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„FOTY 2024“ – Unsere größten Enttäuschungen des Spielejahres

Nach GOTY kommt FOTY… neben grandiosen Spieleerfahrungen mussten wir in 2024 natürlich auch mit enttäuschenden Games Vorlieb nehmen.

Der Drache aus Dragon's Dogma 2, Max Caulfield aus Life is Strange: Double Exposure und eine Hexe aus Garden Witch Life
© Capcom; Deck Nine / Square Enix; Freetime Studio / Soedesco (Adobe Photoshop [M])

Video-Vorschau: Videospiele Januar bis April 2025

Wir verraten euch, auf welche Titel ihr euch jetzt schon zwischen Januar und April 2025 freuen könnt - und glaubt uns: Manch ein Titel davon hat Potenzial zum “Spiel des Jahres” zu werden.

Neben den Top-Listen der Spiele des Jahres, die allenthalben zur Adventszeit die gaming-affine Medienlandschaft bestimmen, sollen aber auch die Spiele nicht vergessen werden, die uns in 2024 nicht soviel Spaß gebracht haben.

Dabei sind es in der Regel nicht einmal offensichtlich schlechte Spiele, sondern meist eher Titel, die unsere Erwartungen nicht erfüllt oder uns – auf welche Weise auch immer – irgendwie enttäuscht haben. Hier kommen also unsere – natürlich absolut subjektiven und in zufälliger Reihenfolge gelisteten – Flops des Jahres 2024.

Gerrit – Dragon’s Dogma 2

Ich bin mit Dragon’s Dogma 2 von Anfang an nicht warm geworden, dabei liegen mir Genre und Setting grundsätzlich schon. Auch fand ich das Vasallensystem, bei dem man sich vorübergehende Mitstreiter*innen verschiedener Professionen und Levelstufen suchen kann, ziemlich interessant – einfach mal was Neues, auch wenn es auf Kosten eventueller tiefgründiger Background-Storys von Party-Mitgliedern ging.

Aufgefangen sollte dies wohl mit zufälligen Gesprächen und Kommentaren, die die Vasallinnen und Vasallen auf der Reise miteinander austauschen. Nett gedacht und anfänglich auch unterhaltsam, nach kurzer Dauer aber schon repetitiv. Eine Mod machte es später immerhin möglich, bestimmte Aussagen auszublenden.

Leider war eines der großen Alleinstellungsmerkmale von Dragon’s Dogma 2 auch ein großer Schwachpunkt des Spiels – die Entwickler*innen von Capcom machten Schnellreise zu einem raren Gut; dies sollte aber dadurch kompensiert werden, dass die Spielwelt eine ist, die man gerne zu Fuß bereisen möchte. Und genau das ist meiner Meinung nach nicht gelungen. Wenngleich optisch beeindruckend, entbehrt die weitestgehend offene Welt einer gewissen Abwechslung; der Erkundungsdrang hielt sich bei mir in Grenzen.

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Die über die Welt verteilten Aufeinandertreffen mit Monstergruppen oder Wegelagerern waren ebenfalls wenig spannend und aufgrund geringer Chance, ihnen aus dem Weg zu gehen, obendrein auch noch schnell lästig. Kämpfe mit größeren Ungeheuern wie Greifen und Zyklopen waren stets fordernd und durch verschieden anwendbare Taktiken auch anfänglich interessant, mit zunehmenden Spielfortschritt aber ebenso nervig, weil nicht spielrelevant.

Ich gestehe ein, dass ich vielleicht nicht jedem Geheimnis des Spiels auf die Spuren gekommen bin, nicht jede Nebenquest angenommen oder jeden Höhleneingang erforscht habe. Dafür war Dragon’s Dogma 2 im Gesamten einfach nicht motivierend genug. Ein mit deutlich weniger Ambitionen gestartetes Flintlock: The Siege of Dawn – obgleich weniger RPG und mit mehr Combat-Fokus – hat mich da mehr beeindruckt.

Jonas – Black Myth: Wukong

Black Myth: Wukong als meine Enttäuschung des Jahres zu nennen, nachdem ich dem Spiel im Test eine 8 verpasst habe, mag auf den ersten Blick etwas widersprüchlich scheinen. Doch wenn man bedenkt, was ich nach dem ersten bombastischen Trailer zum Action-Titel erwartet habe, dann war das Ergebnis eben doch nur bedingt zufriedenstellend.

Nach den ersten zehn Stunden war ich eigentlich durchaus begeistert: Bombastische Grafik, ein spaßiges Kampfsystem und eine durchaus fesselnde Geschichte zogen mich in das chinesische Hochglanzerlebnis. Aber irgendwie… kam danach nichts mehr. Die Landschaften des Spiels blieben beeindruckend, wenn auch spielerisch klaustrophobisch dank der vielen unsichtbaren Wände.

