile und Explosionen gar nicht mit. Stattdessen schaut er weiterhin die Wand vor ihm an – Tagträumerei ist in der Unterwelt von Star Wars offenbar ein wichtiges Merkmal. Nicht zu vergessen, dass manchen Feinden so gar nichts an ihrem Leben liegt und sie kerzengerade in meinen Blaster laufen.
Durch diese Fehler verkommt das Schleichen irgendwann zur reinen Routine oder teilweise zum Glücksspiel. Immerhin passiert es auch mal, dass Feinde, die mit dem Rücken zu mir standen, mich auf einmal sofort wahrgenommen haben. Das ist besonders nervig, wenn ich in Abschnitten unterwegs bin, in denen ich auf keinen Fall erwischt werden darf. Geschieht das trotzdem, werde ich vor die Tür geworfen und darf noch mal von vorne anfangen. Das ist oft frustrierend.