Veröffentlicht inTests

Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain (Action-Adventure) – Schleichen in der offenen Welt

Es ist das Ende einer Ära. Und auch wenn Konami weiter die Rechte an der Marke besitzt und die Reihe in Zukunft fortsetzen möchte: Ohne Hideo Kojima, der seit 1987 seine „Schlangen“ auf Infiltrationsmissionen schickt und das Stealth-Genre maßgeblich mitgeprägt hat, wird Metal Gear nicht mehr das Gleiche sein. Setzt der Star-Designer mit Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain ein letztes Ausrufezeichen oder muss er für das Schleichen in der offenen Welt zu viele schmerzhafte Kompromisse eingehen?

© Kojima Productions / Konami

Täglich grüßt das Schädeltier

In der Vergangenheit durchbrachen die Bosskämpfe die Routine und markierten mit außergewöhnlichen Design-Ideen oft fantastische Höhepunkte innerhalb der Schleich-Action – man denke nur an den legendären Kampf gegen Psycho Mantis, The Fear oder andere schillernde Persönlichkeiten des Metal-Gear-Universums. Verglichen mit diesen glorreichen Momenten enttäuscht der fünfte Teil: Zum einen muss man sich hier nur sehr selten außergewöhnlichen Gegnern stellen und zum anderen hält sich deren Auswahl in Grenzen. So trifft man im Verlauf der Geschichte gleich mehrmals auf die mysteriöse Skull Unit mit Borg-Anleihen oder den brennenden Mann, wobei deren Schwachstellen meist schnell durchschaut sind und die Kämpfe längst nicht mehr so kreativ oder gar fordernd ausfallen, wie es in der Vergangenheit der Fall war (Stichwort: Controller-Wechsel). Auch die erste Begegnung mit Quiet, der extrem luftig bekleideten Scharfschützin, ist im Kern nur ein aufgewärmtes Duell, wie man es in der Vergangenheit schon spannender mit The End und Sniper Wolf erlebt hat. Das ist bedauerlich, war Metal Gear doch immer für seine außergewöhnlichen Bosskämpfe bekannt, von deren Qualität und Anspruch man hier trotz guter Inszenierung und interessanter Ansätze weit entfernt ist. Nein, es ist nicht schlecht, was Kojima und sein Team hier servieren – vor allem die Begegnungen mit dem neuen und stylischen Mech haben es in sich. Aber von einem Metal Gear erwartet man als Fan und aufgrund der bisherigen Tradition einfach etwas mehr als das, was letztlich geboten wird.  

Mein eigenes Hauptquartier

[GUI_STATICIMAGE(setid=78364,id=92507643)]
Die Mother Base lässt sich schrittweise ausbauen und vergrößern. Die Entwicklungsabteilung sorgt für Nachschub an neuen Waffen und Gadgets. © 4P/Screenshot

Basis-Management, Entwicklung und Rekrutierung sind nicht mehr neu für die Reihe – immerhin führte Kojima diese Elemente schon beim PSP-Ableger Metal Gear Solid: Peace Walker ein, baut das Konzept hier aber weiter aus. Wie gewohnt, holt man weiterhin feindliche Soldaten via Fulton-System oder auf andere Weise aus der Kampfzone heraus, um sie für die eigene Armee zu rekrutieren. Besonders beliebt sind selbstverständlich Experten in Gebieten wie Kampf, Medizin, Aufklärung oder Ingenieure. Dank einer frühen Verbesserung von Snakes High-Tech-Fernglas lassen sich bereits im Vorfeld die Fähigkeiten von markierten Personen in den jeweiligen Bereichen analysieren, so dass man schnell die Spreu vom Weizen trennen kann. Doch auch das Sammeln von Ressourcen spielt im Zusammenhang mit der Basis eine zunehmend wichtige Rolle: Sie dienen bei Verkäufen nicht nur als wichtige Geldquelle, sondern werden auch für den Ausbau neuer Plattformen sowie für die Herstellung von Munition und anderen Gegenständen benötigt.

