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Pillars of Eternity 2: Deadfire (Rollenspiel) – Schatzkiste voller Abenteuer

Vor drei Jahren konnte Pillars of Eternity als Rollenspiel alter Schule begeistern, indem es an die Qualitäten von
Klassikern wie Baldur’s Gate sowie Planescape Torment anknüpfte und diese um eigene Ideen bereicherte. Auch wenn es bei den Kämpfen hakte: Heraus kam ein wunderbar erzähltes Abenteuer mit tollen Charakteren, interessanter neuer Spielwelt sowie epischem Fantasyflair. Jetzt ist der Nachfolger erhältlich, der von 33.614 Unterstützern mit satten 4,4 Millionen Dollar finanziert wurde. Wie sich Pillars of Eternity 2: Deadfire auf dem PC präsentiert, verrät der Test.

© Obsidian Entertainment / Red Cerberus / THQ Nordic / Versus Evil

Es war einmal eine Festung

Kaum richtet man sich als Held häuslich ein und genießt mal für fünf Jahre seine Ruhe, wird einem der Boden unter den Füßen weggerissen. So stark, dass sogar die Welt ins Wanken gerät: Denn tief unter der eigenen Festung regt sich nichts Geringeres als ein Gott namens Eothas. Er erwacht in Gestalt eines steinernen Riesen, zerstört Caed Nua, marschiert davon und hinterlässt mit seinen mächtigen Füßen riesige Krater sowie heilloses Entsetzen. Und der Held? Steht nach dem Zusammenbruch seines Zuhauses an der Schwelle des Todes. Aber als „Wächter“ kann er nicht nur die Seelen der Toten sehen und ihre Stimmen hören, sondern hat scheinbar auch göttliche Schutzengel, die ihn im nebulösen Zwischenreich erwarten. Hier beginnt ein Abenteuer, das zunächst in eine klassische Charaktererstellung mündet.

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Pillars of Eternity 2 bietet viele Optionen: Ihr könnt euer Spielerlebnis hinsichtlich Anspruch und Visualiserung individuell anpassen. © 4P/Screenshot

In einem schönen Rückblick wird man mit den bisherigen Ereignissen vertraut gemacht, die man aber trotz vieler Bezüge und bekannter Personen nicht unbedingt kennen muss. Wer sich allerdings auf die Völker und Mächte dieser Welt einlassen will, bekommt reichlich Gelegenheit im Spiel sowie in zahlreichen Büchern und Lexikonartikeln. Sehr vorbildlich ist die interaktive Stichworterläuterung: Immer wenn man Dialoge oder Texte liest, die diesmal übrigens komplett und weitgehend gut ins Deutsche übersetzt worden sind, werden Schlüsselbegriffe hervorgehoben. Man erhält dann per Mouseover z.B. eine kurze Erklärung zu einem Gott wie Eothas oder über ein Volk wie die Orlaner. So wird der Lesefluss nicht unterbrochen, weil man nicht ständig etwas nachschlagen muss.

Trotzdem gibt es dafür viele Gründe, denn die Fantasywelt von Eora ist prall gefüllt vom göttlichen Pantheon bis hin zu diversen Kriegen, exotischen Gebräuchen, seltsamen Kreaturen und historischen Ereignissen. Man wird von einem vielschichtigen Universum empfangen, das zwar ein entfernter Verwandter von Dungeons & Dragons ist, aber auch zu den kreativeren Neuschöpfungen der modernen Fantasy gehört. Es bereichert klassische Archetypen und Begriffe wie Zwerge, Elfen, Zauberer oder Paldine mit nicht auf Anhieb durchschauten Zusätzen, die für die nötige Neugier und Fremdheit sorgen. Ohne billigen Kitsch oder zu viel Pathos entdeckt man eine ebenso vertraute wie exotische Welt voller politischer, religiöser und philosophischer Konflikte, die auf einer gewachsenen Geschichte beruht.

Auf der Spur eines Gottes

Und die konnte man ja im Vorgänger ein wenig beeinflussen. Man darf übrigens die

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Nachdem die eigene Festung zerstört ist, folgt der Held dem Gott Eothas in das Todesfeuer-Archipel. Eine karibisch anmutende Terra incognita mit zig Inseln, die man mit dem Schiff erkunden kann. © 4P/Screenshot

Folgen seiner Taten aus Pillars of Eternity aus einem Spielstand übernehmen oder sich für eine von sechs möglichen Startsituationen entscheiden – da kann man u.a. wählen, als „Wächter“ eher gerecht oder egoistisch, diplomatisch oder skrupellos agiert zu haben. Entsprechend begegnen einem die Leute später im Spiel anders oder auch gar nicht. Wer z.B. die negativste Ausgangslage „Alles schlecht“ aktiviert, hat quasi für Unheil en masse gesorgt und sogar alle Gefährten verloren…man kann also auch als Seuchenvogel beginnen.

