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Dragon Age: The Veilguard im Test – Biowares starke, aber längst nicht perfekte Rückkehr

Nach zehn Jahren gibt es endlich die Fortsetzung zu Inquisition: Ob Bioware mit Dragon Age: The Veilguard das große Comeback gelingt oder endgültig zum Einheitsbrei wird, verraten wir euch im Test.

Screenshot-Collage aus Dragon Age: The Veilguard, versehen mit dem 4P-Testbanner.
© Electronic Arts / Bioware / Adobe Photoshop [M]

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Ob Star Wars: Knights of the Old Republic, die Mass Effect-Trilogie oder Baldur’s Gate 2: Ich mochte schon immer Bioware-Spiele. Ja, selbst das völlig zurecht kritisch zu betrachtende Anthem hat mir trotz allem mehr Stunden Spaß gemacht als ich eigentlich zugeben möchte. Letztgenannter Titel ist jedoch das unverkennbare Zeichen dafür, dass der Name Bioware längst nicht mehr so ruhmreich ist wie einst. 

Warum ich den Test zu Dragon Age: The Veilguard so einleite? Weil die Fortsetzung zu Inquisition, auf die Fans wie meine Wenigkeit zehn Jahre warten musste, laut den zuständigen Entwickler*innen nach einer holprigen Findungsphase genau das Rollenspiel ist, was sie immer machen wollten. Ein klares Konzept, von Anfang bis Ende durchdacht, ohne zu sehr wie in der jüngeren Vergangenheit irgendwelchen Trends zu folgen.  

Eine Aussage, welche ich nach dem Enthüllungstrailer wie so viele Fans nicht glauben konnte: Das erste Bildmaterial war bunt, poppig und auf cool getrimmt, dass man glauben könnte, hier hüpfen gleich mittelalterliche Avengers-Superhelden aus dem Monitor. Im Grunde war es genau das, was dieses vierte Dragon Age-Abenteuer in diesen ersten zwei Minuten vermittelte: Dem Trend folgen, auch wenn dieser längst nicht mehr so aktuell ist.  

Nach über 80 Stunden Spielzeit muss ich allerdings konstatieren: Dragon Age: The Veilguard ist tatsächlich das Produkt einer klaren Linie – und ähnelt nun noch viel mehr dem bei Fans enorm populären Mass Effect 2

Dragon Age: The Veilguard ist eine wahre Fortsetzung 

Aber der Reihe nach und da gilt es einen Punkt von Anfang an festzuhalten: Dragon Age: The Veilguard ist eine glasklare Fortsetzung, im Grunde das erste Mal innerhalb des Franchise, obwohl man erneut in die Rolle eines neuen Protagonisten oder einer Protagonistin schlüpft. Dennoch knüpft die Handlung direkt an die Ereignisse von Inquisition und dessen DLC Trespasser (deutsch: Eindringling) an. Wer das Abenteuer nicht gespielt hat und völlig ohne Vorahnung in Veilguard hüpft, der könnte am Anfang ganz schön überfordert sein. 

Schon der Prolog, der in der Gameplay-Präsentation im Juni 2024 gezeigt wurde und unverändert im finalen Spiel ist, stellt das unter Beweis: Elfenzauberer Solas, der auch als Schreckenswolf oder Fen’Harel bekannt ist, ist drauf und dran mit einem mächtigen Ritual den titelgebenden Schleier, eine mächtige Barriere zwischen dem Reich Thedas und einer magischen Dimension, einzureißen. Zusammen mit den Zwergen Varric und Harding sowie Neuzugang Neve Gallus gilt es, das zu verhindern – was auch tatsächlich klappt. Zumindest theoretisch. 

Zwar wird das Ritual unterbrochen, wodurch Solas in der Dimension des Nichts landet, gleichzeitig werden aber auch zwei von Machtgeilheit und tyrannischen Gedanken getriebene Elfengötter befreit. Der neue Plan? Ebenjene Götter, die Teil des Evanuris waren, aufhalten, bevor sie die freien Völker von Thedas unterjochen und dem Erdboden gleichmachen. 

Jene Prämisse versteht man gewiss auch als Neueinsteiger*in in das Dragon Age-Franchise, dennoch werden euch beim Spielen viele Nuancen verloren gehen, wenn ihr nicht mindestens Inquisition gespielt habt. Vieles könnt ihr zwar über das Glossar im Spiel anlesen, aber einiges bleibt maximal oberflächlich. Auch einige Auftritte von früheren Charakteren werdet ihr wohl nur mit einem Schulterzucken quittieren, während eingefleischte Fans über beide Ohren grinsen.  

Einer der besten Bioware-Charaktere 

Als Franchise-Frischling werdet ihr auch nicht gänzlich den fulminanten Charakter von Solas genießen können: Für mich ist der glatzköpfige Elf einer der bestgeschriebenen und spannendsten Charaktere, die Bioware jemals erschaffen hat. Und das auch schon bevor er sich am Ende von Inquisition als Fen’Heral entpuppt oder seinen wahren Plan in Trespasser erklärt hat.  

Solas ist vielschichtig, seine Motivation ist grundlegend nachvollziehbar und er ist bei weitem nicht durchtrieben böse. Nein, er ist sogar in gewisser Art ein gebrochener Charakter, der vieles in seiner Vergangenheit bereut und sich vor allem schuldig fühlt. Das möchte er wiedergutmachen, selbst wenn er dafür nicht gerade wenige Leben opfern muss. Gleichzeitig weiß man nie, woran man bei ihm wirklich ist und ob das, was er zu Worte gibt, tatsächlich stimmt. Nicht, dass er lügen würde, aber er weiß mit Worten gut umzugehen und die Wahrheit so zu drehen, dass er mit seinen Vorhersagen im Recht lag.

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Genau jener Solas sollte eigentlich mal der ganz große Widersacher werden: Zumindest hat es der ursprüngliche Projektname Dragon Age: Dreadwolf so angedeutet. Im fertigen Spiel ist Solas aber die meist Zeit eine Randfigur: Im Nichts gefangen, kann er seinen eigentlichen Plan nicht mehr umsetzen. Das nagt an der göttlichen Figur – und auch an mir selbst. Denn immer, wenn ich trotz allem mit ihm sprechen kann und er mir wie eine Art Berater wider Willen zur Seite steht, merke ich, wie faszinierend dieser Charakter noch immer ist und wie er mich als eine notgedrungene Schachfigur aufs Feld schiebt.  

Leider gibt es davon viel zu wenige Momente. Denn Solas ist längst nicht allgegenwärtig, sondern nur zu bestimmten Momenten erreichbar oder wenn ich über Vergangenheitsportale mehr über ihn und die frühere Elfengeschichte erfahre. Diese Sequenzen gehören zu den stärksten von Dragon Age: The Veilguard und ich habe mich jedes Mal wie ein Schneekönig darüber gefreut. Ob man auch ohne die Inquisition-Vorgeschichte so derart mitfiebert? Ich habe da so meine Zweifel.