Und so empfinde ich die optionalen Sammelaufgaben hier durchaus als sinnvoll, weil ich weiß, dass mir das Pflücken jeder einzelnen Heilpflanze oder das Einsacken von Materialien einen Mehrwert bringt. Später kann ich mit einem verbesserten Ballonsystem neben Geschützen und Fahrzeugen sogar komplette Container mit wertvollen Ressourcen extrahieren. Schön auch, dass man das Personalmanagement automatisch regeln kann oder sich auf Wunsch selbst um die Verteilung jedes einzelnen Rekruten in die entsprechenden Abteilungen kümmern kann. Später entsendet man außerdem wieder eigene Einheiten in Kampfgebiete – vergleichbar mit den Gilden-Aufträgen in Assassin’s Creed – und nutzt zunehmend wertvolle Informationen der Aufklärung. Wer will, kann sich sogar als Künstler versuchen und mit den zahlreichen freischaltbaren Emblemen sowie anderen grafischen Elementen ein eigenes Logo basteln und seine Basis visuell anpassen.  

Gigantische Auswahl

[GUI_STATICIMAGE(setid=78364,id=92507645)]
Wenn man es richtig krachen lassen will, kapert man eben einen Panzer. © 4P/Screenshot

Im Zentrum steht allerdings die Entwicklungsabteilung, die mit entsprechenden Materialien und Personal Zugriff auf ein phänomenales Waffen- und Gerätearsenal gewährt, das keine Wünsche offen lässt: Von der einfachen (Wasser-)Pistole über eine riesige Auswahl an Sturm- Scharfschützen- und Maschinengewehren bis hin zu Schrotflinten und schwerem Kaliber wie modernen Raketenwerfern sowie verschiedenen Granatentypen findet sich hier alles, was man für den offenen Schlagabtausch benötigt. Wer es lieber leiser mag, lässt dagegen Equipment mit nicht-tödlicher Munition entwickeln oder nutzt vor allem die coolen Gadgets, welche z.B. die üblichen Kartons, aufblasbaren Attrappen oder sinnvolle Verbesserungen wie ein Sonar für Snakes bionische Armprothese beinhalten. Das wohl wichtigste und sinnvollste Utensil ist Snakes iDroid, das nicht nur als Karte und Codec, sondern auch als mobile Kommandozentrale fungiert. Mit dem kleinen Gerät lässt sich u.a. Unterstützung anfordern und das gesamte Management der Mother Base übernehmen. Doch egal ob Knarre, Karton oder Spielerei: Was hier alles aufgefahren wird, ist der pure Wahnsinn und manchmal fällt die Entscheidung angesichts der riesigen Auswahl schwer, was man überhaupt als nächstes entwickeln möchte. Oder man ärgert sich, dass entweder benötigtes Personal oder das Budget fehlt, um das nächste Objekt der Begierde in Auftrag zu geben.

Wer lieber schleicht, wird allerdings schnell feststellen, dass man abseits der schallgedämpften Betäubungspistole gar nicht so viel Zeug benötigt, zumal auch der optionale Reflex-Modus ein gutes Sicherheitsnetz darstellt, falls man entdeckt wird und den Späher noch rechtzeitig in Zeitlupe ausschalten kann, bevor er Alarm auslösen kann. Doch sobald die Sirenen heulen und der Feind ständig Verstärkung für die Hetzjagd anfordert, die bis zum Anrücken von Panzern und Kampfhubschraubern reichen kann, legt man die Pistole schnell zur Seite und greift doch lieber zu MG und Panzerfaust – oder hofft darauf, so lange in einem Versteck auszuharren, bis sich die Aufregung wieder etwas gelegt hat. Gerade diese Möglichkeit, den Spielverlauf nach eigenen Wünschen gestalten und anpassen zu können, stellt eine gewaltige Stärke in diesem Teil dar.


  1. Steppenwaelder hat geschrieben: Na da ist aber jemand richtig sauer dass das böse böse 4p das Spiel nicht so bewertet wie man es gerne hätte. Nächstes mal versuchen wir es noch mit Argumenten und ich kann vielleicht sogar inhaltlich drauf antworten, bei dem Gestammel leider nicht möglich.
    Da liegt zum Glück der Unterschied zwischen uns, ich hänge meine Emotionen nicht an irgendwelchen Zahlen fest für ein PC-Game :lol:
    Mal mehr raus gehen und so, tut dir bestimmt mal gut :Häschen:
    Ich habe den von dir zitierten Beitrag auf den letzten zwei Seiten nicht entdecken können. Nur einen derart alten Beitrag auszugraben, um schwerlich etwas on topic, sondern viel mehr um zu provozieren solltest du in Zukunft sein lassen. Eine gelbe Karte gibt es dafür. - Gez. Oynox

  2. Mal ne völlig blöde Frage: ich bin in Kapitel 2... muss ich jetzt die ganzen alten Missionen nochmal auf Extrem/bla spielen um "neue" freizuschalten? Meinen die das ernst?

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1