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Doch das Kampfsystem stand still und bot mir über die Spieldauer von 40 Stunden nicht genug, um mich wirklich bei der Stange zu halten, während mich die Story schon kurze Zeit nach meinem Ersteindruck völlig verlor, weil sie mich nur noch verwirrte – ohne detailreiche Kenntnisse der Reise des Westens lässt sich hier nur schwer ein kohärentes Konstrukt erkennen.

Was blieb, war ein solides, wunderschönes, aber irgendwie auch etwas eintöniges Action-Adventure, das abseits der Grafik in keinem Punkt brillieren konnte. Das bessere Kampfsystem lieferte 2024 Stellar Blade, die bessere Geschichte mindestens ein Dutzend anderer Titel. Black Myth: Wukong ist keineswegs ein schlechtes Spiel, aber eben auch längst nicht so besonders, wie ich nach dem ersten Trailer mit seinen gigantischen Drachen und Kellerasseln gehofft hatte.

Sören – Life is Strange: Double Exposure

Schon als Square Enix und Deck Nine das erste Mal Life is Strange: Double Exposure ankündigten, war ich skeptisch – um es noch sanft auszudrücken. Zu sehr war ich davon überzeugt, dass diese Idee, Protagonistin Max zurückzubringen, nicht aus purer kreativer Freiheit entstanden ist, sondern weil vor allem der Publisher genügend Geld aus dem Franchise drücken möchte. Und wie geht das besser, als wenn man vollkommen auf Fan-Service setzt? Nostalgie funktioniert ja nicht nur bei Star Wars oder Marvel, sondern eben auch bei Life is Strange. 

Nachdem ich die ersten beiden Episoden im Zuge einer Preview spielen durfte, fühlte ich mich aber erst einmal beruhigt. Ist ja doch alles gar nicht so schlecht und ganz dem Charme, noch einmal ein Abenteuer mit der liebenswerten Maxine zu erleben, konnte ich mich nicht entziehen. Die verbliebenen drei Episoden mussten dann erst einmal warten, da zwischenzeitlich Dragon Age aufschlug. Was ich zu dem Zeitpunkt während meines Ausflugs in Thedas nicht ahnte? Was für eine Wendung die Story von Double Exposure nehmen sollte – um sich am Ende unangenehm bei einem wohlbekannten Filmuniversum zu bedienen. 

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Denn spätestens ab dem Finale der dritten Episode wandelt das jüngste Abenteuer des Franchise auf Pfaden, die mich in meinen frühen Gedanken bekräftigten: Square Enix und Deck Nine haben irgendwie die Stärken von Life is Strange nicht so richtig verstanden, sie teilweise in diesem Teil sogar völlig missachtet. Zu sehr konzentrierte man sich auf einmal auf die übernatürlichen Kräfte und ein Mysterium, als wären sie das entscheidende und tragende Element und nicht einfach nur ein effektives Mittel, um ungewöhnliche, wie emotionale und bittersüße Geschichten zu erzählen.  

Vor allem aber fokussierte sich Life is Strange darauf, dass ich zu den Mitmenschen Beziehungen aufbaue. Sie kennenlerne, mit ihnen fühle und bei jeder Entscheidung abwäge, was ich sage oder wie ich reagiere. Double Exposure wirft das mit jeder weiteren Spielminute über Bord: Einerseits, um Effekthascherei zu betreiben, andererseits, weil die Mitmenschen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur eine Hülle sind. Eine sehr schön anzusehende Hülle dank Unreal Engine 5, aber nicht wenige von ihnen existieren quasi nur, damit ich das große Geheimnis löse. 

Eine Auflösung, die am Ende so wenig überraschend wie möglich daherkommt – und auch noch unfassbar langweilig, weil so kreativlos ist, als wäre es eine Folge von The Acolyte. Nicht nur das: Deck Nine schafft es in kürzester Zeit, aus Life is Strange eine MCU-Variante zu entwickeln, um damit wirklich bei mir jeden Gedanken an eine spannende Zukunft auszulöschen. Nach True Colors hatte ich die Hoffnung, dass Deck Nine das Franchise in eine zumindest solide Richtung steuern kann – nach Double Exposure hoffe ich, dass man die Reihe erst einmal ruhen lässt.