Es ist schön, wie flexibel man den Start in dieses Abenteuer gestalten kann. Wie gehabt darf man natürlich auch einen Charakter erstellen, aus zig Klassen von Waldläufer bis Barde wählen. Neu sind die Multiklassen wie etwa Hexer, die z.B. Barbar und Zauberer in sich vereinen und dann in beiden Pfaden entwickelt werden können – über 50 Kombinationen sind möglich! Man kann einen von fünf Schwierigkeitsgraden einstellen (wer den Vorgänger kennt, sollte die vierte Stufe „Schwer“ wählen) sowie z.B. visuelle Hilfen abschalten und sogar unterschiedlich angeordnete Schablonen für die Benutzeroberfläche aktivieren. Obsidian Entertainment fährt alles an Service auf, was man so im Laufe einer millionenschweren Kickstarter-Kampagne auffahren kann.

  1. Hi,
    Test ist ja schon älter, aber ich habe eine Frage:
    Mir hat der erste Teil so garnicht zugesagt, obwohl ich seit 25 Jahren CRPGs und auch P&P spiele. Ich fand die Story langweilig inszeniert, das Kampfsystem schrecklick, die Charaktere eher meh usw.
    Ist POE2 anders, oder sehr ähnlich?
    Wenn sehr ähnlich, dann sehe ich davon ab, es zu probieren.
    Danke!

  2. Ich bin zwar recht spät dran, habs aber jetzt durch. Ich bin ein großer Fan von BG2 und vom ersten Pillars of Eternity. Den Nachfolger fand ich aber leider deutlich schlechter.
    Die Hauptgeschichte ist ziemlich enttäuschend, das Ende wirkt belanglos und langweilig, nicht mal einen wirklichen Endkampf gibt es.
    Zusätzlich finde ich diesen Versuch, sowas wie eine Open World aufzubauen eher als Nachteil, weil die Geschichte dadurch auf der Strecke bleibt. Es wirkt mehr wie ein Abarbeiten einer Checkliste an Aufträgen. Das verbunden mit dem ständigen hin und her fahren/laufen macht es sehr zäh. Ich glaube ich habe von 80h Spielzeit 10h nur auf den Wechsel eines Gebiets gewartet. Ganz schrecklich.
    Die Inseln erkunden bringt auch nicht viel, ein bisschen Ausrüstung, die man aber auch so zur Genüge bekommt. Nicht mal einen größeren Dungeon wie in Teil 1 gab es.
    Wie gesagt hab ich Teil 1 verschlungen und Teil 2 dann gerne gebackt. Bin aber im Nachhinein froh, dass es nur die kleinste Version war und ich das Spiel dadurch günstig bekommen habe.
    Addons habe ich nicht und werde ich jetzt auch nicht mehr anschaffen. Schon White March fand ich im Übrigen nicht mehr so gut wie das Hauptspiel.

  3. Mir gefällt es bis jetzt deutlich besser als der erste Teil. Das mit dem Schiff rumfahren auf der Weltkarte ist genau meins. Schade ist nur das, dass Crew und Schiffs Managment im Prinzip toll aufgebaut ist, aber es so einfach ist das man nach kürzester zeit eh nichts mehr verändern muss. Ich tu mich halt extrem schwer dem Setting was abzugewinnen. Nicht das ich das Karibik Setting nicht mögen würde, aber ich finde es ziemlich schwer die einzelnen Parteien und InselVölker auseinander zu kennen. Die sehen alle so ähnlich aus und werden auch nicht wirklich gut eingeführt. Das ist bei "normaler" High Fantasy mit Elfen, Zwergen usw. deutlich einfacher.
    Nach einiger Zeit geht es dann schon, aber da war der Zug für mich schon abgefahren. Die Story interessiert mich jetzt Null, ich fahre nur noch auf der Karte rum und erkunde die Welt, denn das ist für mich auch die größte Stärke des Spiels.
    Auch wenn ich jetzt viel negatives Geschrieben habe bin ich ziemlich zufrieden mit dem Spiel. Ich hatte bis jetzt trotz der vielen Negativ Punkte wirklich viel Spaß und das Game bietet jede Menge Potential um daraus zusammen mit einem Addon ein richtig rundes Erlebnis zu bieten.
    Wenn ich die ganzen Oldschool RPGS der letzten Jahre vergleiche sieht meine Rangliste im Momment so aus:
    Tyranny->Pillars 2->Divinity 2->Torment->Pillars 1

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