Entscheidungen über Entscheidungen
Jara wiederum muss sich in Abwesenheit von Captain Solano auf der Brücke beweisen, um später knifflige Gewissensentscheidungen zu rechtfertigen. Wie in alten Telltale-Spielen können auch hier nicht alle gerettet oder glücklich gemacht werden. So zum Beispiel, wenn Jara entscheiden muss, ob sie bei einer kritischen Transporter-Evakuierung an den Instrumenten bleibt oder einem zuckenden Crewmitglied hilft, das wortwörtlich
unter Strom steht. Auch ihre Beziehung zum opportunistischen Captain oder zum vordergründig mürrischen Commander Westbrook machen die Entscheidungen interessant. Im Hintergrund unterstreicht ein serientypischer orchestraler Soundtrack die Dramatik.
Alles andere als spannend sind hingegen die meisten eingestreuten Minispiele. Das simple Einstellen von Instrumenten, Kurven oder Lichtstrahlen erinnert eher an Malen nach Zahlen als an ein anspruchsvolles Adventure. Klassische Rätsel gibt es kaum. Stattdessen warten kurze Schleich- und Deckungsshooter-Passagen mit recht hölzerner Steuerung, etwa bei der Erkundung von Minen. Auch Scan-Aufgaben mit dem Tricorder wie die Suche nach DNA-Proben für ein Türschloss werden schnell öde. Immerhin passen sie in den Kontext der Ermittlungen. Auch das etwas schwammige Steuern der Fähre durch den blitzenden Ionensturm gehört zum Programm.
Technisch nicht auf der Höhe
Während die Momente im Weltraum zumindest stilistisch die Star Trek-Atmosphäre einfangen, stören zu Fuß viele kleine technische Mängel. Dazu gehören struppige Haare, reichlich steife Animationen und grobe Texturen, die manchmal Erinnerungen an alte SD-Konsolen wecken. Für unseren Test habe ich die Playstation 4-Version gespielt. Selbst im Vergleich zu anderen PS4-Titeln wirkt das Ergebnis aus der Unreal Engine 4 ungewöhnlich
altbacken. Bei Szenenwechseln kommt es sogar zu kurzen Zuckungen der Charaktere. Oder sie verschlucken Dialoge, um andere Passagen gleich zweimal herunter zu rattern. Aktiviert also möglichst Untertitel, um ja nichts zu verpassen! Schade, denn eigentlich wirkt die englische Vertonung
angenehm professionell. Eine deutsche Synchro fehlt allerdings.
Enttäuscht war ich auch von der schlichten Präsentation der Entscheidungs- und Beziehungsdiagramme. Nachdem ich im brillanten Detroit: Become Human sehr frei mit multiplen Handlungsverläufen experimentieren konnte, gibt es hier nur relativ einfache Übersichten. Sie zeigen mir immerhin, wie meine Entscheidungen bei bestimmten Figuren ankamen. Manche Statistiken und Entscheidungen anderer Spieler gibt es sogar nur in einem ausgelagerten, teils fehlerhaft umgesetzten Browser-Portal zu sehen. Voraussetzung ist auf der PS4 die Verknüpfung des Playstation-Accounts.
Krass hohe Wertung hier. Die Grafik ist derart primitiv und lieblos, das wäre nicht einmal vor 20 Jahren als hübsch durchgegangen. Spielerisch? Telltale für Arme. 5/10 (Trekkie-Bonus bereits inkludiert.)
Armada 1 & 2 waren für mich die besten Ableger im ST Universum. Birth of federation war auch ziemlich gut. Man waren das Zeiten.
Wenn es jetzt noch einen vernünftigen PC-Release gegeben hätte, würde ich sogar über einen Kauf nachdenken.
Dann eben nicht.
Es gab so lange keinerlei Star Trek-Spiele mit immersiven Anspruch mehr, dass ich sogar in Dreams Teil eines großen Teams bei Project Enterprise D war, damit man dieses Gefühl in einem Fanspiel endlich einfängt (die Enterprise erkunden, Charaktere treffen, kleine Quests, Shuttle-Flüge, sowas). Es freut mich total, dass es endlich auch wieder ein richtiges Star Trek-Spiel gibt, dass dies offensichtlich gut schafft.