Arlene – Garden Witch Life

Wer über meinen Test zu Garden Witch Life gestolpert ist, wird sich nicht wundern, dass ich dieses Spiel in einer „Fail of the Year“-Liste nennen muss. Nach der Demo hatte ich mich wirklich auf ein kleines aber feines Cozy Game gefreut und wusste dabei noch nicht, als was für eine Vollkatastrophe sich das fertige Spiel entpuppen würde. Mir tun wirklich alle Spieler*innen leid, die dafür in gutem Glauben Geld bezahlt haben.

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Schwerwiegende Bugs, sinnbefreite Mechaniken, eine völlig leere Spielwelt ohne einen Funken von Persönlichkeit und Pacing, das Geduld und Ausdauer irrationalen Ausmaßes erfordert, kamen wie ein geballter Faustschlag auf mich zu. Nicht nur ist Garden Witch Life nicht fertig programmiert worden, meiner Ansicht nach gab es nicht mal ein vollständiges Konzept. Dieses Spiel entbehrt sich jeder Daseinsberechtigung und wirkt eher wie ein liegengebliebenes Projekt, dass aus reiner Langeweile entstanden ist.

Kann sein, dass mittlerweile einiges gefixt wurde, ich habe ehrlich gesagt nicht die Kraft, mich möglicherweise erneut von Garden Witch Life enttäuschen zu lassen. Einmal reicht mir. Immerhin ist das nicht mal der einzige Kandidat, der mir für einen Fail des Jahres eingefallen ist: Auch Harry Potter: Quidditch Champions fand ich so belanglos, dass es mich fast ein bisschen wütend gemacht hat. Im Gegensatz zu meiner schlussendlichen Nominierung habe ich hier allerdings von vorne rein nicht unbedingt mit Spielspaß gerechnet – vor einer Enttäuschung war ich also sicher.

Paul – South Park: Snow Day!

Als riesiger, jahrzehntelanger Jünger, der seine wissenschaftlichen Arbeiten über das Humorempfinden des Menschen im Rahmen seiner Universitätslaufbahn sogar den beiden Schöpfern der seit 1997 fortwährenden Cartoon-Satire gewidmet hat, war ich voller Vorfreude auf den zu Beginn des Jahres erschienenen, aktuellen Videospielableger South Park: Snow Day!.

Dies erst einmal zurecht, versprach mir THQs neueste, derbe Animationsausgeburt zunächst doch genau das, was ich mir nach dem grandiosen Stab der Wahrheit und der nicht minder genialen rektakulären Zerreißprobe meines Lachgetriebes von einem neuen Spiel mit dem Zusatz „Online-Koop“ erhofft hatte. Genau: Stundenlangen Spaß mit meinen Dudes im Discord, die angesteckt vom vulgären Humor Tray Parkers und Matt Stones zu ganz eigenen, geistigen Tiefpunkten angeheizt werden.

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Aufgeregt wie ein Schüler beim ersten satten Schneeschauer bestellte ich mir den Titel für lockere 40 Flocken sogar vor, ganz heiß darauf, Freunde wie Feinde mit – vorzugsweise gelbem – Pulver so richtig einzuseifen. Leider scheiterte es bei Snow Day! an genau den genannten Punkten: Stundenlang – ja, ganze vier um genau zu sein – und Spaß, denn als ich zur verabredeten, langen Gaming-Nacht gerade meinen PC hochgefahren hatte, hatten die mit weniger Arbeit oder einem früheren Feierabend gesegneten, besagten Atzen das Spiel schon durch und ebenfalls enttäuscht zu den Akten gelegt.

Abgesehen von der unter meinen warmen Fingerchen schmelzenden Spielzeit holte mich weder das gelinde gesagt langweilige Gameplay noch die eher so hingekleistert wirkende Story von South Park: Snow Day! wirklich ab. Klar, schon zur Ankündigung und nach dem ersten Trailer-Material war absehbar, dass man eine andere Richtung als bei den gefeierten Vorgängern einschlagen würde. Dass diese letzten Endes so ernüchternd sein würde, dass ich es bis heute bereue, blind vorbestellt zu haben, hätte ich jedoch nicht gedacht. Bleibt zu hoffen, dass die ziehenden Schlittenhunde bei THQ ordentlich an den Leinen reißen und mit einem zukünftigen Franchise-Ableger wieder die Kurve kratzen.

Für das nächste Weihnachten wünsche ich mir dann nämlich ein South Park-Spiel wie Stick of Truth, vielleicht mit ein paar Baldur’s Gate 3-Anleihen und einem ordentlichen Online-Koop, der nicht so schnell verfliegt wie der hauchzarte Himmelszucker im Berliner Großstadtgewimmel.

Quellen: YouTube / Life is Strange, PlayStation, South Park Studios