Kämpft hier ein Mann oder eine Maschine? Erst scheppert es ein wenig, dann kracht es gewaltig und irgendwann fliegen die blutigen Metallfetzen in Zeitlupe vor der Kamera – angesichts der stählernen Wucht und der brachialen Szenen fühlt man sich an eine Mischung aus Transformers und Mortal Kombat erinnert. Die angenehm dynamischen und herrlich animierten Kämpfe sind das große Highlight von The Surge. Aber nicht in erster Linie aufgrund des Hauens und Stechens oder der wuchtig choreografierten Finisher, bei denen die Köpfe fliegen.
Sondern vor allem, weil hier auch Trefferzonen eine wichtige Rolle spielen. Man kann seine Feinde nicht nur einfach markieren, um sie dann bei fixierter Kamera zu umrunden, sondern vor oder während des Kampfes einzelne Körperteile mit dem Analogstick anvisieren – Kopf, Körper sowie beide Arme und Beine. Man erkennt meist auf Anhieb oder spätestens bei der Aufschaltung anhand der Farbe, ob diese Zonen frei liegen (blau) oder geschützt sind (gelb). Das Anvisieren läuft ohne Pause, alles in Echtzeit und dank der präzisen Steuerung funktioniert dieser ständige Wechsel – auch zu anderen Gegnern – sehr gut.
Sechs Trefferzonen
Zumal man viele taktische Optionen hat: Will man seinen Gegner möglichst schnell erledigen? Dann sollte man die offenen Stellen angreifen, vor allem den Kopf. Will man spezielle Beute machen? Dann sollte man sich überlegen, ob man etwa einen Helm, eine Rüstung oder etwas für Füße oder Arme benötigt und genau dieses Teil öfter angreifen, um damit die Chance zu erhöhen, dass es nach dem Sieg liegen bleibt. Ich bekomme nur dann eine Garantie auf die Beute, wenn ich es auch zu hundert Prozent treffe. Lande ich also noch zwei, drei Hiebe woanders, sinkt die Wahrscheinlichkeit. Die physikalisch authentisch wirkende Schwung- und Kollisionsabfrage sorgt dafür, dass man sehr konzentriert agiert, denn manchmal wird man vom Rückschwung des Feindes noch getroffen.
Dabei sorgen vertikale oder horizontale Hiebe, die man mit gedrückter Taste noch aufladen kann, für unterschiedliche Treffer und ermöglichen je nach Waffe ganz andere Kombinationen. Schön ist auch, dass der Block bei richtigem Timing zu einem Konter führen kann und dass man in dieser defensiven Haltung nicht nur mittig, sondern nach unten geduckt oder oben springend ausweichen kann. Hinzu kommt auch ein Sprint, den man in einen Schlag übergehen lassen kann. Aber Vorsicht: Jede Aktion kostet ähnlich wie in der Soulsreihe wertvolle Ausdauer – und wenn die futsch ist, steht man hilflos da.
Mit Klinge, Hammer und Stab
Schön ist auch, wie variabel man je nach Waffe loslegen kann: Es gibt fünf Typen wie einhändig, zweihändig und doppelt geführte Klingen oder Hämmer, dazu Stäbe mit unterschiedlichen Bewegungsmustern sowie Schadenstypen wie z.B. spitz oder stumpf. So kann es hilfreich sein, die Waffe für einen Gegner mit entsprechender Panzerung zu wechseln. Im Gegensatz zur Soulsreihe skalieren die Waffenwerte übrigens nicht mit klassischen Charakterwerten wie Stärke oder Geschicklichkeit, die es hier gar nicht gibt, sondern steigen nach Gebrauch in Stufen auf – wer sich auf einen Typ spezialisieren will, sollte ihn also benutzen.
Zwar vermisst man in der Offensive trotz des futuristischen Szenarios so etwas wie Granaten oder zumindest eine Fernkampfwaffe, aber man wird durch einen Flugroboter unterstützt, der auf Knopfdruck z.B. aus der Distanz seine Laser abfeuert – macht zwar nicht viel Schaden, aber lockt z.B. einzelne Feinde an. Später kann er aber auch effektiver als Rammbock eingesetzt werden.
All diese zusätzlichen Aktionen, wie z.B. auch die wichtigen Heilinjektionen, kosten allerdings Energie – es gibt keine separaten Pillen oder Medipacks. Und die wird nur aufgebaut, indem man den Gegner trifft. Energiegewinn durch Treffer? Das erinnert an Bloodborne und ähnlich offensiv kann man The Surge auch spielen. Nur sollte man genau wissen, in welchen Konflikt man mit Hurra reingrätscht, denn man stirbt selbst schneller als einem lieb ist – nicht nur gegen zwei oder drei Feinde, sondern auch im Duell werden all zu gierige Beutesammler schnell an ihre Grenzen kommen. Zwar vermisse ich mehr aktive Konter bei den humanoiden Feinden, aber auch so sind sie immer eine Gefahr und es kommen aggressive Gegnertypen wie die dreibeinigen Skorpione hinzu, die mit einem Stich töten. Daher sollte man ihre Bewegungs- und Schlagmanöver erstmal studieren, sie aus der Ferne taxieren, bevor man zu nah ran geht.
Wenn man bei Spielen überhaupt von Rücksetzverfahren sprechen wollte, würde man damit am ehesten noch das tatsächliche Zurücksetzen an einen früheren, bereits besuchten Ort in der Spielwelt bezeichnen (ohne daß man diesen Weg als Spieler selbst zurücklegen muß).
Mit anderen Worten: Keiner mag Klugscheißer. Vor allem solche, die das dann auch noch verkacken.
hab jetzt auch mal den dlc gespielt. im ng+ ist mir aufgefallen, dass an der bahnstation bei irina unten eine verschlossene tür ist. war die schon immer da? kann mich beim besten willen nicht dran erinnern die schonmal gesehen zu haben.
Hab "The Surge" eben durchgespielt und kann dem Test sowie den meisten Feedbck hier zustimmen. Es ist ein gutes Spiel, aber leider nicht perfekt.
Die sich wiederholenden Environments und gleich aussehenden labyrinthartigen Gängen haben mich auch etwas genervt, habe mir so oft eine Map (besonders auch fürs Backtracking) gewünscht, es war stellenweise sehr mühselig den richtigen Weg zu finden und ich hatte auch so einige 'Wo-muss-ich-jetzt-denn-hin' Momente.
Das Kampfsysstem, das Upgrade-System sowie das grundsätzliche Setting und die Atmosphäre haben aber Bock gemacht, hoffe da sie können da in Zukunft noch einen Drauf setzen.